
ABB im Tiefenrausch

Trotz Durchhalteparolen von ABB-Konzernchef Dormann ist die Aktie des Technologie-Konzerns am Mittwoch erneut massiv unter Druck gekommen.
Die Gewerkschaften appellierten an die Verantwortung der Banken.
In einem Interview mit der Zeitung «Finanz und Wirtschaft» wies ABB-Präsident und -Konzernchef Jürgen Dormann Konkurs-Befürchtungen zurück.
Zwar könnten die Asbestklagen zum Ausfall der angeklagten US-Tochter Combustion Engineering führen, die Forderungen gegen den Konzern stiessen aber ins Leere.
ABB habe die Unterstützung der Banken, sagte Dormann weiter. Diese begleiteten ABB in einer konstruktiven Weise und stünden dem Konzern in den nächsten 18 Monaten bei.
Vertrauensverlust
Weder die Börse noch die Analysten liessen sich von den Aussagen überzeugen. Erst noch vor einem Monat habe Dormann die Jahresziele bestätigt, kritisierte die Zürcher Kantonalbank in ihrem Marktbericht.
Nach der überraschenden Gewinnwarnung vom Montag sei die Glaubwürdigkeit auf einem neuen Tiefpunkt angelangt. Der Kurssturz sei nicht übertrieben. ABB habe die Asbestproblematik offenbar unterschätzt. Ein rechtlicher Durchgriff auf den Mutterkonzern könne nicht ausgeschlossen werden.
Die Investmentbank Lehman Brothers reduzierte das Kursziel von ABB auf einen Franken. Es sei derzeit nicht absehbar, wie das Management das Steuer herumreissen und den Konzern restrukturieren wolle.
Appell
Die Gewerkschaften appellierten an die Verantwortung der Banken. Dem Konzern sei Geld für eine Restrukturierung oder einen geordneten Rückzug zur Verfügung zu stellen, forderte die Gewerkschaft VSAM in einer Mitteilung.
Bei den Problemen von ABB handle es sich primär um Liquiditäts-Probleme, für die es eine Lösung geben müsse. Die Auftragslage sei zwar schwierig, aber nicht katastrophal.
Die Schweizer ABB-Einheiten sind nach Ansicht des VSAM gesund und sollen deshalb bevorzugt behandelt werden. Die Gewerkschaft schlägt eine Herauslösung von ABB Schweiz aus dem Konzern vor.
Schuld an der Schieflage des Konzerns sei die kurzsichtige und unternehmerisch riskante Finanzpolitik, heisst es in der Mitteilung weiter. Diese hätten primär das frühere Management um Percy Barnevik, der abgetretene Verwaltungsrat Martin Ebner sowie die Banken zu verantworten.
swissinfo und Agenturen

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