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Wende in der Affäre Borer

Djamila Rowe dementiert, was sie früher bestärkt hatte. Keystone Archive

Die Visagistin Djamila Rowe dementiert nun, je eine sexuelle Beziehung zum Diplomaten gehabt zu haben. Der ehemalige Schweizer Botschafter Thomas Borer ist erleichtert.

Sowohl das deutsche Blatt «Bild am Sonntag» als auch die «SonntagsZeitung» zitieren aus einer eidesstattlichen Erklärung der Frau. Darin sagt Rowe, dass sie «zu keinem Zeitpunkt eine sexuelle Beziehung mit Herrn Dr. Borer gehabt habe».

Lanciert hatte die Geschichte der «SonntagsBlick» vor drei Monaten. In der darin erwähnten Nacht sei sie weder vor noch in der Schweizer Botschaft in Berlin gewesen. Stattdessen erhebt sie schwere Vorwürfe gegen das Verlags-Haus Ringier.

Die Zeitung habe mit allen Mitteln eine «Abschussgeschichte» recherchieren wollen, deren Ziel die Abberufung des Botschafters aus Berlin gewesen sei. Sie sei von der Blick-Reporterin massiv unter Druck gesetzt worden, heisst es in der Erklärung weiter.

Dazu habe Verleger Michael Ringier, so Rowe in der Erklärung, einen hohen Geldbetrag angeboten, wenn sie vermeintliche sexuelle Beziehung zu Borer eingestehe.

Ringier-Stellungnahme

In einer in der «SonntagsZeitung» veröffentlichten Stellungnahme weist der Ringier Verlag die Aussagen von Rowe zurück. «Sie stehen in unaufhebbarem Widerspruch zu früheren Erklärungen von Frau Rowe in zahlreichen Medien im In- und Ausland», wird Ringier zitiert.

Die Aussagen stünden auch im Gegensatz zu der eidesstattlichen Versicherung, die Rowe Ringier gegenüber abgegeben habe, heisst es weiter. Der Ringier Verlag leitet deshalb unverzüglich juristische Schritte gegen Rowe ein.

Borers Absetzung

Zehn Tage nachdem die Affäre ins Rollen gekommen war, wurde Borer von der Schweizer Regierung aus Berlin abberufen. Ende April quittierte der Karrierediplomat den Dienst.

Der Bundesrat hatte die von Aussenminister Joseph Deiss beantragte Absetzung Borers nicht mit dem Privatleben des Diplomaten und der angeblichen ausserehelichen Affäre begründet, sondern mit dessen Reaktionen auf die Kampagne in der Boulevardpresse und dem Nichtbefolgen von Weisungen des Aussenministeriums. Borer sei unter diesen Umständen als Missionschef in Berlin nicht mehr tragbar gewesen.

«Der Entscheid des Bundesrats hatte nichts mit dem Privatleben von Thomas Borer zu tun», erklärte am Sonntag Ruedi Christen, Sprecher des Aussenministeriums (EDA), gegenüber swissinfo. «Wenn Frau Rowe jetzt wieder etwas Neues erzählt, dann ist das ihre Sache und nicht unsere», sagte Christen weiter.

Borer macht der Schweizer Regierung Vorwürfe

Borer, der mittlerweile eine Beraterfirma in Berlin gegründet und mit seiner prominenten Frau Shawne Fielding eine 15-Zimmer-Villa in Potsdam bezogen hat, sagte gegenüber der «Bild am Sonntag», er habe von Anfang an von einer konstruierten Geschichte gesprochen. Er und seine Frau seien «erleichtert, dass jetzt die Wahrheit an den Tag kommt».

In einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa vom Montag schob Borer nach: «Einige wichtige Schweizer haben nicht mir geglaubt, sondern zweifelhaften Zeugen und Beweisen.» Daraufhin seien Massnahmen getroffen worden, «die der Schweiz und meiner Familie grossen Schaden zugefügt haben».

Der Ex-Botschafter sagte, er sehe seine Abberufung im Zusammenhang mit «den privaten Vorwürfen». «Was soll sonst der Grund gewesen sein?», so Borer.

Wegen der falschen eidesstattlichen Versicherung droht Rowe laut «Bild am Sonntag» nun ein Strafverfahren und eine Gefängnisstrafe wegen Meineids. Am 16. Juli müsse sie sich zudem wegen einer Verleumdungsklage des ehemaligen Botschafters vor Gericht verantworten, schreibt das Blatt weiter.

swissinfo und Agenturen

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