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Glockengeläute und Fahnen auf Halbmast

Eine Schweizer Fahne auf dem Bundeshaus auf Halbmast. Keystone

Die Schweiz ist fassungslos über die Anschläge in den USA. Um 13.00 Uhr läuteten in der Schweiz viele Kirchenglocken, es gab einen ökumenischen Gedenkgottesdienst. Die Fahnen auf den eidgenössischen Gebäuden sind auf Halbmast gesetzt. Schweizerische Rettungskräfte sind abrufbereit. Sicherheits-Vorkehrungen wurden getroffen.

Aus Solidarität und Trauer über die Terrorkatastrophe in den USA liess der Bundesrat alle Fahnen auf Gebäuden der Eidgenossenschaft auf Halbmast setzen. Die drei Schweizer Landeskirchen haben am frühen Mittwochabend mit einem nationalen ökumenischen Gedenkgottesdienst im Berner Münster der Opfer gedacht.

US-Botschafter bedankt sich für Anteilnahme

Die USA wollen sich durch die Terrorschläge nicht einschüchtern lassen. Dies bekräftigte der neue US-Botschafter, Mercer Reynolds, an seinem 2. Arbeitstag in Bern. Er bedankte sich bei der Schweiz für die Anteilnahme. Er sei dankbar für die Zeichen der Solidarität, welche Regierung und Bevölkerung ausgedrückt hätten. Bundespräsident Moritz Leuenberger habe ihn angerufen, um seine Trauer und Abscheu über das Geschehene auszudrücken.

Mit der Überreichung des Beglaubigungs-Schreibens an den Bundespräsidenten am Dienstag habe für ihn eine neue Arbeit in einem wichtigen Land begonnen. Der Tag habe dann in Schock und Trauer geendet, schrieb der US-Diplomat. Inmitten der Trauer sei die Anteilnahme der Schweiz für ihn ein Zeugnis für die engen Bindungen der beiden Länder.

Rettungskräfte einsatzbereit

Schweizer Rettungskräfte rüsten sich nach den verheerenden Terroranschlägen für einen Einsatz vor Ort. Das Hilfsangebot der Schweiz sei bei den zuständigen Stellen in den USA angekommen, sagte DEZA-Sprecher Joachim Ahrens. 100 Frauen und Männer, unter anderem Notärzte und Retter, sind bereit für einen Einsatz. Sie würden von 18 Katastrophenhunden begleitet, die darauf trainiert seien, Verschüttete zu retten. Mit ihren 16 Tonnen Material ist die Rettungskette in acht Stunden bereit zum Abflug.

Botschaften werden bewacht

Unterdessen hat der Bundes-Sicherheitsdienst für sämtliche diplomatischen Vertretungen der USA und Israels in der Schweiz bis auf weiteres erhöhte Sicherheitsmassnahmen angeordnet. In der Stadt Bern werden die Botschaften der beiden Länder rund um die Uhr bewacht. Bei der US-Botschaft wurden zusätzliche Sperren errichtet. Die Zufahrt in das Gebiet wird kontrolliert.

Das erhöhte Sicherheitsdispositiv bleibt bis auf weiteres aufrecht, wie die Sprecherin des Bundesamts für Polizei, Danièle Bersier, sagte. Das Dispositiv werde täglich der Sicherheitslage angepasst.

Sicherheits-Vorkehrungen auf den Flughäfen

Der EuroAirport in Basel-Mülhausen hat nach den Terroranschlägen in den USA die Sicherheits-Vorkehrungen verstärkt. Die Besucherterrassen wurden am Mittwochmorgen geschlossen und die Sicherheitskontrollen intensiviert. Die Verstärkung der Sicherheits-Massnahmen erfolgte im Rahmen des Plans «vigipirate», der für das ganze französische Gebiet aktiviert wurde.

Die beiden Landesflughäfen Zürich-Kloten und Genf-Cointrin verzichteten hingegen auf spezielle Massnahmen, wie sie bekannt gaben. Das Sicherheitsdispositiv des Flughafens Zürich-Kloten werde aber laufend überprüft und wo nötig angepasst, erklärte Flughafen-Sprecherin Sonja Zöchlin.

Flüge gestrichen

Die Swissair hat am Mittwoch wegen der Luftraumsperre in den USA alle 14 Flüge nach Nordamerika annullieren müssen. Aus Sicherheits-Gründen wurden auch drei Flüge nach Tel Aviv und ein Flug nach Beirut gestrichen, wie eine Sprecherin der Fluggesellschaft sagte.

