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Thunersee-Felchen:Hormone unschuldig?

Die Deformation der Geschlechtsorgane der Thunersee-Felchen sind noch immer ein Rätsel. Keystone

Die Geschlechts-Organe der Thunersee-Felchen sind deformiert und geben den Fachleuten Rätsel auf. Dass die Veränderungen auf hormonwirksame Substanzen im Wasser zurückzuführen sind, wird als wenig wahrscheinlich erachtet.

In dieser Richtung wurden alle heute der Forschung zur Verfügung stehenden Mittel ausgeschöpft, sagte Christoph Küng vom Fischerei-Inspektorat des Kantons Bern. Der Einfluss hormonwirksamer Substanzen zeige ein anderes Erscheinungsbild als dies bei den Thunersee-Felchen der Fall sei.

Bei einem Großteil der Felchen im Thunersee in der Schweiz sind ungewöhnliche Veränderungen an den Geschlechts-Organen festgestellt worden.

Von entsprechenden Untersuchungen in der Themse bei London weiss man, dass die Hoden männlicher Fische unter dem Einfluss hormonwirksamer Substanzen Eier produzieren. Bei den Thunersee- Felchen bestehen keine Hinweise in dieser Richtung. Vielmehr sind in diesem Fall die Geschlechts-Organe selber deformiert.

Das vergleichsweise dünn besiedelte Einzugsgebiet des Thunersees lasse sich in dieser Hinsicht auch nicht mit dem dichtbesiedelten Einzugsgebiet der Themse in der Millionenstadt London vergleichen, sagte Küng weiter.

Wassertiefe hat keinen Einfluss

Gemäss Küng ist auch die These falsch, wonach Felchen in tieferen Schichten des Thunersees weniger stark von den Deformationen betroffen seien. «Das Phänomen wird bei allen drei Felchenarten im See beobachtet.»

Die Untersuchungen an den Felchen seien fangproportional durchgeführt worden, erklärte Küng. Im Mai und Juni befanden sich beispielsweise die «Brienzlige» in einer Tiefe von durchschnittlich fünf bis zehn Metern. Das heisst, dass sie den Fischern zahlreich ins Netz gingen und darum auch viele untersucht wurden.

Zur Zeit sind sie in einer Tiefe von 100 bis 120 Metern, wo sie für die Berufsfischer nicht erreichbar sind. Gegen Ende August dann schwimmen sie zum Laichen ganz auf den Seegrund.

Genaue Analyse gefordert

Die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) hat eine genaue Analyse der Thunersee-Felchen gefordert. Die Berichte über die Deformationen verunsicherten die Konsumenten, hält die Stiftung fest.

Obwohl die Forschung die Ursache des Phänomens nicht kenne, würden allfällige gesundheitliche Folgen ausgeschlossen, kritisiert die SKS. Nach heutigem Wissensstand sei der Verzehr von Thunersee- Felchen unbedenklich, erwidert Küng. Werde der heutige Wissensstand angezweifelt, sei weitere Forschung nötig.

swissinfo und Agenturen

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