AKTIEN FRANKFURT/Eröffnung: Dax moderat im Minus – Impulse fehlen
FRANKFURT (awp international) – Nach den deutlichen Kursgewinnen der Vortage hat der Dax am Freitag zum Auftakt des zweiten Halbjahres moderate Verluste hinnehmen müssen. Der deutsche Leitindex lag mit minus 0,15 Prozent bei 7.365,35 Punkten, nachdem er am Donnerstag die erste Jahreshälfte mit einem Aufschlag von insgesamt 6,7 Prozent beendet hatte. Für den MDax mittelgrosser Werte ging es an diesem Freitag um 0,19 Prozent auf 10.911,51 Punkte nach unten, und der TecDax verlor 0,56 Prozent auf 888,81 Punkte.
Börsianer betonten, die Vorgaben aus Übersee zeigten keine eindeutige Richtung. Die Wall Street hatte zwar am Vortag weiter kräftig zugelegt, und auch in Asien wurden positive US-Daten mit Kursgewinnen quittiert. Der Future auf den US-Leitindex Dow Jones Industrial trat jedoch per saldo mehr oder weniger auf der Stelle. Die Experten von IG Markets sprachen von einem «eher zurückhaltenden Handel». Ein Händler rechnet nach den jüngsten Zuwächsen zum Wochenausklang mit Gewinnmitnahmen, zumal wegen des «Independence Day» am Montag in den USA ein verlängertes Wochenende ansteht. Vorher stehen mit dem von der Uni Michigan ermittelten Verbrauchervertrauen und dem ISM-Index aber bedeutenden Konjunkturdaten aus den USA auf dem Programm.
THYSSEN AM DAX-ENDE – VERKAUF VON BLOHM + VOSS GEPLATZT
An das Dax-Ende rutschten mit einem Abschlag von 2,02 Prozent auf 35,110 Euro die Aktien von ThyssenKrupp . Der sicher geglaubte Verkauf der Traditionswerft Blohm + Voss an die arabische Schiffbaugruppe Abu Dhabi Mar ist gescheitert. ThyssenKrupp begründete dies mit dem politischen Umbruch im Nahen Osten. Auch aus der geplanten Kooperation im militärischen Schiffbau wird nun nichts. Lediglich den zivilen Teil der Kieler Werft HDW Gaarden wollen die Araber noch übernehmen.
Im Plus lagen derweil Finanzwerte. Am Vortag hatten sich die deutschen Banken und Versicherer mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) darauf geeinigt, sich freiwillig mit etwa 3,2 Milliarden Euro an einem zweiten Hilfspaket für Griechenland zu beteiligen. Einige Börsianer sprachen von einer für die Konzerne vergleichsweise günstigen Lösung. In der Folge ging es für die Commerzbank an der Spitze des Dax um 1,79 Prozent auf 3,022 Euro nach oben, die Aktien der Deutschen Bank stiegen um 0,38 Prozent auf 40,905 Euro. Auch Allianz-Titel legten um mehr als ein Prozent zu.
LEONI MDAX-SCHLUSSLICHT – KAPITALERHÖHUNG
Im MDax fielen die Aktien von Leoni als schwächster Wert um 5,88 Prozent auf 38,450 Euro. Der Autozulieferer hatte am Vorabend eine Kapitalerhöhung um knapp zehn Prozent beschlossen. Nach Unternehmensangaben sollen 2,969 Millionen neue Aktien ausgegeben werden. Die neuen Stückaktien werden der Gesellschaft zufolge institutionellen Investoren im Wege eines beschleunigten Verfahrens angeboten. Commerzbank-Analyst Daniel Schwarz schrieb in einer Studie, dass der von ihm für das Jahr 2012 prognostizierte Gewinn je Aktie (EPS) dadurch um 6,5 Prozent verwässert werden dürfte.
Unter Druck gerieten auch die Papiere von Kabel Deutschland , sie verloren belastet von einer Aktienplatzierung 1,06 Prozent auf 41,950 Euro. Händlern zufolge wurden 19,7 Millionen Anteile des Kabelnetzbetreibers zu 41,10 Euro platziert. Damit habe die US-Beteiligungsgesellschaft Providence, über die Cable Holding bislang grösster Aktionär, nach Ablauf der Lock-up-Periode vor einem Monat jetzt wohl ihre Beteiligung komplett abgegeben, sagte ein Marktteilnehmer.
STUDIE UND PLÄNE IN ASIEN HIEVEN PROSIEBEN KLAR INS PLUS
Spitzenreiter im Index mittelgrosser Werte waren ProSiebenSat.1 mit plus 4,04 Prozent auf 20,340 Euro. Zum einen plant der Fernsehkonzern den Start eines neuen Senders, der sich nach Aussagen von Unternehmenschef Thomas Ebeling in der «Süddeutschen Zeitung» an männliche Entscheider zwischen 45 und 65 Jahre richten soll. Zum anderen will ProSiebenSat.1 nach Aussagen Ebelings im «Handelsblatt» in Asien und dem Mittleren Osten expandieren. Vor allem die Expansionspläne dürften den Kurs stützen, kommentierte ein Händler. Hinzu kam ein positiver Analystenkommentar der Credit Suisse. Die Schweizer Bank hatte die Medientitel auf «Overweight» hochgestuft.
Im TecDax knüpften die Titel von Phoenix Solar an die Verluste vom Vortag in Folge einer Branchenstudie der Deutschen Bank an. Sie verloren weitere 1,74 Prozent auf 16,950 Euro./chs /rum