Abflugmöglichkeiten in die USA bestünden frühestens ab 18.00 Uhr. Bei den ausgefallenen Nordatlantikflügen handelte es sich um acht Morgen- und Mittagsverbindungen in die USA und einen Flug nach Kanada. Für Auskünfte an Passagiere richtete die Swissair folgende Telefonnummern ein: 0800 707 507 oder 01/253 48 95 oder 022/710 88 80.

Hotline rege benutzt

Im Zusammenhang mit den Anschlägen in den USA hat auch das Schweizer Aussenministerium eine Hotline eingerichtet. Besorgte Angehörige können sich unter der Schweizer Nummer 031/322 27 62 informieren, wie das EDA mitteilte. Über tausend Anrufe sind am Dienstag eingegangen. Am Mittwoch hatte die Zahl der Anrufer deutlich abgenommen. EDA-Sprecherin Daniela Stoffel sprach von nur noch vereinzelten Telefonaten.

Beim grössten Terroranschlag in der Geschichte der Menschheit ist mindestens eine Person aus der Schweiz ums Leben gekommen. Eine Schweizerin starb in einem der vier entführten und zum Absturz gebrachten Flugzeuge.

Die Grossbank UBS vermisst zwei Mitarbeiter, wie UBS-Mediensprecher Monika Dunant erklärte. Es sei bisher nicht gelungen, mit den beiden Vermissten Kontakt aufzunehmen. Diese hätten sich zum Zeitpunkt des Anschlags «mit grösster Wahrscheinlichkeit» im Umkreis des World Trade Centers aufgehalten.

Schweizer Firmen verschont

Ansonsten sind Schweizer Firmen offenbar von den Anschlägen gegen das WTC in New York verschont worden. Sämtliche dem Schweizer Generalkonsulat bekannten Firmen im betroffenen Gebiet wurden kontaktiert. Diese meldeten keine Opfer, teilte das Schweizer Aussenministerium (EDA) mit. Die Bilanz sei aber nur eine provisorische.

Unter den vom Generalkonsulat in New York kontaktierten Unternehmen finden sich einige namhafte Schweizer Firmen, die im betroffenen Gebiet Niederlassungen haben. Dazu gehören neben CSFB unter anderen UBS, Swiss Re, Winterthur, Zurich Financial Services, Novartis, Swiss Helvetia Funds, Swissair, Swissôtel, Nespresso und Hanro.

Versicherungen gefordert

Der Schweizer Rückversicherer Swiss Re rechnet nach den Terroranschlägen in den USA mit Verpflichtungen von 1,2 Mrd. Franken. Die zweitgrösste Rückversicherungs-Gesellschaft der Welt drückte am Mittwoch den Opfern ihr Beileid aus.

Die wirtschaftliche Stärke von Swiss Re sei dadurch aber nicht gefährdet, sagte Swiss-Re-Sprecher Johann Thinnhof. Die Bewältigung solcher Schäden für die Kunden sei zentrale Aufgabe des Geschäfts. Dafür seien die nötigen finanziellen Reserven gebildet worden.

Iris Roth, Sprecherin von Zurich RE, sagte indessen, dass es sei noch zu früh für Aussagen sei. Man sei mit den Geschäftspartnern in Kontakt. Auch beim Schweizerischen Versicherungsverband geht man davon aus, dass das Ausmass der Katastrophe erst in den nächsten Wochen und Monaten genauer bezifferbar sein wird.

Reisebranche vor Unsicherheiten

Schweizer USA-Reisende sind von den Attentaten in den USA offenbar nicht betroffen. Den grossen Schweizer Reisekonzernen sind bislang keine Meldungen über Opfer bekannt. Derzeit sind mehrere hundert Touristen auf der Heimreise in den USA blockiert. Wann sie zurück fliegen können, ist nicht absehbar. Die Reisekonzerne bieten Hand bei Annullierungen.

Postverkehr unterbrochen

Nach den Terroranschlägen in den USA und der daraus folgenden Sperrung des amerikanischen Luftraums kann die Schweizer Post derzeit keine Briefe und Pakete in die USA und nach Kanada weiterleiten. Auch der ankommende Postverkehr ist betroffen.

Bis sich die Lage verbessert, werden Briefe und Pakete nach Nordamerika von den Poststellen nicht angenommen. Dies teilte die Post mit. Sobald der Luftraum über Nordamerika wieder freigegeben wird, wird der Postverkehr wieder aufgenommen. Es ist laut Post mit einem mehrtägigen Unterbruch zu rechnen.

swissinfo und Agentur

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