
Delikate Mission in Mexiko

Ein Genfer Untersuchungs-Richter ist nach Mexiko gereist, um Raul Salinas, den Bruder des ehemaligen mexikanischen Präsidenten, zu treffen. Die Genfer Justiz ermittelt gegen Salinas wegen Geldwäscherei. Salinas soll laut seinem Anwalt bereit sein, Auskunft über die Herkunft von rund 130 Mio. US$ zu geben.
Paul Perraudin, Untersuchungsrichter aus Genf, wird diese Woche den Häftling Raul Salinas im Almoloya-Gefängnis bei Mexiko City aufsuchen. Salinas sitzt eine 25-jährige Haftstrafe wegen geistiger Urheberschaft am Mord des mexikanischen Politikers Ruiz Massieu ab. Perraudin wird ihm offiziell mitteilen, dass die Genfer Justiz gegen ihn wegen Geldwäscherei ermittelt. Ermittelt wird auch gegen Salinas Ehefrau Paulina Castanon. Sie soll sich allerdings auf Reisen befinden.
Salinas gesprächsbereit
Salinas Anwalt, José Lui Nassar, ist zuversichtlich, dass sein berühmter Klient bei der Herkunft der rund 130 Mio. US$ behilflich sein wird. Es soll sich, zitiert Nassar Salinas, dabei hauptsächlich um grössere Investitionsanlagen wohlhabender Freunde handeln. Salinas bestreitet jegliche Verwicklung in illegale Aktivitäten.
Perraudin ist auch nach Mexiko gereist, um neue Beweise in der Affäre Salinas zu finden. Der neue Leiter der mexikanischen Strafverfolgungs-Behörde, Rafael Macedo de la Concha, soll Informationen über die illegale Herkunft der Salinas-Millionen haben. Er soll Dokumente besitzen, die Raul Salinas mit illegalen Aktivitäten wie Drogenhandel, Korruption und illegaler Bereicherung in Zusammenhang bringen.
Rund um die Uhr wird der Schweizer Untersuchungsrichter von mexikanischen und schweizerischen Sicherheitsbeamten bewacht. Man fürchtet ein Attentatsanschlag. Nicht alle in Mexiko wünschen die Aufklärung der Herkunft der Salinas-Millionen.
Ermittlungen seit 1989
Die Schweizerin Carla del Ponte, damals Bundesanwältin, hatte 1989 die Konfiskation von rund 130 Mio. US$ auf Schweizer und englischen Konten verlangt. Da die Anwälte von Salinas die Einziehungsverfügung anfochten, endete der Fall schliesslich zur Neubeurteilung 1999 bei der Genfer Justiz. Seither ermitteln die Genfer Behörden gegen Salinas, um die Verdächtigungen, welche Carla del Ponte aufgestellt hatte, zu erhärtern.
Rauls Bruder, Mexikos Ex-Präsidenr Carlos Salinas de Gortari, ist weder in den Mordfall noch in die Geldwäscherei-Angelegenheit verwickelt. Alle Ermittlungen gegen ihn wurden eingestellt.
swissinfo

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