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“Mr. LSD” feiert seinen 100. Geburtstag

Auch mit 100 Jahren noch gut in Form: Albert Hofmann, der Entdecker von LSD. Keystone

Vor gut 60 Jahren hat er die Substanz Lysergsäure-Diäthylamid, kurz LSD, entdeckt. Jetzt wird er 100 Jahre alt: Der Schweizer Chemiker Albert Hofmann.

LSD wurde über Jahre als viel versprechendes Medikament in der Psychiatrie eingesetzt, später als gefährliche Droge verboten.

1943 entdeckte Albert Hofmann, damals als Chemiker bei der Basler Sandoz tätig, das LSD. Er selber betonte immer, er habe es nicht entdeckt, es sei zu ihm gekommen.

Dass er als “Mr.LSD” in die Geschichte eingeht, überrascht ihn nicht sonderlich. LSD sei “schon etwas Besonderes”, da es das Bewusstsein verändere, und diese Fähigkeit unterscheide ja den Menschen vom Tier.

Halluzinogene Wirkung

1943 gelangt während Hofmanns Experimenten zufällig eine Spur LSD in seinen Körper. Drei Tage später macht der 37-Jährige einen Selbstversuch mit 250 Millionstelgramm Lysergsäure-Diäthylamid und begibt sich auf den ersten LSD-Trip der Menschheitsgeschichte.

Die Erfahrung geht als “Bicycle-Day” in die Geschichte ein, da er auf dem Fahrrad unterwegs war. Man sehe, höre und fühle unter LSD-Einfluss anders als sonst: sehr intensiv – und das bei äusserst niedriger Dosierung.

Bereits 1938 hatte der junge Hofmann die Lysergsäure isoliert, den Grundbaustein der Mutterkorn-Alkaloide, als er Kreislauf-Anregungsmittel hergestellte.

Wirkstoffe der Natur

Lysergsäure-Diäthylamid hat eine ähnliche Struktur wie Nerven- Botenstoffe. Hoffmann beschrieb seine Erfahrungen und die Geschichte der Substanz im Buch “LSD – mein Sorgenkind”.

Hofmann untersuchte in seiner Forscherkarriere Wirkstoffe aus der Natur, so von Mutterkornpilz, Meerzwiebel oder Rauwolfia, aber auch von mexikanischen Zauberpilzen.

Daraus sind erfolgreiche Arzneimittel wie Methergin, Hydergin oder Dihydergot hervorgegangen – daneben psychoaktive Substanzen wie Psilocybin oder eben LSD.

Keine Spassdroge

LSD geriet durch den Missbrauch in der Drogenszene rasch in schlechten Ruf. In den 1960er-Jahren war LSD ein äusserst beliebtes Halluzinogen der Hippiekultur.

Es wurde schliesslich aus dem Sandoz-Programm gestrichen und verboten. Das Verbot sei leider in den USA wesentlich strenger als für viele andere gefährliche Stoffe, sagte Hofmann.

LSD sei aber sei “keine pleasure drug”, sondern bei unbedachter Einnahme “saumässig gefährlich”, warnt der Erfinder. LSD sei “verwandt mit heiligen sakralen Drogen von Mexiko”. Doch wie andere sakrale Drogen könne es segensreich wirken, wenn man es rituell richtig in eine Zeremonie eingebettet und begleitet konsumiere.

Comeback von LSD

Hofmann weist auch auf therapeutische Erfolge mit LSD in der Psychoanalyse vor dem Verbot hin. Inzwischen haben sich führende Wissenschafter aus den USA und Europa dafür ausgesprochen, dass das weltweite LSD-Verbot für Forschung und Therapie gelockert werden sollte.

Während diese wissenschaftlichen Liberalisierungs-Bestrebungen noch harzen, hat LSD als Droge bereits ein Comeback hinter sich: In den 1990er-Jahren kam es mit der Techno-Szene wieder kurz in Mode.

Albert Hofmann, mehrfacher Grossvater und Urgrossvater, lebt heute zusammen mit seiner 97-jährigen Frau im Leimental, nicht allzu weit entfernt von der Pharma-Metropole Basel, wo er von 1929 bis 1971 als Chemiker tätig war und als LSD-Entdecker zu Weltruhm gelangte.

swissinfo und Agenturen

11. Januar 1906: Albert Hofmann wird in Baden geboren.
Er absolviert nach der obligatorischen Schulzeit eine kaufmännische Lehre.
Später holt er die Matura nach und studiert an der Uni Zürich Chemie.
Von 1929 –1971 forscht er für Sandoz in Basel.
1938 stellt er erstmals Lysergsäure-Diäthylamid (LSD) her.
1943 erlebt er zufällig die Wirkung von LSD und unternimmt einen Selbstversuch.
1960er-Jahre: LSD ist eine populäre Droge der Hippie-Bewegung.
1972 wird LSD weltweit verboten.

Zum 100. Geburtstag von Albert Hoffmann findet vom 13. – 15. Januar 2006 im Kongresszentrum Messe in Basel das Internationale Symposium “LSD – Sorgenkind und Wunderdroge” statt.

Teilnehmen werden über 80 Bewusstseinsforscher, Drogenexperten, Pharmakologen, Künstler und Zeitzeugen. Auch der Jubilar wird anwesend sein und eine Rede halten.

Geburtstagswünsche erhielt Albert Hofmann auch von Bundespräsident Moritz Leuenberger. Hofmann habe schon früh erkannt, dass nicht alles objektivierbar sei, hiess es in der Würdigung.

Im Buch “LSD – mein Sorgenkind” beschreibt Albert Hofmann seine Erfahrungen mit dem Wirkstoff LSD.

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