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Bioterrorismus-Risiko bannen

Mit dem Kodex will die Schweizer Pharmaindustrie Risiken senken und Bioterrorismus verhindern. Keystone Archive

Die Herstellung biologischer Waffen verhindern: Um dieses Ziel zu erreichen, hat sich die Schweizer Pharmaindustrie eine Art Verhaltens-Kodex auferlegt.

“Principes de bonne pratique en vue d’éviter l’usage abusif de substances ou de matériel biologiquement dangereux – Prinzipien guter Praxis, um den Missbrauch von biologisch gefährlichen Substanzen und Materialien zu vermeiden”. Dies der Titel der “Charta”, die seit neustem die Schweizer Pharmagiganten Novartis und Roche sowie die Biotechfirma Serono in die Pflicht nimmt.

Die Vereinbarung reguliert namentlich den Zugang zu bestimmten Labors und verbietet strikt die Verwendung gewisser Substanzen. Damit soll das Risiko vermindert werden, dass Produkte der drei Firmen heimlich missbraucht werden, um biologische Waffen herzustellen.

Diese neue Vereinbarung wurde aufgrund einer amerikanischen Initiative verfasst und könnte Vorbild für alle Pharma-Betriebe der Welt sein.

Pionierin Schweiz

Entstanden ist die Idee während des letzten Weltwirtschafts-Forums (WEF) in New York. Während einer informellen Begegnung zwischen Vertretern der Pharmaindustrie und der amerikanischen Regierung wurde über die grosse Gefahr biologischer Waffen gesprochen. Diskutiert wurde die Frage, wie verhindert werden könne, dass sich Terroristen der pharmazeutischen Infrastruktur bedienten, um solche Waffen herzustellen.

Auf den Vorschlag des amerikanischen Botschafters in Bern übernahm die Schweiz die erstmalige Ausarbeitung eines Modell-Katalogs mit Sicherheits-Anweisungen für die Pharmaindustrie. Die Idee fand grossen Anklang und wird nun in die Realität umgesetzt.

Dabei handelt es sich um Verhaltensregeln, die viele pharmazeutische Gesellschaften bereits seit längerem einhalten. Doch die Tatsache, dass diese nun schriftlich vereint festgehalten sind, vereinfacht deren internationale Umsetzung.

Und die Staatsbetriebe?

Laut Thomas Cueni, Generalsekretär des Branchenverbands Interpharma, darf man sich in Bezug auf die Bedeutung der Massnahmen “nichts vormachen”. Das hauptsächliche Gefahrenpotenzial auf dem Gebiet biologischer Waffen liege nicht in der Pharamaindustrie, sondern in staatlichen Labors.

Deshalb könne auch der beste Verhaltens-Kodex für die Pharmaindustrie keine internationale Vereinbarung für die Umsetzung der UNO-Konvention über das Verbot biologischer Waffen ersetzen.

Die siebenjährigen Verhandlungen darüber stecken zur Zeit in einer Sackgasse. Denn die USA weigern sich seit letztem November, dass ihre staatlichen Labors einem internationalen Überwachungs-Regime unterworfen werden.

Michel Walter
(Übertragung aus dem Französischen: Rebecca Vermot)

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