Die Bedeutung der Familie in der Gesellschaft
In der Schweiz werden 70 bis 80% der Pflegeaufgaben im Alter von Familienangehörigen wahrgenommen. Diese Arbeit soll eine höhere Anerkennung erhalten.
Das verlangt die Eidgenössische Koordinationskommission für Familienfragen (EKFF) aufgrund einer am Mittwoch veröffentlichten Studie.
Rund ein Viertel der über 50-Jährigen und ein Drittel der 65- bis 79-Jährigen leisten informelle und unbezahlte Arbeit ausserhalb des eigenen Haushaltes – mit Altenpflege, Kinderbetreuung und anderen Dienstleistungen. Frauen sind engagierter als Männer.
Diese freiwilligen Hilfeleistungen der über 50-Jährigen beliefen sich in der Schweiz 2004 auf 164,6 Mio. Stunden. Davon entfielen knapp 100 Mio. Stunden auf die Enkelbetreuung.
Das familiäre Hilfsnetz stösst indes an die Grenzen der Belastbarkeit. Es wird zwar von öffentlichen Diensten wie Spitex oder Mahlzeitendiensten unterstützt; aber diese Dienste sind vielfach ungenügend.
Die Politik sollte daher die Familien systematischer unterstützen, empfiehlt die EKFF. Zu prüfen seien etwa Abgeltungen von familialen Leistungen mit Familienzulagen oder steuerlichen Vergünstigungen, wie sie der Kanton Freiburg bereits kennt.
Neue Wohnmodelle
Einerseits werde Altenpflege immer teurer. Andererseits würden grosse Summen an ein paar wenige Begünstigte vererbt. Laut EKFF sollte daher eine Erbschaftssteuer auf Bundesebene diskutiert werden.
Der Nationalrat, die grosse Parlamentskammer, hält allerdings nichts davon, die Pflegekosten über eine Erbschaftssteuer zu finanzieren. Mit 96 zu 60 Stimmen beschloss er am vergangenen Montag, einer entsprechenden Initiative des Sozialdemokraten Hans-Jürg Fehr keine Folge zu geben.
Laut EKFF sollten zudem junge Rentnerinnen und Rentner zu vermehrter Freiwilligenarbeit motiviert werden. Um die Isolierung von hochbetagten Menschen zu verhindern, seien ferner Wohnmodelle mit gezielter Durchmischung von Altersgruppen zu verwirklichen.
Graben zwischen Eltern und Kinderlosen
Familien- und Erwerbsleben liessen sich in der heutigen Arbeitswelt nur schlecht unter einen Hut bringen, stellt die EKFF ferner fest. So wachse der Anteil der Kinderlosen, es entstehe ein Graben zwischen Eltern und Kinderlosen.
Kinder dürften aber nicht als Privatvergnügen betrachtet werden. Das Beispiel Skandinaviens und Frankreichs zeige, dass eine aktive Familien- und eine fortschrittliche Gleichstellungspolitik wieder mehr Paare zum Kinder kriegen veranlassen könnte.
swissinfo und Agenturen
Die Eidgenössische Koordinations-Kommission für Familienfragen (EKFF) wurde 1995 ins Leben gerufen.
Sie soll dazu beitragen, dass die Lebensrealität der Familien in ihren unterschiedlichen Formen bei den interessierten Institutionen und in der Öffentlichkeit anerkannt wird.
Ihre Mitglieder stammen einerseits aus Wissenschaft und Forschung, andererseits vertreten sie die in Familienfragen engagierten Organisationen.
Die Kommission ist ein beratendes Organ des Eidgenössischen Departements des Innern (EDI). Sie dient als Anlaufstelle in Fragen der Familienpolitik sowohl für kantonale Institutionen als auch für private Organisationen, für die Öffentlichkeit und für die Medien.
Sie erarbeitet Massnahmen- und Umsetzungsvorschläge für die Familienpolitik und nimmt Stellung zu den wesentlichen Gesetzesentwürfen, welche die Familien betreffen.
Im Jahr 2004 wurden 164,6 Mio. Stunden freiwillig geleistet.
Davon entfielen knapp 100 Mio. Stunden auf die Enkelbetreuung.
Frauen sind engagierter als Männer.
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