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Palladium-Schätze in der Schweiz

Suche nach Palladium in der ehemaligen sowietischen Republik Georgien. Keystone

In der Schweiz lagert ein Milliarden-Schatz. Kaum jemand nimmt von den 60 Tonnen Palladium Kenntnis. Die Schweiz ist die wichtigste Drehscheibe für Palladium. Hauptproduzent Russland lässt die Preise mit der Exportpolitik Achterbahn fahren.

Dieser Inhalt wurde am 27. August 2001 publiziert

Ein Blick in die Aussenhandels-Statistik zeigt Erstaunliches: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres beliefen sich die Importe von Palladium auf 83,6 Tonnen im Wert von über vier Mrd. Franken - fast soviel wie im ganzen letzten Jahr. Die Einfuhr erfolgte keineswegs in gleichmässigen Tranchen. Im Februar gelangte auf einen Schlag Palladium im Wert von 2,6 Mrd. Franken in die Schweiz.

Das Edelmetall hatte während unbestimmter Zeit in einem Schweizer Zollfreilager gelagert. Dann warf es Russland plötzlich auf den Markt, erklärte Matthias Pfammatter von der Oberzolldirektion. Der Preis für die reine Unze Palladium lag zu diesem Zeitpunkt auf dem historischen Hoch von fast 1'100 Dollar. Inzwischen liegt der Preis bei etwa 460 Dollar pro Unze - ein Preiszerfall von beinahe 60 Prozent. Aus Russland ist seit Mai nicht eine Unze Palladium mehr in die Schweiz importiert worden.

Weltweit wichtigster Umschlagplatz

Verarbeitet wird das Edelmetall hier kaum. Doch ist die Schweiz der weltweit wichtigste Umschlagplatz für Palladium geworden. Im Handel spielen die beiden Grossbanken UBS und CS eine zentrale Rolle.

Ob die extremen Schwankungen der Importe eine Folge von gezielten Preismanipulationen Russlands sind, das zwei Drittel der weltweiten Nachfrage nach Palladium befriedigt, lassen die Fachleute offen.

Die erratischen russischen Exporte hätten um 1996 begonnen, nachdem im Palladiummarkt grosse Preisbewegungen eingesetzt hätten, sagte Werner Leuthard, Leiter des Edelmetall-Handels der Credit Suisse First Boston (CSFB). "Resultat ist der allgemeine Liquiditätsrückgang auf dem Palladiummarkt", sagte er. Die Investoren zögen sich wegen der extremen Preisvolatilität zurück, und die Autoindustrie - mit 60 Prozent bei weitem der grösste Palladium-Abnehmer - sehe sich für ihre Katalysatoren nach Ersatzmaterialien wie Platin und Rhodium um.

Palladium-Produktion und -Export sind in Russland staatlich reguliert. Der Export obliegt exklusiv der staatlichen Gesellschaft Almaz. Finanzministerium und Zentralbank hätten auf die Exportaktivitäten aber einen grossen Einfluss, sagte Leuthard.

"Wenn aus Russland kein Palladium kommt, steigt der Preis", sagte Martin Gauch, bei der UBS Warburg zuständig für den Handel mit Edelmetall. Im vergangenen Jahr seien die Importe aus Russland praktisch ausgeblieben, der jetzige Preissturz sei Resultat des Überangebots während der ersten Monaten dieses Jahres.

Die Autoindustrie versuche so weit als möglich, die Abhängigkeit von dem Metall zu verringern. Sie sucht nach Substituten und hat Palladium-Vorräte angelegt, sagen die Londoner Edelmetall-Spezialisten von Johnson Mattey. Die Lagerbestände seien nach Schätzungen im Jahr 2000 zwangsläufig massiv reduziert worden.

Bei der momentanen Preisentwicklung scheint es wahrscheinlich, dass sich diese Bestände wieder auffüllen werden. Lief der Palladium-Import während der Preishausse auf Hochtouren, herrschte im Export Flaute. Während des ersten Semesters gingen nur etwas über 27 Tonnen des Metalls wieder aus der Schweiz. "Irgendwo im Land lagern noch fast 60 Tonnen Palladium", sagte Gauch.

swissinfo und Agenturen

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