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Freigelassener NZZ-Journalist zurück in der Schweiz

Oswald Iten. Keystone Archive

Der vor zwei Wochen in Indonesien verhaftete NZZ-Journalist Oswald Iten ist am Sonntag (17.12.) nach zwölftägiger Haft wohlbehalten in die Schweiz zurückgekehrt. Mit seiner Festnahme wollten die Behörden nach Ansicht Itens ein "Exempel statuieren".

Iten landete am Sonntag kurz vor Mittag in Zürich-Kloten. Er war am letzten Mittwoch nach Interventionen des Eidgenössischen Aussendepartements (EDA) und mehrerer internationaler Journalisten-Organisationen von den indonesischen Behörden aus einem Gefängnis in der indonesischen Ostprovinz Irian Jaya entlassen worden.

Dank für ausgezeichnete Unterstützung

Der 50-jährige NZZ-Journalist zeigte sich bei seiner Ankunft erleichtert. Dank der sehr guten Unterstützung durch das EDA und die Schweizer Botschaft in Jakarta sei er schneller frei gekommen als befürchtet. Für die Freilassung hatte sich auch Bundesrat Joseph Deiss eingesetzt.

Gezielte Einschüchterung

Der Polizeichef der Provinzhauptstadt Jayapura habe mit seiner Verhaftung der Welt demonstrieren wollen, dass eine freie Berichterstattung über den Unabhängigkeitskampf in der indonesischen Provinz nicht geduldet werde, zeigte sich Iten gegenüber den Medien überzeugt. Die Behörden wollten ein «Exempel statuieren».

Intervention der Zentralregierung

Deutlich weniger autoritär habe sich jedoch nach der Intervention der Schweiz die indonesische Zentralregierung gezeigt. Der Chef der Immigrations-Behörde habe ihm nach der Freilassung versichert, dass er jederzeit wieder nach Indonesien einreisen dürfe.

Ein Landesverweis sei gegen ihn nicht verhängt worden. Seine Freilassung habe der indonesische Polizeichef persönlich angeordnet sagte Iten.

Einreise als Tourist

Iten wurde am 2. Dezember verhaftet, weil er ohne Bewilligung, nur mit einem Touristenvisum im Konfliktgebiet journalistisch tätig war und eine Demonstration während einer Unabhängigkeitsfeier fotografierte.

Er räumte ein, dass er nach Gesetz dafür eine Spezialbewilligung hätte einholen müssen. Damit wären aber, so Iten, eine unabhängige Berichterstattung und vor allem die geplante Reise ins Innere von Westpapua nicht möglich gewesen.

Mithäftlinge gefoltert

Der auf Konfliktgebiete in Asien und Afrika spezialisierte NZZ- Reporter schilderte die schwierigen Bedingungen der Haft in einer 40 Quadratmeter-Zelle ohne WC mit rund 30 weiteren Häftlingen. Angst habe er vor allem am Anfang der Haft gehabt. Persönlich sei er nicht angerührt worden, habe aber ansehen müssen, wie Mithäftlinge gefoltert wurden.

Einer der Separatisten sei an den Folgen gestorben. «Das sind Dinge, die ein ausländischer Journalist nicht sehen sollte», sagte Iten. Deshalb habe er zu Beginn auch für sich Schlimmeres befürchtet.

Nach eintägiger Haft habe sich aber bereits der stellvertretende Schweizer Botschafter Norbert Bärlocher vor Ort für seine Freilassung eingesetzt, sagte Iten. Dieser sagte am Wochenende, gegenüber der SDA, das Beispiel zeige, dass auch nach dem Ende der Suharto-Diktatur in Indonesien noch keine Rechtssicherheit herrsche.

swissinfo und Agenturen




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