
Schweizer buchen wieder Ferien

Der Beginn der Ferienmessen in der Schweiz verspricht viel. Die Schweizer buchen Urlaub, und dank starkem Franken wird er nicht viel teurer.
Es ist nicht auszuschliessen, dass der 11. September bei den sonnenhungrigen Schweizerinnen und Schweizern bald vergessen geht: Die führenden Reiseveranstalter schätzen den Buchungseingang ab Anfang Jahr wieder besser ein. Am Donnerstag beginnt in Bern der Reigen der jährlichen Ferienmessen, gefolgt von Zürich (FESPO) und weiteren Städten.
Die Ferienmessen sollen, so die Hoffnung der Reisebranche, die Reiselust von Herr und Frau Schweizer wecken. Hans-Peter Nehmer von Hotelplan ist zuversichtlich, dass dies auch gelingt. In den Reisebüros sei zurzeit deutlich mehr «Traffic» zu verzeichnen als noch vor Weihnachten. Die Kundschaft zeige sich sehr interessiert und informiere sich über die aktuellen Trends und Preise.
Auch Roland Schmid von TUI kann ein gestiegenes Interesse an den Ferienkatalogen vermelden. Doch will er zuerst die Messen abwarten, bevor er einen positiven Trend für das Reisejahr 2002 bestätigt. Wenn die Leute in den Katalogen blättern, heisse dies noch lange nicht, dass sie dann auch buchen würden.
Vertrauen kehrt zurück
Laut Oskar Laubi, Direktor von RBM Reisebaumeister, dem viertgrössten Touroperator der Schweiz, zeigen die Zahlen jedoch einen klaren Aufwärtstrend, und das Vertrauen der Kundschaft kehrt langsam wieder zurück.
Während die Buchungen bei RBM im November noch 35% unter dem Vorjahresstand gelegen hatten, hätten sich die Verkäufe kontinuierlich erholt und lägen derzeit noch gut 10% unter dem Vorjahreswert.
Franken-Vorteil
Gross zu Hilfe kommt der Schweizer Reiseindustrie vorläufig noch der starke Schweizer Franken. Dieser neutralisiert die durch die verstärkten Sicherheitsmassnahmen verteuerten Flugreisen. EU-Europäer, die seit Januar ihre Ferien in Euro bezahlen, spüren diese Verteuerung viel stärker.
Europamarkt normalisiert sich
Doch wohin zieht es die Schweizer Reisenden 2002? Nehmer von Hotelplan ist überzeugt, dass die Badefreudigen, die im Sommer immerhin 60% aller Reisenden ausmachen, wie im letzten Jahr den Mittelmeerraum bevorzugen werden. Frühbuchungen lassen laut Eve Sobotic von Kuoni auf einen Trend für die Südtürkei und Marokko schliessen.
Doch vor allem für Destinationen im nahen Ausland wie Italien und Frankreich rechnet die Branche mit einem weiteren Zuwachs. Seit den Anschlägen werden laut Schmid von TUI zudem auch vermehrt Ferienwohnungen in Nachbarländern gemietet. Ein Trend, der auch im neuen Jahr weiter anhalte.
Für den Europamarkt rechnet RBM-Direktor Laubi gar mit einer Normalisierung. Selbst London, dessen Flughäfen wegen befürchteten Terroranschlägen kurzfristig gesperrt war, werde wieder vermehrt besucht.
Wachstums-Destination Asien
Keine Verbesserung erwartet Laubi für die USA und rechnet dementsprechend mit roten Zahlen. RBM habe sein USA-Angebot aber dennoch nicht reduziert. Dies sei man dem US-Markt schuldig. Auf einen geplanten Ausbau sei aber verzichtet worden.
Die Tourismus-Krise in den USA betrifft laut Laubi auch Destinationen in Südamerika und der Karibik, die neben dem Arabischen Raum nur sehr zurückhaltend gebucht würden.
Eigentliche Wachstums-Destination ist Asien, wo positive Trends vermeldet werden. Laubi führt dies auf so genannte Kompensations-Reisen zurück. Viele Reisende hätten ihre USA- und Südamerikareisen annulliert und stattdessen Reisen im asiatischen Raum gebucht.
Hansjörg Bolliger

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