
Die ersten «SwissCommunity Days»: Viel Neues im Auslandschweizer-Rat

Mehr als die Hälfte der Ratsmitglieder sind neu dabei, der Anteil weiblicher Delegierter ist deutlich gestiegen. Am Wochenende trifft sich der Auslandschweizer-Rat (ASR) zur konstituierenden Sitzung im Bundeshaus in Bern – erstmals im Rahmen der neuen «SwissCommunity Days».
Es ist ein doppelter Neustart für die Auslandschweizer-Organisation (ASO). Zum einen beginnt mit dem Treffen am 22. und 23. August die neue Legislaturperiode 2025-2029 des Auslandschweizer-Rats. Zum anderen wird mit den «SwissCommunity Days» ein neues Format eingeführt, das den bisherigen Auslandschweizer-Kongress ersetzt – zumindest teilweise.
Mehr als 70 neue Delegierte
Die Liste der gewählten Kandidatinnen und Kandidaten des Auslandschweizer-Rats zeigt: Der Rat wurde grundlegend erneuert. Mit 71 von 140 Sitzen wurde mehr als die Hälfte der Sitze neu besetzt.
Auffällig ist auch der gestiegene Anteil weiblicher Delegierter. Diese Entwicklung ist vermutlich auch den Online-Direktwahlen geschuldet, die – neben einem Pilotversuch im Jahr 2017 – in diesem Frühjahr in über 40 Ländern durchgeführt wurden.
Auch eine Verjüngung dürfte spürbar werden. In Ländern wie Deutschland konnten bei der Online-Direktwahl vermehrt jüngere Vertreter:innen Sitze gewinnen. Welche konkreten Auswirkungen diese neue Zusammensetzung auf die Arbeit des Rats haben wird, wird sich im Verlauf der Legislatur zeigen.

Fokus auf politische Anliegen der Fünften Schweiz
Die konstituierende Sitzung des Auslandschweizer-Rats findet am kommenden Wochenende an symbolträchtigem Ort statt – unter der Kuppel des Bundeshauses. Am ersten Tag der «SwissCommunity Days» werden die gewählten Auslandschweizerrätinnen und -räte mit zahlreichen Workshops auf ihr Amt vorbereitet.
Im Zentrum stehen Fragen wie «Was sind die Strukturen der ASO und des Rats?», «Welches sind die wichtigsten Anliegen der Fünften Schweiz?» oder «Wie können Delegierte ihre Community am besten vertreten?»
Erst am zweiten Tag folgt die offizielle Bestätigung der gewählten Delegierten sowie die Wahl des Vorstands der ASO. Auch die Verabschiedung einer Resolution zur Abstimmung über die elektronische Identität (E-ID), über welche die Schweiz am 28. September entscheidet, ist an der ASR-Sitzung traktandiert.
Die ASO sieht in der E-ID ein mögliches Instrument zur Stärkung der politischen Rechte der Fünften Schweiz – insbesondere für Auslandschweizer:innen:

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Neues Format statt altem Kongress
Mit den «SwissCommunity Days» löst die ASO ihren bisherigen Auslandschweizer-Kongress ab, der in der Vergangenheit jährlich stattfand. Künftig soll der Kongress nur noch einmal pro Legislatur durchgeführt werden. Die ASO reagiert damit auf sinkende Teilnehmendenzahlen und rückläufige Sponsoringgelder.
Das neue Format soll stattdessen ein fokussiertes Arbeitstreffen des Auslandschweizer-Rats (ASR) ermöglichen – so hatte es ASO-Präsident Filippo Lombardi bereits 2024 gegenüber Swissinfo angekündigt. Und: «Die Übergabesitzung dient dem Austausch und der Weitergabe von Best Practices», so Lombardi weiter.
Die anstehende Ratssitzung wird ein erweitertes Treffen: Der neue Rat und der abtretende tagen zum Legislaturwechsel gemeinsam in Bern.
Der politische Aspekt des Rats
Das Jahrestreffen der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer hat eine doppelte Funktion. Einerseits eine soziale, also die Möglichkeit für Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer, während ihres Aufenthalts in der Schweiz Erfahrungen auszutauschen und Kontakte zu knüpfen.
Andererseits hat es immer auch eine politische Funktion, nämlich die Existenz der Fünften Schweiz gegenüber der offiziellen Schweiz zu bekräftigen und die spezifischen Interessen der Diaspora zu vertreten und bekannt zu machen.
Diesem politischen Aspekt widmet sich der Auslandschweizer-Rat (ASR).
Der Auslandschweizer-Kongress wurde letztes Jahr neu gedacht:

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Was ist der Auslandschweizer-Rat?
Der Auslandschweizer-Rat versteht sich als Vertretung der über 800’000 Auslandschweizer:innen weltweit. Er fungiert nach eigenen Angaben als «Parlament der Fünften Schweiz», das die Anliegen der Auslandschweizer:innen-Community aufnimmt und sich in der schweizerischen Öffentlichkeit und bei den Behörden für diese Anliegen einsetzt.
Der Rat tagt dreimal jährlich, zwei Sitzungen finden vor Ort statt, die dritte ausschliesslich online. An zwei der drei Sitzungen kann Online teilgenommen und abgestimmt werden.
Von den 140 Ratsmitgliedern stammen 120 aus dem Ausland. Im Gremium sitzen auch Schweizer Politikerinnen und Politiker, die sich in den eidgenössischen Räten für die Interessen der so genannten «Fünften Schweiz» einsetzen.
Mit dem neuen Rat beginnt ein neues Kapitel: jünger, weiblicher – und breiter abgestützt als je zuvor.
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Editiert von Balz Rigendinger

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