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Bahnfahren wird erneut teurer

Bald müssen die Bahnreisenden noch tiefer in die Tasche greifen. SBB

Ab dem 1. Mai kosten Einzelbillette rund 4% mehr und der Retourrabatt wird erst ab Distanzen von über 116 Kilometern gewährt. Auch das Halbtax-Abo schlägt auf.

77 Franken muss hinblättern, wer mit der Bahn und einem ganz normalen Retourbillett 2. Klasse von Zürich nach Bern reisen will. Ein happiger Betrag. Und ab 1. Mai wird es noch teurer: Der Normaltarif für Einzelbillette wird dann im Durchschnitt um 3,7% erhöht. Zudem wird der Retourrabatt von bis zu 15% nur noch ab Distanzen von über 116 Kilometern gewährt.

Für Gelegenheitsfahrer möge die Bahn teuer erscheinen, räumt SBB- Sprecher Roland Binz ein. Ein einzigartiger Tarifverbund und ein breites, auf individuelle Bedürfnisse abgestimmtes Abo-Angebot mache jedoch das Bahnfahren weiterhin zu tragbaren Preisen möglich.

Preissensibles Halbtax-Abo

Doch gerade das beliebte Halbtax-Abo schlägt am 1. Mai auf. Für ein Jahr kostet es zwar weiterhin 150 Franken, für zwei Jahre wird der Preis aber von bisher 222 auf 250 Franken erhöht. Neu angeboten wird dafür ein Dreijahresabo zum Preis von 350 Franken.

Neben der allgemeinen Teuerung wird für den Preisaufschlag auch der Angebotsausbau geltend gemacht. Seit der letzten Erhöhung sei der Geltungsbereich des Halbtax-Abonnements weiter ausgebaut worden. Zudem, so Roland Binz, «investieren wir in den nächsten Jahren sehr viel Geld in neues Rollmaterial und bauen laufend den Fahrplan aus».

Glücklich ist man bei den SBB über den Preisaufschlag beim Halbtaxabo dennoch nicht. Mit gegen zwei Millionen Abonnenten ist es das eigentliche Erfolgsprodukt der SBB und nach Binz «sehr preissensibel».

1993 war die Zahl der Halbtax-Abos um rund 400’000 gesunken, als der Preis für das einjährige Abo von 125 auf 150 Franken erhöht worden war. Erst mit der Schaffung des zweijährigen Abonnements für 222 Franken zogen die Zahlen wieder deutlich an.

Druck von den Bergbahnen

Beugen mussten sich die SBB schliesslich den Bergbahnen. Weil die «touristischen Bahnen» weniger Geld aus dem Topf für Halbtax-Abonnemente bekommen, drohten sie mit dem Ausstieg aus dem Verbund. Das fast flächedeckende Abo-System drohte damit auseinander zu brechen.

Nachdem 12 Bündner Bergbahnen den General- und Halbtaxabonnementen zum Ärger der Kunden bereits im vergangenen Jahr keine Ermässigung mehr gewährten, wollen vier weitere Bahnen auf den 1. Mai aus Halbtax-Verbund austreten.

Grund für die Drohung ist ein neuer Verteilschlüssel für die Gelder aus dem Halbtax-Topf. Nachdem neu der Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) und der Tarifverbund Nordwestschweiz (TNW) ebenfalls am Halbtax-Topf partizipieren, erhalten die Bergbahnen weniger.

Aus diesem Pool werden jährlich rund 250 Mio. Franken an die angeschlossenen Transport-Unternehmen ausgeschüttet. Die SBB erhalten davon 64% (früher 69%). Der Rest wird gemäss einem jährlich festgelegten Schlüssel monatlich an die übrigen Bahnen, Postautobetriebe und Schifffahrtsgesellschaften verteilt.

Bergbahnen wollen nochmals verhandeln

Ob es tatsächlich zum Austritt der vier Bündner Bahnen kommt, ist laut Binz noch offen. Nach verschiedenen Vermittlungs-Bemühungen wollen sie Mitte Februar nochmals an den Verhandlungstisch zurückkehren. Ein Termin sei bereits fixiert.

Für die SBB hat das Halbtax-Abo eine «eminent wichtige Bedeutung». Nicht nur, weil sie den Löwenanteil aus dem Halbtax-Topf abschöpfen können, sondern auch, weil das Abo die Besitzer zum Bahnfahren animiert. Denn nach den bisherigen Erfahrungszahlen geben Halbtax-Abonnenten pro Jahr im Durchschnitt 370 Franken für das Bahnfahren aus.

swissinfo und Agenturen

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