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Eishockey-WM: Zürich für einmal die Nr. Zwei

Keystone

Die Eishockey-Weltmeisterschaft 2009 findet bis am 10. Mai in der Schweiz Stadt. Am grössten Sportanlass des Schweizer Sportjahres spielt Zürich für einmal nur in der zweiten Linie, hinter Bern.

Sportlich gesehen ist Zürich die Eishockeystadt Nummer 1 in der Schweiz, spätestens seit dem grossartigen Sieg der Zürcher Löwen in der Champions Hockey League gegen die haushohen russischen Favoriten von Metallurg Magnitogorsk.

Doch wie im Januar kommt es jetzt an der WM zu einem «Kuriosum»: Während die ZSC Lions damals ihren Sensationssieg in Rapperswil herausspielten, finden die 24 «Zürcher» WM-Partien in Kloten statt. Genauer: In der Kolping-Arena, die für rund sieben Mio. Franken renoviert wurde und für den Grossanlass Arena Zürich-Kloten heisst.

Sanfte Klänge statt harte Checks

Der Blick auf den Veranstaltungskalender zeigt, dass das Hallenstadion während des grössten Anlasses des Schweizer Sportjahres 2009 anderweitig belegt ist: Statt harte Checks gibt’s etwa Schmuse-Pop mit Lionel Ritchie.

Und wenn am 10. Mai in Bern die beiden Finalisten um die WM-Krone kämpfen, zeigen im Zürcher Hallenstadion die Harlem Globe Trotters ihre Künste, mit dem Basketball.

Die WM-Dislokation in den Flughafen-Ort ist laut Heinz Mazenauer nicht in der Programmierung des Hallenstadions zu suchen: «Die WM-Organisatoren wünschten keine zweite Gross-Arena», sagt der Kommunikationschef des Turniers.

Die grosse Berner PostFinance-Arena mit ihren 11’500 Plätzen sowie die Nähe zur Westschweiz hätten den Ausschlag zugunsten der Bundesstadt als Hauptaustragungsort gegeben, so Mazenauer.

Highlights vor den Toren der Stadt

Für Kloten als zweiten WM-Austragungsort habe die hohe Anzahl an Hotelbetten sowie die unmittelbare Nähe zum Flughafen und zur Stadt Zürich gesprochen.

Auch die Zürcher Kontroverse um das Hallenstadion spielte laut Mazenauer keine Rolle bei der Wahl der WM-Arena. Den Bau eines neuen Hallenstadions hatten Politiker dem Stadtzürcher Volk unter anderem damit schmackhaft gemacht, dass eine moderne Multifunktions-Arena auch der Zürcher Sportszene Auftrieb verleihen werde.

Schon bei der Verlegung des Finals der Champions Hockey League im Januar in das – übrigens sehr malerische – Provinzstädtchen Rapperswil am oberen Zürichsee waren kritische Stimmen zu vernehmen, dass sich Zürich damit lächerlich mache, zumindest vor der Eishockey-Welt.

Man kann es aber auch von der anderen Seite betrachten: Damals sprang Rapperswil noch so gerne in das grosse Scheinwerferlicht. Und jetzt kann sich Kloten als WM-Ort profilieren.

Teures Pflaster

Zürich bleibt natürlich Hauptattraktion, was die match-freie Zeit von rund 50’000 erwarteten Fans betrifft. Die grösste Stadt der Schweiz, die wiederholt als Stadt mit der höchsten Lebensqualität weltweit erkoren wurde, besticht mit einer mediterranen Seepromenade, der Bahnhofstrasse als Luxus-Shoppingmeile sowie mit Kunstmuseen, die zu den besten der Welt gehören.

Opernhaus sowie Theater- und Konzertlokale ebenfalls von Weltruf runden das kulturelle Angebot ab. Für das leibliche Wohl sorgen zahlreiche feine Restaurants sowie trendige Cafés und Bars. Selbst Freunde der Alternativkultur kommen dank der Roten Fabrik in der Banken- und Finanzmetropole auf ihre Rechnung.

Mit seiner Grösse, seinem Tempo, und natürlich dem Flughafen, ist Zürich Tor der Schweiz zur Welt. Die Stadtzürcher sind sich ihrer Position als Nr. 1 nicht nur bewusst, sie bringen dies auch unverholen zum Ausdruck.

So in den Namen. Der Flughafen ist nicht mehr der Flughafen Zürich/Kloten, sondern heisst jetzt Unique Airport. Der Standort Hönggerberg der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) ist zur Science City mutiert, und die Stadt als solches erklärte sich schlicht zur Downtown Switzerland – dem Zentrum der Schweiz; dort, wo’s abgeht.

Klar, dass solch Unbescheidenheit Spott und Hohn der Nachbarn erntet. Nicht nur in Bern und Basel gelten Zürcher als arrogant.

Geeint wie ein sechster Mann

In der PostFinance-Arena in Bern, wo die Schweiz ihre WM-Spiele austrägt, ist von solch inner-schweizerischen Rangeleien nichts zu spüren. Wie ein sechster Mann auf dem Eis unterstützen die Schweizer Fans geeint das Gastgeber-Team.

Wie weit sich die Spieler von Coach Ralph Krueger von frenetischen Heimpublikum tragen lassen, wissen wir spätestens am 10. Mai, dem Tag des Finals.

swissinfo, Justin Häne
(Übertragung aus dem Englischen: Renat Künzi)

Die Eishockey-Weltmeisterschaft findet vom 24. April bis 10. Mai 2009 in Bern und Zürich statt.

16 Mannschaften nehmen am WM-Turnier teil. Die Schweiz trägt ihre drei ersten Begegnungen in der Gruppe B aus; die Gegner sind Frankreich, Deutschland und Russland.

12 Teams qualifizieren sich für die Zwischenrunde (je drei Erstplatzierte pro Gruppe).

Ab den Viertelfinals mit den besten Acht geht das Turnier in den K.O.-Modus über: Wer verliert, scheidet aus.

Für die Eishockey-WM in Bern und Kloten haben sich rund 800 Journalisten akkreditiert.

Die 56 Spiele werden von 190 TV-Stationen in rund 100 Länder übertragen.

Gesamthaft verfolgen 800 Millionen Zuschauer die WM am Fernsehen.

swissinfo.ch

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