Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Der Anfang vom Ende: Die “Hunter”-Strategie

Der zusammengebrochene Luftfahrtkonzern SAirGroup hat seine sogenannte "Hunter"-Strategie nicht gemäss den eigenen Vorgaben umgesetzt.

Es wurden praktisch nur marode Fluggesellschaften gekauft, die der Strategie nicht entsprachen.

Das Nein der Schweizer Stimmvolks zum EWR im Jahre 1992 bedeutete für die Swissair, dass sie keinen freien Zugang zum europäischen Markt gehabt habe, rief Ernst & Young-Partner Ancillo Canepa in Erinnerung.

Aus diesem Grunde habe sich der Flugkonzern entschieden, Allianzen mit anderen europäischen Airlines einzugehen, um auch die Interkontinentalflüge auszulasten. Geplant sei gewesen, lediglich Minderheits-Beteiligungen von 10% – 30% zu erwerben.

Umsetzung nicht strategiekonform

In der Tat habe die SAirGroup de facto die Mehrheit an Fluggesellschaften erworben, die nicht oder nur bedingt der Strategie entsprochen hätten. Mit Ausnahme der polnischen LOT seien alle stark sanierungsbedürftig gewesen. Wegen den maroden Gesellschaften habe die Swissair sich massiv verschuldet.

Die SAir-Group gab für die Einkäufe auch viel mehr Geld aus als geplant: Statt 300 Mio. Franken betrug das Gesamtengagement 5,9 Mrd. Franken. Tatsächlich bezahlt worden seien 4,1 Mrd. Franken, sagte Canepa.

Konflikt mit EU-Recht

Zudem sei die SAirGroup durch die Übernahme von de facto Mehrheitspositionen ständig in Konflikt mit dem EU-Recht gekommen, welches die maximale Beteiligung von Nicht-EU-Anteilseignern auf 49,9% limitiert. Der Konzern hielt die EU-Verordnung zwar formell ein, umging sie aber de facto.

In der Folge griff die SAirGroup zu mehrstufigen Zwischenfinanzierungen mit Call-/Put-Optionen, hohen Garantieverpflichtungen sowie undurchsichtigen Strukturen und Transaktionen. Die Beteiligungen wurden nicht voll konsolidiert, obwohl die tatsächlichen Kontrollverhältnisse hätten offengelegt werden müssen, wie Canepa sagte.

Wie der Bericht festhält, war die Finanzierung der “Hunter”-Strategie, wie sie vom Management umgesetzt wurde, zu keinem Zeitpunkt gesichert.

swissinfo und Agenturen

“Hunter”-Beteiligungen

Sabena
LTU
AOM
Air Liberté
Air Littoral
Volare Group
LOT
SAA

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft