
Der Euro kommt – auch in die Schweiz

Die Einführung von Euro-Bargeld auf Anfang nächsten Jahres betrifft auch die Schweiz. Der Euro wird auch hier gängiges Zahlungs-Mittel. Kapitalflucht wird hingegen nicht erwartet. Vorerst heisst es jedoch, Fremdwährung in den Ferien verprassen, da sich der Umtausch nicht lohnt.
Am 1. Januar 2002 wird der Euro (EUR), die europäische Einheitswährung, in den zwölf EWU-Ländern eingeführt. Dann wird man nur noch maximal zwei Monate mit hergebrachten Währungen zahlen können. Weil der Euro erst ab dem 1. Januar 2002 in Umlauf gebracht werden darf, wird mit einem riesigen Ansturm auf Banken, Wechselinstitute und Bankautomaten gerechnet. Empfehlenswert ist es deshalb, Anfang Januar möglichst viel mit Credit-Karte zu zahlen – oder Silvester nicht in Paris, sondern in London zu feiern.
Sparen unerwünscht
Auch in der Schweiz bereitet man sich auf den Umtausch vor. Bancomaten und Postomaten werden mit Euro ausgestattet und rund 600 bis 700 Mio. Euro werden bestellt. Die neue Währung ist ab 3. Januar 2002 in der Schweiz zu beziehen. Kundenkonti in ausländischer Währung werden automatisch umgestellt. Unternehmen, die mit Euro-Ländern Geschäfte tätigen, müssen ihre Bücher zwar der neuen Währung anpassen, profitieren allerdings von Einsparungen beim Fremdwährungs-Management. Einnahmen oder Verpflichtungen sind nur noch gegenüber einer Währung abzusichern.
Private sind aufgefordert, Bargeld-Restbestände in den nächsten Ferien zu verprassen oder beim Weihnachtseinkauf im Ausland richtig zuzuschlagen, da sich ein Umtausch nicht lohnt. Beim Wechsel erfolgt nämlich ein Doppelumtausch. Die Fremdwährung wird zunächst in Schweizer Franken und danach in Euro gewechselt, was doppelte Gebühren nach sich zieht. Fremdmünzen werden von Banken gar nicht angenommen. Man solle, raten Fachleute, diese karitativen Organisationen spenden. Änderungen gibt es auch für Checks und Reisechecks in den 12 EWU-Währungen. Diese sollten vor Ende diesen Jahres einer Bank zur Gutschrift eingereicht werden.
Der Euro – bald Parallel-Währung
Die Schweiz ist vollkommen von Euro-Ländern umgeben. Rund 60 Prozent der schweizerischen Exporte gehen in EU-Länder und etwa 80 Prozent der Importe stammen aus dem EU-Raum. Dennoch erwarten Finanz-Experten nicht, dass der Euro sich zu einer Parallel-Währung etablieren wird. Gängiges Zahlungs-Mittel hingegen könnte er werden, insbesondere in Grenzgebieten sowie in touristisch stark frequentierten Regionen. Das schweizerische Gastgewerbe jedenfalls bereitet sich auf den Euro als Zahlungsmittel vor.
Weitere Folgen, die die Einführung des Euros auf die Schweiz haben kann, sind eine mögliche Kapitalflucht sowie eine stärkere Auswirkung der Konjunkturzyklen der Volkswirtschaft der umliegenden Länder. Der Euro führt zu einer grösseren Synchronisation dieser Volkswirtschaften, was direkten Einfluss auf die Schweiz haben wird. Was die Geldpolitik betrifft, so wird seitens der Banken keine bedeutende Kapitalflucht in die Schweiz erwartet, da der USDollar momentan die attraktivere Währung ist. Wer in den EWU-Ländern kein Vertrauen in den Euro hat, wird seine Ersparnisse eher in Dollar als in Schweizer Franken wechseln, vermuten Vertreter Schweizer Banken.
Vorbereitungen laufen auf Hochtouren
In den Ländern, die den Euro einführen, laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. 14.25 Mrd. Banknoten, die einen Wert von 642 Mrd. Euro repräsentieren, werden momentan gedruckt. Würde man sie aneinander legen, reichten sie fünfmal zum Mond und zurück. Zusätzlich werden 50 Mrd. Münzen gestampft, wozu es 240’000 Tonnen Metal braucht. Wert sind die Münzen 15.7 Mrd. Euro.
Die Länder, die ihre Noten und Münzen ersetzen sind die 12 EWU-Länder: Belgien, deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal und Spanien.
Carole Gürtler

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch