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Bâloise: Finanzdammbruch schlimmer als Flut

2002 war ein ganz schlechtes Finanzjahr für Versicherungen. Keystone

Die Bâloise Versicherungen mit Prämieneinnahmen von über 7 Mrd. Franken verzeichnet für 2002 einen Rekordverlust von 634 Mio. Franken.

Der Grund liegt vor allem bei der Entwicklung der Finanzmärkte, weniger bei den Elementarschäden.

Die Bâloise-Gruppe hat 2002 ihre Wertpapierbestände um rund 960 Mio. Franken abgeschrieben (wertberichtigt) und damit einen Rekordverlust von 634 Mio. Franken ausweisen müssen, so tief wie nie zuvor in der
139-jährigen Geschichte (Vorjahr 404 Mio. Gewinn).

Auch das Eigenkapital verringerte sich massiv von 2001 noch 5,4 Mrd. auf 2002 rund 3,1 Mrd. Franken. Wie bei anderen Versicherungs-Unternehmen wird 2002 auch bei der Basler Versicherung als Grosskrisenjahr in die Geschichte eingehen.

Flut in Deutschland und Österreich

Analysten hatten Verluste in der Höhenordnung von rund 640 Mio. Franken erwartet. Davon betragen die Währungsverluste (sprich der starke Franken) rund 156 Mio. Franken, die Flutschäden aus Deutschland und Österreich 70 Mio. Franken.

Entsprechend hat Bâloise Deutschland einen Verlust von 15,6 Mio. Franken eingefahren. Beim Unternehmen stehen Sanierungen an.

Die belgische Tochter, die Mercator-Gruppe, wies 300 Mio. Verlust aus. 17% des Personalbestandes (inklusive Direktor) müssten gehen, sagte Konzernchef Frank Schnewlin am Donnerstag vor den Medien in Basel.

Konsolidierte Prämieneinnahmen

Positiv verlief das Wachstum des Prämienvolumens: Plus 11,3% auf 7,3 Mrd. Franken (in Lokalwährungen). Davon entfallen 4,6 Mrd. aufs Volumen im Lebensversicherungs-Geschäft, dessen Prämienwachstum um 14,2% stieg. Das Nichtleben-Geschäft konnte um 2,6% zulegen.

In ihren Kapitalanlagen hat die Bâloise den Aktienanteil weiter deutlich gesenkt. Betrugen die Aktien 1999 noch 35% der Kapitalanlagen, so sank dieser Wert bis Ende 2002 auf 11,5%.

Sorgen um BVG-Mindestzins

Das Nichtlebengeschäft ist wegen dem Verlust auf den Kapitalanlagen in die roten Zahlen gerutscht. Dagegen verbesserte sich die Combined Ratio (Verhältnis von Schadenaufwand und Kosten zu den Prämieneinnahmen) auf 105,2 Prozent.

Sorgen bereitet der Bâloise-Führung derzeit vor allem das deutlich verlustbringende Leben-Geschäft, zu dem auch die Pensionskassen gehören. Vehement forderten die Bâloise-Verantwortlichen bessere politische Rahmenbedingungen im Pensionskassen-Geschäft: “Der Mindestzins liegt deutlich über den erzielbaren Renditen aus Anlagen”, sagte Schnewlin.

Drohung mit Ausstieg aus dem BVG-“Geschäft”

Die Senkung des Mindestzinssatzes habe zwar eine gewisse Entlastung gebracht, so Schnewlin. Aber er sei nicht bereit und nicht in der Lage, die volkswirtschaftlichen Lasten in Form von betrieblichen Verlusten zu tragen. Damit hatte er die seiner Ansicht nach ungenügende Anpassung sprich Senkung des Mindestzinssatzes gemeint.

Ab kommenden Herbst gebe es für Vertragsverlängerungen und Neugeschäfte im BVG-Bereich nur noch kostendeckende Tarife.

Schnewlin schlägt gleich eine Modell-Änderung vor: Die Bewegung des BVG-Mindestzinssatzes könne an die Rendite der Bundesobligationen gebunden werden. Das sei im europäischen Ausland schon üblich.

Wenig Konkretes zu 2003

Bezüglich des laufenden Geschäftsjahres gab sich der Bâloise-Chef bedeckt: Zum erwarteten Jahresergebnisses wollte er keinerlei Aussagen machen. Im Nichtleben-Geschäft erwartet er weiter ein Wachstum von rund 3%. Die Entwicklung im Leben-Geschäft sei dagegen “von den Marktentwicklungen” abhängig.

swissinfo und Agenturen

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