The Swiss voice in the world since 1935
Top Stories
Schweizer Demokratie
Newsletter

Wegen Dubai-Schoggi reissen sich Schweizer Chocolatiers um Pistazien

Eine Schokolade, verziert mit gelben und grünen Streifen
Keystone / Walter Bieri

Die durch Tiktok angeheizte Popularität von Dubai-Schokolade veranlasste Schweizer Schokoladehersteller dazu, eigene Versionen zu entwickeln. Das kurbelt die Nachfrage nach Pistazien an.

Die britisch-ägyptische Unternehmerin Sarah Hamouda erfand 2021 die Dubai-Schokolade. Hamouda ist die Gründerin des in Dubai ansässigen Unternehmens «FIX Dessert Chocolatier».

Ihre mit Pistaziencreme, Tahina und Kadayif (knusprige Teigfäden, die häufig in orientalischen Desserts verwendet werden) gefüllte Schokolade ging im Dezember 2023 dank eines von der Influencerin Maria Vehera auf Tiktok geposteten VideosExterner Link viral.

Die grosse Popularität von Hamoudas Kreation veranlasste Schokoladehersteller auf der ganzen Welt, ihre eigenen Versionen der Dubai-Schokolade zu entwickeln. Dies führte zu einem Ansturm auf einen bestimmten Rohstoff: Pistazien.

Im Jahr 2024 erreichte der Kilopreis für Pistazien einen Höchststand von 27,81 US-Dollar (22,80 CHF), verglichen mit 17 US-Dollar im Jahr 2022.

Die Dubai-Schokolade wurde als Luxusgut vermarktet. Schweizer Schokoladehersteller griffen diesen Trend auf und brachten ihre eigenen Versionen auf den Markt.

Externer Inhalt

Im vergangenen November kündigte das Schokoladeunternehmen Lindt & Sprüngli an, in seinem Schokolademuseum in Kilchberg bei Zürich eine auf 500 Stück limitierte Auflage von Dubai-Schokoladetafeln zu verkaufen.

Jede der handgefertigten 150-Gramm-Tafeln war mit einem Echtheitszertifikat versehen, kostete 14,95 Franken und enthielt fast 65 Pistazien, was 24% des Gewichts entsprach.

Zum Vergleich: Eine Tafel der Sorte «Lindt Creation Pistachio Delight» enthält nur knapp vier Pistazien beziehungsweise 1,3 Gewichtsprozent.

Menschen stehen Schlange
Schokoladefans stehen Schlange, um eine auf 500 Tafeln limitierte Auflage der Dubai-Schokolade von Lindt zu ergattern, die am 16. November 2024 im hauseigenen Museum in Kilchberg verkauft wurden. Keystone / Walter Bieri

Im Museum bildete sich eine lange Schlange von Interessierten. Alle wollten sich eine der von Hand hergestellten Schoggitafeln mit Pistaziencremefüllung sichern.

Eine Woche zuvor war eine ähnliche limitierte Auflage in deutschen Städten lanciert worden. Einige der begehrten Tafeln wurden später online für bis zu 400 Franken pro Stück weiterverkauft.

Was zunächst wie ein Werbegag aussah, wurde aufgrund der grossen Resonanz von Schokoladefans zu einer dauerhaften Produktlinie. Die Dubai-Schokolade von Lindt war ab Ende November 2024 in ausgewählten Lindt-Geschäften erhältlich.

Der nächste Schritt war der Einstieg in den Massenmarkt: Im März kündigte Lindt & Sprüngli die Entwicklung einer «Lindt Dubai Style Chocolate» an, die online und in Supermärkten für 9,95 Franken verkauft werden sollte. Die 145-Gramm-Tafel enthält rund 30 Pistazien, was einem Gewichtsanteil von 13% entspricht.

«Der überwältigende Erfolg dieser Geschmacksrichtung hat die Gruppe dazu veranlasst, eine ähnliche Rezeptur für die Einführung der Lindt Dubai Style Chocolate im Grosshandel zu entwickeln», heisst es im Finanzbericht 2024 des Unternehmens.

