
Genfer Gericht pfeift Serono zurück

Der Genfer Biotech-Konzern Serono darf die Wirksamkeit seines Multiple-Sklerose-Medikaments Rebif nicht mehr öffentlich mit der des Konkurrenz-Produkts Avonex vergleichen. Das hat ein Genfer Gericht entschieden.
Laut dem Gerichtsentscheid vom letzten Freitag (17.08.), der der Nachrichtenagentur sda vorliegt, darf Serono nicht mehr behaupten, dass mit Rebif behandelte MS-Patienten 90% grössere Chancen gehabt hätten, von einem neuen Krankheits-Schub verschont zu bleiben, als mit dem Medikament Avonex des US-Konkurrenten Biogen.
Ausserdem darf Serono nicht mehr verbreiten, dass mit Avonex behandelte Patienten eine deutlich höhere Gefahr auf Schädigungen im Gehirn aufgewiesen hätten als solche, die Rebif einnahmen. Zulässig ist laut Urteil nur noch, Berufsleuten des Gesundheitswesens Zugang zur Vergleichsstudie «Evidence» zu gewähren.
Die von Serono in Auftrag gegebene Studie war zum Schluss gekommen, mit Rebif behandelte Patientinnen und Patienten könnten länger ein normales Leben führen als mit Avonex behandelte.
Zufriedenheit bei Serono…
Serono zeigte sich trotzdem zufrieden mit dem Gerichtsurteil. «Der Entschied ist vernünftig», sagte Marc Aubert, Sprecher des Genfer Konzerns. Das Gericht sage selbst, dass es über den wissenschaftlichen Gehalt der Studie nicht befinden könne.
Wichtiger sei, dass Serono alle Resultate der Studie der neurologischen Gemeinschaft und den Patienten zur Verfügung stellen könne, sagte Konzernsprecher Nick Miles der Nachrichtenagentur Reuters.
…und mit anderer Interpretation auch bei Biogen
Bei der Konkurrenz wird der Gerichtsentscheid anders interpretiert. Biogen wertet den Entscheid zu seinen Gunsten und freut sich, dass Serono untersagt werde, irreführende Behauptungen über Rebif weiter zu veröffentlichen, wie Biogen am Samstag mitteilte.
Bereits im vergangenen Juli hatten die beiden Biotech-Konzerne vor Gericht die Klingen gekreuzt. Biogen erreichte per richterlichen Entscheid, dass Serono seine Studie nicht veröffentlichen durfte. Der Genfer Biotech-Konzern tat es dennoch, worauf Biogen erneut klagte.
Biogen-Monopol in den USA
Der US-Markt für Multiple-Sklerose-Medikamente beläuft sich auf rund 1,1 Mrd. Franken. Bis zum 30. Juni 2003 verfügt Biogen dort über ein Monopol. Serono hofft nun auf die Resultate einer vergleichenden Studie der Food and Drug Administration (FDA), um Rebif ebenfalls auf den amerikanischen Markt bringen zu können.
Serono verkauft Rebif gegenwärtig in 67 Ländern. Letztes Jahr hat der Konzern mit diesem Medikament einen Umsatz von 254,2 Mio. Dollar erzielt.
swissinfo und Agenturen

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