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Gesamtnutzen des Landverkehrs übersteigt Kosten

Erstmalige Gesamtstudie des Schienen- und Strassenverkehrs. Im Bild: Geleise bei Thunstetten. Keystone

Der Gesamtnutzen des Strassen- und Schienenverkehrs in der Schweiz übersteigt seine Kosten. Zu diesem Resultat kommt eine erstmalige Gesamtsicht von zwei Bundesämtern.

Die Analyse der Bundesämter für Raumentwicklung und Statistik bestätigen die Verkehrspolitik der Schweiz im Wesentlichen.

Die Gesamtsicht bestätige die Verkehrspolitik der Schweiz im Wesentlichen, heisst es in der Studie.

Strasse und Schiene erwirtschaften laut Mitteilung der Bundesämter für Raumentwicklung (ARE) und Statistik (BFS) gemeinsam jährlich eine Wertschöpfung von rund 52 Mrd. Franken, was 12% des Bruttoinlandprodukts (BIP) entspricht, und schaffen Arbeitsplätze für 263’000 Menschen oder 7,8% aller Beschäftigten.

Der jährliche Wachstumsbeitrag der Verkehrsinfrastrukturen am Wirtschaftswachstum wird auf maximal 2,6 Mrd. geschätzt. Im Stichjahr 2003 betrugen die Gesamtkosten für die Strasse rund 65 und für die Schiene rund 10 Mrd. Franken.

Eingerechnet sind dabei die Kosten für Verkehrsmittel, Infrastruktur, Unfall- und Sicherheitskosten sowie Umweltkosten.

Wichtige Vorleistung für Wachstum

Die Autoren der Studien weisen darauf hin, dass Investitionen der öffentlichen Hand in Verkehrsinfrastrukturen wichtige Vorleistungen für das Wirtschaftswachstum sind.

Mit dem Fonds für Eisenbahngrossprojekte (FinöV) und dem kürzlich vom Parlament beschlossenen Infrastrukturfonds verfüge die Schweiz über gute Instrumente für eine stetige Finanzierung und langfristige Sicherung der erforderlichen Mittel.

Dass der Gesamtnutzen des Verkehrs seine Kosten übersteigt, ist laut den Experten von ARE und BFS in einer marktwirtschaftlichen orientierten Gesellschaft nicht überraschend.

Massgebend für Investitionsentscheide zum künftigen Ausbau von Strassen- und Schienennetzen seien allerdings nicht Gesamtkosten und -nutzen des Verkehrs, sondern Zusatzkosten und -nutzen des jeweiligen Projekts.

Nutzfahrzeugverband reagiert

Der Schweizerische Nutzfahrzeugverband ASTAG schreibt, dass er mit einer gewissen Genugtuung von der Gesamtschau zu Kosten und Nutzen des Landverkehrs Kenntnis genommen habe.

Gefordert sei eine verkehrspolitische Trendumkehr, zumal bei der Belastung des Strassenverkehrs mit Abgaben (keine weitere LSVA-Erhöhung!). Die LSVA ist eine leistungsabhängige Schwerverkehrs-Abgabe.

Der ASTAG wendet sich gegen das Aufrechnen von so genannten “externen Kosten”, dank denen man den Strassenverkehr immer wieder mit höheren Abgaben belastet habe.

“Unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit (…) hat man vor allem den Strassenverkehr in Verruf gebracht.” Jetzt lägen die neuen Erkenntnisse des Bundes endlich schwarz auf weiss vor.

LSVA-Erhöhung und Alpen-Transitbörse

Die Alpen-Initiative fordert dagegen eine Erhöhung der LSVA für die Transitfahrt eines 40-Tönners um mindestens 360 statt nur 325 Franken. Denn die Bundesämter unterschätzten die Umweltkosten.

Nötig sei jetzt eine Alpentransitbörse, um den Schwerverkehr auf die Schiene zu verlagern und die Umweltkosten zu senken.

Auch für die Umwelt-Organisation Greenpeace werden die Klimakosten des Strassenverkehrs zu tief veranschlagt. Nötig seien keine weiteren Studien, sondern politische Taten.

Der klimaschädliche und ungesunde Treibstoffverbrauch müsse massiv reduziert werden. Als erster Schritt müsse die CO2-Abgabe auf Benzin eingeführt werden.

TCS: Bund gesteht endlich ein

Auch der Touring Club der Schweiz (TCS) begrüsst es, “dass der Bund endlich eingesteht, dass der Nutzen des Strassenverkehrs seine Kosten übertrifft”. Der TCS habe seit Jahren darauf hingewiesen.

Diese späte offizielle Bestätigung und die Äufnung des Infrastrukturfonds dopo avanti würden es erlauben, den Mobilitätsbedürfnissen der Schweizer ohne neue Steuern gerecht zu werden.

swissinfo und Agenturen

Die Schweizerische Verkehrspolitik verfolgt das erklärte Ziel, den Güterverkehr von der Strasse auf die Schiene zu verlagern.

Die Zahl der alpenquerenden Camions muss von heute 1,2 Millionen (2005) bis zum Jahr 2009 auf 650’000 reduziert werden. Dieses Ziel kann aber unmöglich erreicht werden.

Beim kombinierten oder intermodalen Transport werden diverse Transportmöglichkeiten kombiniert: Lastwagen, Bahn, Schiff, Flugzeug. Die Strasse wird nur zur lokalen Auslieferung benutzt.

In den letzten 20 Jahren hat sich der Güterverkehr in der Schweiz verdoppelt.
1981 wurden 90% der Waren via Bahn transportiert.
Trotz der enormen Anstrengungen zugunsten des Bahngüterverkehrs ist dieser Anteil auf 65% geschrumpft.
Gleichwohl bleibt die Schweiz mit diesem Anteil europäischer Spitzenreiter im Bahngüterverkehr.

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