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Unerwarteter Helfer: Weshalb seltene Frösche Schiessplätze lieben

Gelb-grüner Frosch in der Hand einer Person
Die Gelbbauchunke ist ein Froschlurch und wird ungefähr 5 Zentimeter gross. Auf ihrem Rücken befinden sich zahlreiche Warzen. Sie gilt als stark gefährdet und ist auf der Roten Liste der gefährdeten Amphibien der Schweiz. KEYSTONE/DPA/A3794/_Peter Steffen

Die seltene Froschart breitet sich auf einem Glarner Schiessplatz aus. Die Armee nimmt bei Manövern Rücksicht.

Schiessübungen und Naturschutz müssen kein Widerspruch sein. Das zeigt ein aktuelles Beispiel aus dem Kanton Glarus. Dort hat die Gelbbauchunke den Schiessplatz Walenberg erobert.

Die Froschart gilt als selten und ist darum ein gern gesehener Gast. Dort hat die Zahl der Gelbbauchunken gar einen neuen Höchststand erreicht. 250 Amphibien zählte das Bundesamt für Rüstung Armasuisse kürzlich. Dies sei schweizweit einzigartig.

Andernorts verschwindet die Unke. Auf dem Areal Walenberg fühlt sie sich aber besonders wohl. Auch auf dem benachbarten Waffenplatz Walenstadt wurde sie gesichtet, wenn auch nicht in so grosser Zahl.

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Dass sich Amphibien auf Waffenplätzen besonders wohlfühlen, zeigen laut Armasuisse auch andere Beispiele. In Thun BE ist die Kreuzkröte vermehrt heimisch und auch der Wasserfrosch findet auf Übungsplätzen der Armee offenbar ideale Bedingungen vor.

Beliebtes Laichgebiet

Was aber macht Waffenplätze zu einem idealen Laichgebiet? Die Erklärung liefert David Külling, bei der Schweizer Armee zuständig für Naturschutz.

«Bei militärischen Übungen entstehen immer wieder Vertiefungen, zum Beispiel durch Fahrzeuge. Diese füllen sich dann mit frischem Wasser. Und dort macht es sich die Gelbbauchunke bequem. Sie bevorzugt relativ frisches Wasser.»

Auch in den tiefen Spuren, die Panzer hinterlassen, siedeln sich Tiere an. Die Rillen werden regelmässig erneuert. «Ausserhalb der Laichzeit fahren auch mal extra Panzer durch, damit die Vertiefungen nicht überwuchern», sagt David Külling.

Armee nimmt Rücksicht

Auch auf dem Glarner Schiessplatz Walenberg werden die 25 Tümpel vom Militär in Schuss gehalten und gerodet – mit Maschinen und von Hand. Die Gelbbauchunke brauche Licht und Wärme. Dann sei es ihr am wohlsten.

Und noch etwas scheint der Froschart Auftrieb zu verleihen. In diesem Gebiet gibt es wenig Fressfeinde und Konkurrenz durch andere Arten. «Den Wasserfrosch, direkter Konkurrent der Gelbbauchunke, findet man im Gebiet Walenberg selten», erklärt David Külling, Naturschutzbeauftragter der Armee.

Ein Frosch
Der Wasserfrosch zählt zu den Konkurrenten um Laichplätze. Keystone / Sigi Tischler

Die Glarner Unken bleiben ungestört, auch wenn das Militär seine Schiessübungen macht. Der Lärm macht den Tieren offenbar wenig aus. Und Teile des Waffenplatzes sind für die Soldatinnen und Soldaten Sperrgebiet.

Sodaten auf einem Schiessplatz
Walenberg ist ein Übungsplatz für die Infanterie. Die Lebensräume der Unken bleiben ungestört (Bild: Übung der Infanterie im Kanton Neuenburg) Keystone / Christian Beutler

«Findet eine Übung statt, gibt es klare Anweisungen, wo man durch darf und wo nicht. Die Armeeangehörigen dürfen dann nur ein paar Meter vorrücken und nicht beliebig nah ans Ziel. Weil dazwischen der Lebensraum der Unken ist», sagt Külling.

Und: Die Naturschutzbemühungen der Armee ziehen inzwischen auch andere Arten an. So wurden spezielle Libellen, seltene Heuschreckenarten und die Sumpfgrille gesichtet.

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