Steigende Nachfrage nach Pistazien

Auch der Schweizer Chocolatier Läderach hat im vergangenen Dezember in ausgewählten Schweizer Geschäften seine eigene Version namens «FrischSchoggi Dubai» lanciert. Der Kauf ist dabei auf eine 100-Gramm-Tafel pro Kundin oder Kunde und Tag beschränkt.

Das Unternehmen stellte bereits vor dem Hype Schokolade mit Pistazien her. Mit dem Einstieg in die Dubai-Schokolade wurde jedoch die Beschaffung der Pistazien erhöht, sodass jede Tafel nun etwa 25 Pistazien oder 15% des Gesamtgewichts enthält.

«Der Erfolg unserer FrischSchoggi Dubai hat dazu geführt, dass wir heute rund 50% mehr Pistazien einkaufen müssen als vor dem Trend. Dank unserer etablierten Lieferantenbeziehungen war das bisher kein Problem», sagt Pressesprecher Matthias Goldbeck.

Externer Inhalt

Auf Anfrage wollte Lindt & Sprüngli nicht sagen, ob es Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Pistazien gibt. «Wir können keine genauen Informationen über unsere Pistazienbeschaffung bekanntgeben. Fest steht, dass wir eine vorausschauende Einkaufsstrategie verfolgen und die Marktsituation laufend beobachten», so eine Unternehmenssprecherin.

Ebenso fest steht, dass die Gesamtmenge an Pistazien, die in die Schweiz gelangt, zugenommen hat.

Externer Inhalt

Doch auch Unternehmen, die keine Dubai-Schokolade in ihrem Sortiment führen, spüren den Druck. Betroffen ist beispielsweise Nestlé, dessen Schokolademarken Cailler und Damak Pistazien enthalten.

Die in den Damak-Schokoladetafeln von Nestlé verwendeten Pistazien stammen aus der türkischen Region Gaziantep.

«Auch wir haben die Auswirkungen des Trends um die Dubai-Schokolade auf das Pistazienangebot zu spüren bekommen. Dank unseres Modells des Direkteinkaufs von Pistazien auf dem Markt, einer strengen Politik der Sicherheitsvorräte und eines alternativen Lieferantennetzes sind wir jedoch in der Lage, genügend Produkte zu beschaffen», so eine Sprecherin.

Externer Inhalt

Auch die Pistazienlieferanten spüren den «Dubai-Schokolade-Effekt»: Der Internationale Rat für Nüsse und Trockenfrüchte (INC) bestätigte auf Nachfrage, dass sich die Dubai-Schokolade auf die globalen Lieferketten ausgewirkt hat.

Während des jüngsten INC-Kongresses im Mai in Palma de Mallorca bestätigte der Runde Tisch für Pistazien, dass der Trend der Dubai-Schokolade die weltweite Nachfrage nach Pistazien erheblich gesteigert hat. Speziell von solchen in Form von Mehrwertprodukten wie Kernen, die in Süsswaren verwendet werden.

«Die Branchenführer stellten fest, dass dieser virale Moment nicht nur den Inlandverbrauch ankurbelt, sondern auch Welleneffekte in den globalen Lieferketten auslöst, die zu einer knapperen Verfügbarkeit und höheren Preisen beitragen», sagte eine INC-Sprecherin.

«Die Verarbeiter und Erzeuger passen sich jetzt an diesen Anstieg an, indem sie mehr Produkte in die Produktion von Kernen umleiten, um die sich entwickelnde Konsumnachfrage zu befriedigen.»

Editiert von Virginie Mangin/ts, Übertragung aus dem Englischen: Christian Raaflaub

Mehr
Chocolate made in the lab.

Mehr

Laborschokolade besteht Geschmackstest

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die Schokolade der Zukunft könnte aus dem Bio-Reaktor kommen. Ein Team hat in der Schweiz erstmals eine Schoggi im Labor entwickelt.

Mehr Laborschokolade besteht Geschmackstest

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft