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Neuenburg: Listeriose vorerst unter Kontrolle

Die Analyseresultate der Neuenburger "Tommes" aus dem Val de Travers werden am Donnerstag erwartet. Keystone

Im Kanton Neuenburg sind zwei ältere Menschen nach dem Genuss von Rohmilch-Weichkäse an einer Listerien-Vergiftung gestorben.

Total 10 Personen mussten hospitalisiert werden. Gemäss den Gesundheits-Behörden ist die Lage jedoch unter Kontrolle.

Im Kanton Neuenburg sind zwei ältere Menschen an einer Listerien-Vergiftung gestorben. Zudem erlitten zwei Frauen Fehlgeburten, sechs weitere Personen wurden ins Spital gebracht. Alle Infizierten hatten den Rohmilch-Weichkäse «Tomme» gegessen.

Mehrere von ihnen befanden sich auch am Dienstag noch im Spital, darunter auch eine der beiden Frauen, die eine Fehlgeburt erlitten hatten. Der Neuenburger Staatsrat Bernard Soguel drückte an einer Pressekonferenz am Dienstag den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus.

Neue Krankheitsfälle wurden keine gemeldet, gaben die Gesundheitsbehörden bekannt. Das Resultat der Analysen beim Produzenten des betroffenen Weichkäses, von wo aus die Epidemie ihren Lauf nahm, soll am Donnerstag vorliegen.

Vorerst noch keine Entwarnung

Entwarnung haben die Neuenburger Gesundheitsbehörden vorerst nicht gegeben. Wegen der langen Inkubationszeit könnten immer noch neue Listeriose-Fälle ausbrechen. Zudem sei es sehr schwierig, die genaue Herkunft der Ansteckung herauszufinden, sagte Kantonsärztin Daphne Berner.

Einerseits müssten die Lebensmittel untersucht werden und anderseits die erkrankten Menschen darüber befragt werden, was sie während der vergangenen drei Wochen gegessen hätten.

Der Kantonschemiker erwartete die Analyseresultate der Neuenburger «Tommes «aus dem Val de Travers am Donnerstag. Der betroffene Weichkäse wurde aus den Verkaufsregalen entfernt.

Produktion eingestellt

Die Käserei im Neuenburger Val-de-Travers, die den vom Kantonschemiker als Ursprung der Epidemie vermuteten «Tomme neuchateloise» herstellt, hat die Produktion inzwischen vollständig eingestellt. Sie lieferte pro Woche zwischen 4000 und 5000 Stück aus, davon wurden zwei Drittel an Migros verkauft.

Betroffene Käseorganisation

Die Käseorganisation Schweiz (KOS) reagierte mit Betroffenheit und Bedauern auf die Listeriose-Fälle. Die Behörden hätten jedoch rasch gehandelt und die nötigen Massnahmen eingeleitet.

Die im Verdacht stehenden Tommes seien vorsorglich aus den Regalen des Detailhandels entfernt und die Bevölkerung informiert worden. Nach dem Stoppen der Produktion sei auch die mögliche Ursache für Listeriose-Erkrankungen aus dem Verkehr gezogen.

Der Vertrieb der Tommes neuchateloises erfolgte über den regionalen Detailhandel des Kantons Neuenburg und die Migros-Genossenschaft Neuenburg-Freiburg.

Alle übrigen Tommes und Weichkäsesorten seien von der Infektion nicht betroffen und könnten bedenkenlos konsumiert werden, schreibt die KOS.

Entwarnung durch das Bundesamt für Gesundheit

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat angesichts der gehäuften Listeriose-Fälle im Kanton Neuenburg vor einer Hysterie gewarnt. Grosse Epidemien seien selten und Probleme verursachten die Bakterien meistens nur bei Risikopersonen. Sie sollten deshalb auf gewisse Lebensmittel verzichten, rät das BAG.

Die Zahl der Listeriose-Fälle hat sich in den vergangenen Jahren auf niedrigem Niveau stabilisiert, wie Andreas Baumgartner von der Sektion Mikrobiologie und Biotechnologie beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) sagte.

So seien nach der Epidemie in den 1980-er Jahren, welche vom «Vacherin Mont d’Or» verursacht worden war, unter anderem Grenzwerte und Analysemethoden zur amtlichen Kontrolle eingeführt worden.

Klar sei jedoch, dass die Zahl der Erkrankungen durch Listerien nie auf Null gesenkt werden könne. Es gebe immer wieder Einzelfälle. «Dieses Hintergrundgeräusch hat sich bei 30 bis 50 Fällen pro Jahr eingependelt», sagte Baumgartner.

swissinfo und Agenturen

1987: Eine Listeriose-Verseuchung des bekannten «Vacherin Mont D’Or» verursacht den Tod von 10 Personen im Kanton Waadt.
1989 und 1990: In der Waadt wurde bei Tests «Listeria monocytogenes» festgestellt – insgesamt 35 Tonnen Vacherin wurden vernichtet.

Die Todesrate bei den gemeldeten Listeriose-Fällen (30-50 pro Jahr) beträgt rund 20%.

Trotzdem sind die Bakterien meistens kein Problem. Viele Schweizer sind mit Listerien konfrontiert, merken dies aber nicht oder erkranken nicht schwer.

Zur Risikogruppe zählen alte Menschen, Personen mit einer herabgesetzten Immunabwehr sowie schwangere Frauen beziehungsweise deren Föten.

Die Gefährdeten sollten auf den Verzehr von Weichkäse, rohem Fleisch, geräuchertem Fisch und rohen Meeresfrüchten verzichten.

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