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Die Trümmerhaufen sehen

Auch wenn in Jenin der Alltag zurückgekehrt ist, schockiert die Zerstörung ausländische Besucher. Keystone

Drei Schweizer Parlaments-Angehörige besuchten Jenin. Sie äusserten sich betroffen über die Zerstörung und forderten die Schweiz auf, alle Waffenlieferungen an Israel einzustellen.

«Wir haben die Trümmerhaufen gesehen, es war eine ganz schreckliche Situation», beschreibt SP-Nationalrätin Ruth-Gaby Vermot-Mangold gegenüber swissinfo den Zustand des Flüchtlingslagers Jenin im Westjordanland.

«Die israelischen Truppen haben mit Bulldozern und Panzern Häuser zusammengefahren und Haufen gemacht und die Haufen aufeinandergeschoben. Andere Häuser sind zur Hälfte zerstört. Man sieht in die Wohnungen hinein, sieht Möbelstücke, Kleider, und Wolldecken herumliegen», beschreibt Vermot-Mangold die Situation drei Wochen nach Ende des israelischen Einmarsches.

Schweizer Regierung gefordert

«Die offizielle Schweiz darf nicht schweigen», sagt die Parlamentarierin weiter, und: «Es dürfen unter keinen Umständen mehr Waffen nach Israel geliefert werden. Denn sie werden gegen die Palästinenser verwendet.»

Dieser Forderung schliesst sich auch ihr Parteikollege Andrea Hämmerle an, der ebenfalls nach Jenin gereist ist: «Die Schweiz soll sicher nicht mit dem israelischen Militär zusammen arbeiten, sondern wenn schon mit den israelischen Friedensbewegungen, mit Entwicklungsorganisationen und NGO», sagte er im Bericht der Tagesschau von SF DRS.

Doch bevor eine Zusammenarbeit der offiziellen Schweiz und «Friedensbewegungen in beiden Ländern, in Israel und Palästina» (Vermot-Mangold) möglich sei, müsse die Schweiz auch als Mediator im Konflikt auftreten: «Die Schweiz muss sich darauf verwenden, dass endlich dieser Krieg gegen die Palästinenser durch die Israelis beendet wird», sagte die Nationalrätin.

Trauer, Elend und Wut ernst nehmen

Dass ihre Aktion die Politik der Schweiz grundlegend ändern wird, bezweifelt sie jedoch: «Es ist nicht möglich, dass drei Parlamentsangehörige etwas wirklich verändern und bewegen können. Aber wir können doch vielleicht erreichen, dass mehr Druck gemacht wird.»

Es gehe auch darum, vor Ort zu sein und mit den Menschen zu sprechen. «Es berührt unglaublich, diese Menschen zu sehen, die völlig hoffnungslos sind. Sie können nichts machen, einfach erleiden und hier sein, miteinander reden und verstummen», beschreibt die SP-Politikerin die Kontakte zur Bevölkerung.

Doch auch darum sei ihr Solidaritätsbesuch wichtig: «Die Leute sehen, es gibt Menschen die ihre Situation, ihre Trauer, ihr Elend, auch ihre Wut, ernst nehmen», sagt sie.

Einreise über die Grüne Grenze

Die Parlamentarier-Delegation reiste im Rahmen der Aktion «Solidarität mit Palästina» nach Israel und in die besetzten Gebiete. Der Delegation gehören neben Ruth-Gaby Vermot-Mangold und Andrea Hämmerle auch die Grüne Nationalrätin Anne-Catherine Menétrey-Savary an.

Ins Flüchtlingslager gelangten sie am Samstagmorgen in Begleitung eines örtlichen Arztes über die grüne Grenze. Sie befürchteten, bei der Reise auf anderem Wege an einem israelischen Checkpoint angehalten zu werden.

Philippe Kropf

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