The Swiss voice in the world since 1935

Betrüger kosten Schweizer Versicherungen jährlich Millionen von Franken

Jährlich werden die Schweizer Versicherungen um schätzungsweise 800 Mio. Franken betrogen. Etwa jeder zehnte gemeldete Versicherungsfall ist laut Experten zweifelhaft. Zur Tagesordnung gehören fiktive Diebstähle und gefälschte Dokumente.

In dem von den Betrügereien hauptsächlich betroffenen Nichtlebengeschäft werden jedes Jahr acht Mrd. Franken rückerstattet. Davon sind zehn Prozent der gemeldeten Schäden zweifelhaft, wie Urs Siegenthaler, Anti-Betrugs-Delegierter des Schweizerischen Versicherungsverbands (SVV), auf Anfrage der Nachrichtenagentur AP erklärte.

Zweifelhafte Autodiebstähle

Die Hauptsorge der Versicherungengehört dem Autodiebstahl. Laut dem Informationsverantwortlichen der Vaudoise-Versicherungsgruppe, Yves Seydoux, sind von den 10’000 jährlich gemeldeten Autodiebstählen rund 40 Prozent zweifelhaft.

Einige Betrüger liessen ihre Fahrzeuge durch Schmugglerbanden ins Ausland bringen und meldeten sie dann als gestohlen. Pro Fall kostet dies die Versicherungen laut Seydoux durchschnittlich 20’000 Franken.

Verbreitet sind auch fingierte Meldungen von Blechschäden. So wurde erst am vergangenen Mittwoch (12.07.) in der Region Zürich ein Versicherungsbetrug in der Höhe von über 400’000 Franken bekannt, bei dem Fahrzeuge absichtlich demoliert und anschliessend in der eigenen Auto-Lackier-Werkstatt repariert worden sind.

Vorgetäuschtes Schleudertrauma

Beliebt sei auch das Vortäuschen von Schleudertraumen nach Verkehrsunfällen. Diese seien medizinisch schwierig zu verifizieren und könnten die Versicherungsgesellschaften bis zu 100’000 Franken pro Fall kosten. Bei der Vaudoise erinnert man sich an einen Versicherten, der mit einer Halskrause vorsprach, diese aber nach dem Verlassen des Büros und kaum auf der Strasse wieder entfernte.

Die Versicherungen haben es auch häufig mit falschen Dokumenten zu tun. Dabei werden beispielsweise gefälschte Quittungen dazu verwendet, den Diebstahl eines Mobiltelefons zu melden, das nie existierte. Selbst Polizeirapporte würden selber verfasst.

Die Betrüger schrecken gemäss Seydoux aber auch nicht vor Naturgewalten zurück. Nach den Gewittern und Hagelschlägen zu Beginn dieses Sommers seien einige falsche Schadenmeldungen eingegangen.

Betrugsbekämpfer organisieren sich

Um das teuere Phänomen zu bekämpfen, haben grosse Versicherungsgesellschaften in den letzten Jahren Anti-Betrugs-Spezialisten angestellt, mehrheitlich umgeschulte ehemalige Polizisten.

In Einzelfällen würden zusätzlich Privatdetektive engagiert. Der alle grossen Schweizer Versicherungen umfassende SVV führt ausserdem eine Liste mit allen Versicherungsbetrügern und organisiert Treffen, an denen Versicherungsspezialisten ihre Erfahrungen austauschen können.

Trotz dieser Massnahmen wurden letztes Jahr 591 Betrugsfälle registriert, vergleichen mit 484 im Vorjahr. Noch vor zehn Jahrenwaren es erst deren 190. Ob die Unehrlichkeit zugenommen hat oder die Versicherungen aufmerksamer geworden sind, lässt der SVV offen.

Auf jeden Fall handle es sich bei Versicherungsbetrügern nicht um eine aussterbende Spezies, sagte Siegenthaler.

swissinfo und Agenturen

Mit der Schweiz verbunden

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft