Adecco liefert endlich Zahlen
Nach zweimaligem Verschieben hat der Personaldienstleister Adecco, mit Sitz in der Westschweiz, seinen lange erwarteten Abschluss 2003 veröffentlicht. Es wurden keine Unregelmässigkeiten festgestellt.
Der Umsatz stieg um 2% auf 16,3 Mrd. Euro (24,5 Mrd. Franken). Der Reingewinn um über einen Viertel.
Der wegen Buchhaltungsproblemen zweimal verschobene Abschluss 2003 des Personaldienstleisters hat keine grossen Überraschungen ergeben.
Bei einem Umsatz von 16,3 Mrd. Euro (rund 24,5 Mrd. Franken) stieg der Reingewinn um gut einen Viertel auf 305 Mio. Euro (rund 460 Mio. Franken).
In Euro resultierte dagegen ein Minus von 5%. Dies lag an der Stärke der europäischen Währung im Vergleich zu den meisten anderen Währungen. Die Zahlen teilte Adecco am Dienstag mit.
Die Aktionäre sollen eine gegenüber dem Vorjahr um 17% höhere Dividende von 0.70 Franken erhalten, wie der Waadtländer Personaldienstleister weiter mitteilte.
Das Ergebnis liegt im Rahmen der Analysten-Erwartungen. Eine Revision vorhergehender Abschlüsse müsse nicht erfolgen, so Adecco weiter.
Adecco-Sprecher Francois Vassard ergänzte auf Anfrage, dass die Revisionsarbeiten «keine finanziellen Unregelmässigkeiten oder Unterschlagungen zu Tage förderten, die für den Konzern signifikant wären».
Zu detaillierten Ergebnissen der Untersuchungen wollte Vassard aus rechtlichen Gründen nicht Stellung nehmen.
Teures Audit
«Grosse Anstrengungen wurden und werden weiter unternommen, um sicherzustellen, dass unser Unternehmen gut geführt ist und um die internen Kontrollsysteme weiter zu verbessern», sagt Verwaltungsratspräsident John Bowmer.
Die Revision sei abgeschlossen. Die Revisionsstelle Ernst & Young werde den Revisionsbericht ohne Vorbehalte abgeben.
Die Kosten für die Rechnungsüberprüfung (Audit) beliefen sich auf rund 100 Mio. Euro (rund 150 Mio. Franken), so Adecco.
Davon sollen 36 Mio. Euro im ersten Quartal 2004 verbucht werden. Die Quartalszahlen sollen am 4. Juni vorgelegt werden.
«Die Umsatzentwicklung dieses Jahres liegt gemäss unseren Beobachtungen über jener am Ende des vergangenen Jahres», so Adecco-Chef Jerome Caille.
Die Nachfrage nach Temporärarbeit beschleunige sich, und Adecco gehe davon aus, dass sich diese Entwicklung im Jahresverlauf verstärke. Dabei erwartet der Konzern kurzfristig einen verstärkten Margendruck.
Probleme in den USA
Die hohen Kosten für das Audit und die verspätete Publikation der Zahlen 2003, so Beobachter, ergebe sich schon aus der Tatsache, dass der Personalvermittler im Problemmarkt Nordamerika über 1500 Filialen betreibe.
Diese müssten auf ihre Betriebsabläufe und die Qualität des internen Kontrollsystems untersucht werden. Stichproben hätten da kaum genügt, denn dafür sei das Filialnetz nicht homogen genug.
Adecco, 1996 aus der Fusion zwischen der schweizerischen Adia und der französischen Ecco hervorgegangen, ist im nordamerikanischen Markt mittels Grossakquisitionen gewachsen.
Im Jahr nach der Fusion übernahm der Konzern die TAD Resources, die 300 Filialen in das US-Netz einbrachte. 500 Büros kamen im Jahr 2000 durch den Kauf von Olsten hinzu.
Sarbanes-Oxley-Act
Die in den Filialen zum Vorschein gekommenen Schwachstellen in der Buchhaltung, in der Informatik und der innerbetrieblichen Aufgabenteilung sind ein Hinweis, dass viele Büros auch unter Adecco ihr «Eigenleben» weiterführen konnten.
Die nun ausgewiesenen Kosten von 100 Mio. Franken enthalten möglicherweise aber auch schon einen Teil jenes Aufwandes, den sämtliche dem US-Recht verpflichteten Publikumsgesellschaften in diesem Jahr zur Erfüllung von Paragraph 404 des neuen Sarbanes-Oxley-Act erbringen müssen.
Dieser Paragraph verlangt, dass die Unternehmen künftig die Qualität ihres internen Kontrollsystems im Geschäftsbericht explizit zur Sprache bringen und dessen ausreichende Prüfung bestätigen. Die Revisoren haben die Bestätigung zu überprüfen und zu testieren.
Der Sarbanes-Oxley-Act wurde nach den Betrugsfällen, wie zum Beispiel Enron, geschaffen. Mehr als 300 europäische Unternehmen unterstehen nun diesen US-Börsenvorschriften, weil sie ihre Aktien auch an einer US-Börse handeln lassen.
swissinfo und Agenturen
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