
Snowboarder holt Olympia-Gold

Der Alpin-Boarder Philipp Schoch holte bei den Olympischen Spielen überraschend eine Goldmedaille. Favorit Gilles Jaquet schied aus.
Im achten und letzten Lauf des Parallel-Riesenslaloms deklassierte der 22-jährige Schoch aus dem Zürcher Tösstal am Freitag den Schweden Richard Richardsson: Nach einem Fahrfehler im Mittelteil des ersten Laufs hatte der Schweizer den Rückstand von 0,24 Sekunden mit einer perfekten Darbietung in einen Vorsprung von 1,54 Sekunden umgewandelt.
«Ich hatte den ganzen Morgen ein Kribbeln im Bauch, das ist immer ein gutes Zeichen», sagte der Sieger. Es habe alles zusammen gepasst und am Ziel sei die ganze Spannung entwichen.
Schoch profitierte im Final neben seiner Nervenstärke auch davon, dass sein skandinavischer Widersacher dem Druck der gewaltigen Kulisse offenbar nicht mehr gewachsen war und bei Hälfte des Kurses auf der harten Unterlage wegrutschte.
Eisige Piste
Auf der pickelhart gefrorenen Piste schaltete Schoch – noch am Vortag auf Platz 15 klassiert – nacheinander den Österreicher Alex Maier und den französischen Favoriten Mathieu Bozzetto und den amerikanischen Publikumsliebling Chris Klug aus.
«Ich stellte fest, dass die Piste härter und glasiger war als am Tag zuvor. Das sind genau die Verhältnisse, die ich am liebsten habe. Ich weiss auch, dass viele Konkurrenten damit Mühe haben», sagte Schoch.
Dass die meisten seiner Widersacher mindestens einmal stürzten, sprach für die Klasse Schochs, der alle Schwierigkeiten meisterte.
Parallelen zwischen Simmen und Schoch
Schochs Gold-Triumph erinnerte an jenen des Halfpipe-Athleten Gian Simmen, der vor vier Jahren an den olympischen Spielen in Nagano Gold holte: Schoch tauchte ebenso praktisch auf dem Nichts auf, wie es Simmen einst tat.
Bis zu seinen fabelhaften Vorstellungen – sieben von acht Läufen auf dem Weg in den Olympia-Final entschied er zu seinen Gunsten – war Schoch in der internationalen Alpin-Szene kaum gross in Erscheinung getreten.
Favorit Jaquet out
Nichts als Frust blieb dagegen Gilles Jaquet aus La-Chaux-de-Fonds. Nach seinem Sieg in der Qualifikation startete er mit zuviel Übermut zum Duell mit dem Franzosen Nicolas Huet. Nach wenigen Toren stürzte er – aus der Traum.
«Natürlich bin ich wegen meines Ausscheidens enttäuscht», sagte er, «aber dieses Gold von Philipp ist für die Schweizer Snowboard-Bewegung wirklich auch Gold wert», kommentierte er.
Schoch wollte vorzeitig abreisen
Dabei war nicht einmal sicher gewesen, dass Schoch am Final überhaupt starten würde: Verägert, weil in den ersten Trainingsläufen nichts passte und er im Vergleich mit den restlichen Team-Mitgliedern ernorme Zeitverluste aufwies, zog der impulsive Tösstaler eine vorzeitige Abreise aus Salt Lake City in Erwägung.
Nicht einmal sein Swiss-Team-Coach Jürg Matti, hatte Schoch den hingelegten Quantensprung zugetraut. «Ich muss ehrlich zugeben, dass ich ihm diesen Erfolg nach den ersten Trainingseindrücken nicht zugetraut habe.»
swissinfo und Sven Schoch (Si)

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