
Lausanne-Sport steht vor dem Abstieg
(Keystone-SDA) Lausanne wird seine problematische Lage in der Super League kaum mehr entschärfen können und dürfte zeitnah absteigen. Andernorts stehen zwei Runden vor Ende der Meisterschaft Grundsatzanalysen an.
Im oberen Ligabereich sind die relevanten Fragen geklärt, einzig in der Abstiegszone ist Lausannes Sturz in die Zweitklassigkeit noch nicht amtlich. Doch die Vaudois haben nahezu alle Chancen verspielt. Wegen ihrer miserablen Tordifferenz (-21) müssten sie im Vergleich zum Vorletzten FC Sion innerhalb von 180 Minuten ein Handicap von fünf Punkten wettmachen.
Angesichts des Lausanner Zerfalls ist eine wundersame Trendwende nach sportlichem Ermessen ausgeschlossen. Mit dem Jahreswechsel setzte trotz teurer Transfers eine veritable Erosion ein. In 15 Runden resultierten ein Sieg und die Erkenntnis, für die oberste Klasse nicht gut genug gruppiert zu sein. Die branchenübliche Massnahme haben die Investoren bereits vollzogen; doch die Trennung vom Aufstiegs-Trainer Fabio Celestini löste das Problem nicht.
Am Lac Léman sind die Entscheidungsträger irritiert, mit einem Debakel dieser Grössenordnung kalkulierten sie kaum. Noch im Februar hatte sich der Ex-Coach Celestini in der «NZZ» mit einer ziemlich forschen Ansage zitieren lassen: «Peu à peu wollen wir wieder zu dem Klub werden, der wir vor zwanzig Jahren waren.»
Statt mit deutlich mehr Geld die Etablierten der Liga herauszufordern, werden die Romands vorerst wieder durch die Provinz tingeln müssen. Wie lange der britische Chemie-Multi um den Besitzer James Arthur Ratcliff, der jährlich gegen 60 Milliarden Dollar umsetzt, an das Waadtländer Fussball-Projekt und den geplanten Stadionneubau glaubt, wird sich weisen.
PR-Statements von Krisenmanager Fink
Profiteur des Scheiterns auf der Pontaise sind neben Sion primär die Grasshoppers. Nach wochenlangen Querelen und mutmasslich gezielt verbreiteten Indiskretionen hat sich das Interesse vom intransparenten Führungsstil der Teppichetage wieder auf die grüne Unterlage verlagert. Dort steht mit Thorsten Fink der inzwischen fünfte Coach der aktuellen Saison in der Verantwortung.
Der frühere Basler Meistermacher mit Bundesliga-Vergangenheit ist seit seiner Rückkehr in die Schweiz nicht sonderlich positiv aufgefallen. Dem glanzlosen 1:0 gegen Lausanne folgten empfindliche Rückschläge. Ein 1:2 in Thun und ein trostloses 0:2 gegen Sion. Finks Schönfärbung der missratenen Auftritte wirft Fragen auf: «Die Mannschaft machte ein gutes Spiel. Der Plan ging auf. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir eine grosse Zukunft haben.»
Die Replik des GC-Experten des «Tages-Anzeiger» blieb nicht aus: «Ein gutes Spiel? Fink muss selbst wissen, wie sehr er der Mannschaft hilft, wenn er ihre Leistung derart verklärt.» Die Krise bei den Hoppers bleibt, nur die Namen der Hauptdarsteller ändern auf dem Campus immer mal wieder.
Berner Festwochen, Basler Eingeständnis
Probleme wie jene in Niederhasli sind in Bern selbstredend kein Thema mehr. Selbst die 1:5-Abreibung im St.-Jakob-Park wird bei den Young Boys niemanden ernsthaft belasten. Die Festwochen gehen weiter, das nächste Highlight rückt näher: Der Cupfinal gegen den FC Zürich.
In Basel hat nach dem Verlust der Poleposition die Zeit der Bilanz und parallel dazu die Planung der unmittelbaren Zukunft begonnen. Raphael Wicky, der Trainer des langjährigen Branchenprimus, gewährte in einem ausführlichen Interview mit der «Tageswoche» Einblicke in seinen Verarbeitungsprozess: «Wenn man es schwarz-weiss betrachtet, war es ein titelloses und damit kein Top-Jahr. Aber es war alles andere als eine katastrophale Saison. Nur schon was die Mannschaft in der Champions League geschafft hat, ist fantastisch und nicht selbstverständlich.»
YB zollte Wicky Respekt. Die Berner seien während der entscheidenden Phase so stabil gewesen wie der FCB in den vergangenen Jahren. Und der FCB-Taktgeber gestand im Rückblick strategische Fehler ein: «Wahrscheinlich haben wir im Winter zu viel durcheinandergebracht im Team. Es waren zu viele Wechsel.» Eine gewisse Konstanz sei auf höchstem Niveau ausschlaggebend, so Wicky und spricht von einem «relativ massiven Eingriff in ein funktionierendes Team». Die Auswirkungen hätten sie unterschätzt.