
Snowboard: Millionen-Tour FIS-Weltcup

Rund ein Monat nach der Weltcup-Premiere in Chile wird die FIS-Profi-Tour am Freitag in Tignes offiziell lanciert. Sie umfasst 15 Stationen und 46 Rennen.
Seit der FIS-Kongress im Mai 1994 den Beschluss fasste, auch im Snowboard-Sport Wettkämpfe zu veranstalten, hat sich der Weltcup-Tross enorm verändert.
Die Anzahl der Prüfungen für Männer und Frauen hat sich verdoppelt. Mit dem Einstieg finanzkräftiger Unternehmen aus der Unterhaltungsbranche stieg die Attraktivität der vom Konkurrenzverband ISF einst belächelten Tour in den letzten Jahren stetig.
Und in dieser Saison wollen die FIS-Macher die Publizität mit der neuen Disziplin «Big Air» nochmals steigern. Bei diesem Sprungwettbewerb, einer eigentlichen Kopie der in Snowboard-Kreisen bereits etablierten «Air&Style»-Shows, steht eine rund zwei bis drei Meter hohe und fünf Meter breite Schanze im Mittelpunkt.
Daneben sind auf der FIS-Tournee in fünf weiteren Sparten (Parallel- Slalom, Parallel-Riesenslalom, Riesenslalom, Boardercross, Halfpipe) Punkte und Münzen zu gewinnen.
Hin zu den Leuten
Einer von fünf Big-Air-Contests, die schon 2003 an der WM in Kreischberg (Ö) ins Programm rücken sollen, findet unmittelbar vor den Olympischen Spielen Anfang Februar in München statt – kein Zufall, wie Chris Wagner, welcher die Snowboard-Wettkämpfe der FIS koordiniert, anmerkt: «Mit den City-Events werden wir das Snowboarden zu den Leuten bringen. Gleichzeitig planen wir, Rahmenprogramm und Service weiter auszubauen.» Ähnliche Absichten und Trends waren auch bei der kriselnden ISF zu konstatieren.
Arosa einzige Schweizer-Station
Grosse Wintersport-Orte wie Laax und Davos stellen ihr Knowhow weiterhin der ISF (oder ihrer Nachfolge-Organisation PSA) zur Verfügung. Sie beobachten die Entwicklung bei der FIS weiterhin mit Skepsis. Ein Übertritt steht jedenfalls (offiziell) nicht zur Debatte.
Anders präsentiert sich die Lage in Arosa: Ausgerechnet der Heimatort von ISF-Weltmeister und Halfpipe-Olympiasieger Gian Simmen wird am 8. und 9. Januar Weltcup-Wettkämpfe organisieren.
Die Mehrheit der Schweizer Elite-Rider meidet die FIS-Tour zwar nicht mehr im ähnlichen Ausmass wie auch schon, ist aber meist nur im Eigenbedarfsfall am Start. In Tignes beispielsweise werden Freestyler wie der Vorjahressieger Simmen, Therry Brunner, Dani Costandache, Fabien Rohrer oder Fabienne Reuteler teilnehmen, «um wieder in den den Wettkampfrhythmus zu kommen», wie sie unisono sagten.
Ueli Kestenholz startet in Tignes
Bei den Alpinen, dem eigentlichen Prunkstück der Schweizer Tour-Boarder, setzen sie die Prioritäten etwas anders. Mit acht Männern und sechs Frauen sind die Riesenslalom-Spezialisten in den französischen Alpen prominent vertreten. Insbesondere Ueli Kestenholz und Steffi von Siebenthal, die beiden ISF-Tour-Champions, werden versuchen mit Top-Klassierungen ihre olympische Ausgangslage zu verbessern.
«Für uns geht es darum, in der FIS-Punkteliste unter die besten 16 vorzustossen. Das würde dem jeweiligen Fahrer in Salt Lake City einen Starplatz in der ersten Gruppe ermöglichen», erklärte Swiss-Team-Trainer Jürg Matti. «Zwei Platzierungen in den Top 6 sollten dazu eigentlich reichen.»
Welche Schweizer Ende November zum dritten FIS-Weltcup-Anlass nach Kaprun reisen werden, wird demnach von den Resultaten in Tignes abhängen.
swissinfo und Sven Schoch (Si)

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