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Wahlen 07: Die Grünen weiter im Aufwind

Die Links-Rechts-Polarisierung befindet sich laut der aktuellen gfs.bern-Umfrage im Niedergang. swissinfo.ch

Im Hinblick auf die Parlamentswahlen im Herbst stabilisieren sich die Grünen über der 10%-Marke und werden voraussichtlich am stärksten von allen Parteien gegenüber 2003 zunehmen.

Andererseits geht die Polarisiereung, welche die politische Landschaft seit den Wahlen 1995 geprägt hat, ihrem Ende entgegen, wie das 4. Wahlbarometer des Instituts gfs.bern im Auftrag der SRG SSR idée suisse festhält.

Die Grünen würden 10,9% der Stimmen auf sich vereinigen, wenn die Wahlen in den Nationalrat (grosse Parlamentskammer) heute stattfänden. Dies bedeutet ein Plus von 3,5% gegenüber 2003. Die Grünliberale Partei, eine Neugründung und auf dem politischen Parkett auf der bürgerlichen Seite angesiedelt, würde 1,3% der Wählerstimmen erhalten.

Dieses 4. Wahlbarometer bestätigt die Ergebnisse der letzten Umfrage vom April: Umwelt und Klima besetzen nun die 2. Position der Anliegen der Stimmbürger, während sie sich vorher zwischen Platz 8 und 10 bewegten. Deshalb machten die Grünen einen Sprung nach vorne – 10,9% heute gegenüber 9% der Stimmen im Januar.

Trotz der Stabilisierung der Grünen würde nur ein Viertel der Befragten deren Einsitz in der Landesregierung auf Kosten der Freisinnig-Demokratischen Partei (FDP) befürworten, die in einem solchen Fall einen ihrer zwei Sitze verlieren würde. Die Mehrheit der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger befürwortet den Status quo, wie gfs.bern erklärt.

Ende der Polarisierung

Die Juni-Erhebung bestätigt eine andere Tendenz, jene des Niedergangs der Rechts-Linken Polarisierung. Sowohl die Schweizerische Volkspartei (SVP) wie die Sozialdemokratische Partei der Schweiz (SP) verlieren weiterhin Stimmen.

Mit 25,1% der abgegebenen Stimmen würde die SVP die wählerstärkste Partei der Schweiz bleiben. Sie verzeichnet jedoch ein Minus von 1,6% gegenüber den Wahlen von 2003 (26,7%) und um 1,1% gegenüber des 3. Wahlbarometers vom April dieses Jahres. Es handelt sich damit um den stärksten Verlust aller beteiligten Parteien und um das tiefste Niveau, das die nationalistische Rechtspartei in diesen Umfragen erzielt hat.

Die SP, die zweitstärkste Partei des Landes, teilt das Schicksal der SVP. Heute würde sie von 22,1% der Wählerschaft gewählt und damit ihr niedrigstes Niveau im Hinblick auf die vorhergehenden Umfragen erreichen. Ihr Wähleranteil würde im Vergleich zu 2003 (23,3%) um 1,2% sinken.

Die beiden Parteien in der Mitte des politischen Spektrums würden sich stabilisieren. Mit 17% der Stimmen bremst die FDP ihren Fall aus den anderen Umfragen und bewegt sich auf dem Niveau von 2003 (17,3%).

Und die Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) könnte gegenüber 2003 zulegen: von 14,4% auf 15%.

Die SVP verliert Wähler an die CVP, die FDP und die SP, während die Grünen auf Kosten der SP und der FDP zulegen. Diese Bewegung erklärt sich, dass sich die bürgerlichen Parteien nach rechts verschieben, die SP nach links und die Grünen ins Zentrum, rechts der SP.

Kein dominantes Thema

Die Sorgen der Schweizerinnen und Schweizer haben sich seit dem letzten Wahlbarometer nicht verändert. An der Spitze ist immer noch die Integration der Ausländer, gefolgt von der Umwelt. Die sozialen Fragen wie die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV), die Arbeitslosigkeit und Gesundheit haben an Dringlichkeit verloren.

Weil herausragende, wahlentscheidende Themen fehlen, hat sich gfs.bern für das aktuelle Thema Steuern interessiert. 73% der Befragten unterstützen das Verdikt des Bundesgerichts gegen den Kanton Obwalden. Sie wenden sich gegen degressive Steuersysteme.

Andererseits ist eine starke Polarisierung der Wählerschaft auf die fiskalischen Meinungsverschiedenheiten mit der Europäischen Union (EU) feststellbar. So denkt über die Hälfte (51%) der Stimmberechtigten, man dürfe mit der EU nicht verhandeln, und 47% befürchten, eine Verteidigungs-Reaktion könnte negative Auswirkungen für die Schweiz haben.

swissinfo, Abigail Zoppetti
(Übertragung aus dem Französischen: Etienne Strebel)

Die 4. Umfrage, realisiert durch das Institut gfs.bern im Auftrag der SRG SSR idée suisse, gehört zu einer Serie von 8 Umfragen vor den eidgenössischen Wahlen vom 21. Oktober 2007.

Wie schon die vorhergehenden Umfragen untersucht sie nur die Wahlen in den Nationalrat, die grosse Kammer.

Insgesamt 2017 repräsentativ ausgewählte Personen wurden in der ersten Junihälfte in den drei Sprachregionen der Schweiz befragt.

Die Fehlermarge beträgt +/- 2,2%.

Hauptresultate der Umfrage:
Schweizerische Volkspartei (SVP): 25,1% (26,7% im Jahr 2003)
Sozialdemokratische Partei (SP): 22,1% (23,3%)
Freisinnig-Demokratische Partei (FDP): 17% (17,3%)
Christlichdemokratische Volkspartei (CVP): 15% (14,4%)
Grüne Partei: 10,9% (7,4%)
Voraussichtliche Stimmbeteiligung 47% (45,4%)

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