Dollar kostet weniger als 1.40 Franken
Der Dollar ist am Freitag unter die Marke von 1.40 Franken gefallen. Die Experten rechnen wegen der USA-Irak-Krise nicht mit einer Erholung.
Der Franken und auch der Euro werden in die Rolle eines sicheren Hafens gedrängt.
Der Dollar steht auf einem Tiefststand seit annähernd 5 Jahren. Aufgrund eines möglichen US-Angriffs auf den Irak gehen die Experten davon aus, dass sich der Dollar in nächster Zeit auch nicht erholen wird.
Schwierigere Situation als in der Golf-Krise
«Die Situation scheint heute komplexer zu sein als vor einem Dutzend Jahren anlässlich der Golf-Krise», erklärt Roland Duss, Volkswirt bei der Privatbank Ferrier Lullin & Cie am Freitag.
Damals hätten die US-Amerikaner auf die volle Unterstützung der Golf-Staaten rechnen können. Dies habe ihnen ermöglicht, in der Folge wieder Dutzende von Milliarden Dollar ins Trockene zu bringen, fügt er an.
Keine Petro-Dollars
Die Situation sieht heute völlig anders aus, sagt Lullin. Die USA könne heute in keinem Fall auf einen derartigen Rückfluss von Petro-Dollars rechnen. Dazu komme, dass die Konjunkturentwicklung in den USA weiterhin Anlass zur Sorge gebe.
Der Volkswirt untermauert seine Befürchtungen unter anderem mit der Tatsache, dass die USA pro Tag 2 Mia. Dollar ausgeben müssen, um das Defizit der laufenden Rechnung finanzieren zu können.
Schlechte Nachricht für Wirtschaft in Europa
Der Kurssturz des Dollars ist laut Duss eine «äusserst schlechte Nachricht» für die Wirtschaft Europas, die nach wie vor sehr stark vom US-Konjunkturverlauf abhängig sei. Kombiniert mit den stark gestiegenen Erdölpreisen stellt die US-Konjunktur einen bedeutenden Unsicherheitsfaktor für die europäische Wirtschaft dar.
Euro und Franken als sichere Häfen
Am Freitagvormittag wechselte der Dollar für 1.3995 Fr. die Hand. Dieser Kurs liegt deutlich unter dem ohnehin tiefen Satz von 1.4045 Franken, den der Dollar am Vortag erreicht hatte. Anfang Jahr hatte der Dollar noch bei 1.71 Fr. notiert.
Parallel zum Franken wurde in den letzten Wochen auch der Euro in die Rolle eines sicheren Hafens gedrängt. Ende letzter Woche stieg er auf ein vorläufiges Rekordhoch von 1,0360 Dollar, bevor er am Freitag noch auf 1,0386 Dollar zulegte.
Damit erreicht der Euro wieder das Niveau von Januar 2000. Gegenüber dem Schweizer Franken notierte der Euro am Freitagvormittag allerdings unterhalb der Barriere von 1.46 Fr. bei 1.4539 Franken.
Tiefes Handelsvolumen
«Man darf aber nicht vergessen, dass der Devisenmarkt über die Jahresendfesttage in der Regel sehr schwach ist. Dies ist mit ein Grund dafür, dass der Kurs des US-Dollars unerwartet stark gefallen ist», sagt Daniel Scheibler, Volkswirt bei der Privatbank Sarasin.
swissinfo und Agenturen
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