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Abstimmung 28. September: Ja zur E-ID, aber Fünfte Schweiz bleibt vorsichtig

Ein Mann im Anzug zeigt ein Handy mit "E-ID" im Display und eine Identitätskarte in die Kamera
Wenn das Stimmvolk für die E-ID stimmt, wird der elektronische Personalausweis ab dem dritten Quartal 2026 die physische Identitätskarte ergänzen. Keystone / Anthony Anex

Die elektronische Identität überzeugt eine grosse Mehrheit der Stimmbevölkerung, aber die Diaspora ist skeptischer. Auch die Abschaffung des Eigenmietwerts geniesst mehrheitliche Unterstützung, wie die erste SRG-Umfrage zu den eidgenössischen Abstimmungen vom 28. September zeigt.

Die Befürworterinnen und Befürworter einer elektronischen Identität starten mit einem komfortablen Vorsprung in die Abstimmungskampagne. Die gesetzliche Grundlage für eine staatliche, freiwillige und kostenlose E-IDExterner Link scheint auf gutem Weg, am 28. September angenommen zu werden.

Gut einen Monat vor der Abstimmung unterstützen 60% der Bürgerinnen und Bürger das E-ID-Gesetz, während 36% dagegen und 4% noch unentschlossen sind. Das zeigt die erste SRG-Umfrage des Instituts gfs.bern.

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Die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer zeigen sich jedoch zurückhaltender: Nur 52% der Ausgewanderten befürworten das Gesetz zur Einführung einer elektronischen Identität, während 38% es ablehnen wollen. Ein Teil der Fünften Schweiz (10%) ist noch unentschlossen.

Die relative Skepsis der Diaspora überrascht, da die Auslandschweizer-Organisation das Projekt unterstützt und der Meinung ist, es würde den Zugang zu Verwaltungsdienstleistungen und die Einführung der elektronischen Stimmabgabe erleichtern.

«Die Zurückhaltung der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer wird vielleicht durch die E-ID-Erfahrungen beeinflusst, die sie in ihrem Wohnland gemacht haben», vermutet die gfs.bern-Politologin Martina Mousson.

Für die erste Umfrage zu den eidgenössischen Abstimmungen vom 28. September 2025 befragte das Institut gfs.bern zwischen dem 4. und 18. August 13’761 Stimmberechtigte.

Die statistische Fehlermarge liegt bei +/-2,8 Prozentpunkten.

Die Umfrage zeigt: Die Stimmabsichten der Befragten entsprechen den Parolen der von ihnen bevorzugten politischen Parteien. So lehnen nur die Wählerinnen und Wähler der rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP) das Projekt klar ab, während die anderen es von links bis rechts im politischen Spektrum weitgehend befürworten.

Auch das Vertrauen in die Regierung spielt eine wichtige Rolle. «Menschen, die den Behörden misstrauen, sind mehrheitlich gegen die E-ID, während diejenigen, die Vertrauen haben, sie befürworten», stellt Mousson fest.

Das erste den Stimmberechtigten im Jahr 2021 vorgelegte E-ID-Projekt war hauptsächlich mit der Begründung abgelehnt worden, dass es von privaten Anbietern verwaltet worden wäre.

Dies erweist sich nach wie vor als zentraler Punkt. Die Wählerschaft am meisten überzeugt hat das Argument, dass die heute vorgeschlagene E-ID vollständig vom Staat verwaltet werden soll. Dies beruhigt angesichts einer möglichen Abhängigkeit von Tech-Giganten.

Die Gegnerinnen und Gegner des Projekts können vor allem mit dem Argument punkten, dass der Zugang zu analogen Diensten schwieriger werden könnte, was Menschen benachteiligen würde, die digital weniger versiert sind.

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Unsicherheiten rund um die Abschaffung des Eigenmietwerts

Auch das Ja zur Reform des WohneigentumsExterner Link startet mit einem Vorsprung in die Kampagne. Der Ausgang der Abstimmung scheint jedoch ungewisser.

Zur Erinnerung: Diese Reform sieht die Abschaffung des Eigenmietwerts vor. Das ist eine Steuer auf das fiktive Einkommen, das Eigentümerinnen und Eigentümer aus ihrer Immobilie ziehen könnten, wenn sie vermietet würde.

Gleichzeitig will sie eine spezielle Steuer auf Zweitwohnungen einführen. Diese Massnahme zielt darauf ab, die Steuerverluste in den Tourismuskantonen auszugleichen, die einen Rückgang ihrer Einnahmen befürchten.

Zum jetzigen Zeitpunkt unterstützen 58% der Befragten das vom Parlament geschnürte Paket, 33% wollen es ablehnen und 9% haben sich noch keine abschliessende Meinung gebildet. Bei diesem Thema haben die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer ähnliche Stimmabsichten.

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Wenig überraschend zeigt die Umfrage, dass Immobilienbesitzende die Abschaffung einer Steuer, die sie als «ungerecht» empfinden, mit 68% massiv befürworten. Denn momentan zahlen sie Steuern auf der Grundlage eines theoretischen Einkommens.

Eine relative Mehrheit der Mietenden ist dagegen: 45% wollen dagegen stimmen, 40% dafür und 15% sind unentschlossen. «Viele Mietende haben sich noch keine Meinung gebildet, im Gegensatz zu den Eigentümerinnen und Eigentümern, die bereits mobilisiert sind», stellt Mousson fest.

In der gleichen Logik zeigen sich auch Personen, die in der Stadt leben und häufiger Mietende sind, weniger von der Reform überzeugt als diejenigen, die in ländlichen Gebieten wohnen.

Im politischen Spektrum sind die Wählerinnen und Wähler der bürgerlichen Parteien SVP, Die Mitte und FDP für einen Systemwechsel. Obwohl die Grünliberale Partei Stimmfreigabe beschlossen hat, befürwortet mehr als die Hälfte ihrer Wählerschaft die Reform.

Überraschender ist, dass eine relative Mehrheit der Sympathisantinnen und Sympathisanten der Sozialdemokratischen Partei (SP) mit 48% Ja gegenüber 44% Nein das Projekt unterstützt, obwohl ihre Partei klar dagegen ist.

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Die Kampagne wird entscheidend sein

Um dies zu erklären, betont Mousson, dass die Meinungsbildung zu diesem komplexen Thema, besonders unter den linken Wählenden, noch nicht weit fortgeschritten sei. Sie schätzt, dass die während der Kampagne vorgebrachten Argumente entscheidend sein werden.

Die Argumente der Befürworterinnen und Befürworter scheinen auch bei dieser Vorlage überzeugender als die des Nein-Lagers. Eine grosse Mehrheit der Befragten hält es für ungerecht, Steuern auf etwas zahlen zu müssen, das sie als fiktives Einkommen betrachten.

Die Argumente des Nein-Lagers hingegen haben Mühe zu überzeugen. Das Argument, dass nur die Reichsten von einer Steuererleichterung profitieren würden, bleibt dabei das wirksamste.

Politologin Mousson merkt an, dass man die zweite Meinungsumfrage abwarten müsse, um mehr Klarheit zu haben. «Es gibt noch viele Unentschlossene, das Thema ist komplex und die Stimmberechtigten erwarten eine knappe Ablehnung der Reform», stellt sie fest.

Das Institut gfs.bern erinnert daran, dass die Linke in letzter Zeit mehrere Abstimmungen gewonnen hat. Sie könnte erneut mobilisieren, besonders dank eines quantitativen Vorteils: Die Schweiz ist ein Land mit einer Mehrheit von Mieterinnen und Mietern.

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Editiert von Samuel Jaberg, Übertragung aus dem Französischen mithilfe von Deepl: Christian Raaflaub

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