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Burgdorf mit «Courage» gegen rechte Gewalt

Skinheads haben in Burgdorf keinen Platz - der Gemeinderat will das mit der Aktion "Courage" klar machen. Keystone

Rechtsgerichtete Jugendliche und Skinheads terrorisieren Burgdorf. Das wurde von offizieller Seite zwar lange heruntergespielt, aber jetzt wo die Wahlen vorbei sind, tun die Behörden etwas: "Courage" heisst ihr Programm, das helfen soll.

Pins und T-Shirts wurden mit dem Logo «Courage» bedruckt und sollen so zwischen Bürgerinnen und Bürgern Verbundenheit schaffen und ein Zeichen gegen Gewalt setzen. Zusätzlich finden verschiedene Aktivitäten zum Thema Rechtsextremismus statt. Angesprochen werden sollen gefährdete Jugendliche und junge Erwachsene, aber auch Eltern und Lehrpersonen.

An einer ersten Veranstaltung kamen Anfangs Juni der Rechtsextremismus-Experte und Journalist Jürg Frischknecht und die Psychologin Agnes Berger Bertschinger unter der Leitung von SP-Gemeinderätin Elisabeth Zäch zu Wort. «Courage – für Menschen und gegen Gewalt» ist das erste Ergebnis eines langwierigen, harzigen Prozesses.

Rechtes Burgdorf

Am Fest der Solenität, dem als Solätte bekannten traditionellen Burgdorfer Volksfest Ende Juni, war es zu einer Schlägerei gekommen; mindestens eine Person wurde verletzt. Laut Augenzeugen hatten rund 20 Neonazis eine Personen-Gruppe umringt und diese angegriffen.

Die Polizei schritt nicht ein und spielte den Vorfall herunter. In den folgenden Tagen hagelte es in der Lokalpresse Vorwürfe gegen die Polizei: Sie sei informiert worden, habe aber nicht eingegriffen. Zudem seien zuwenig Beamte im Einsatz gestanden.

Politik schwieg lange

Der Gemeinderat wollte sich zur rechten Gewalt nicht äussern und versprach, im November zu informieren. «Rechtsextremismus darf in Burgdorf nicht zum Wahlkampfthema werden», sagte SVP-Stadtpräsident Franz Haldimann. Bis im Herbst war der Vorall zu einem veritablen Image-Problem geworden: «Die Schweiz blickt nach Burgdorf. Rechtsextremismus und Burgdorf werden oft in einem Atemzug genannt», schrieb Astrid Tomczak-Plewka, Lokalredaktorin der Berner Zeitung (BZ), im letzten November.

Doch der Gemeinderat reagierte. Eine Delegation wurde an eine internationale Tagung geschickt, wo über die rechte Szene, den Einstieg und mögliche Auswege diskutiert wurde. Resultat war das «Courage»-Programm, das am 5. Juni, gerade rechtzeitig vor der Solätte 2001, anlief.

Die neugewählte Gemeinderätin Zäch zu den Medien: «Wir schauen hin und nicht weg.» An der ersten Podiums-Diskussion meldeten sich viele Jugendliche. Sie wollten wissen, warum die Polizei bei verbalen und auch tätlichen Übergriffen nicht helfe. Zäch will nun in weiteren Veranstaltung auch die Polizei einbeziehen und sie mit den Anschuldigungen konfrontieren.

Philippe Kropf und Agenturen

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