
Hafen unterschlug 48 Millionen Franken

Der FC-Wil-Präsident Andreas Hafen hat bei der UBS-Filiale in St. Gallen 48 Millionen Franken veruntreut. Zehn Millionen Franken flossen in die Clubkasse des FC Wil.
Hafen wurde inzwischen aus der Untersuchungshaft entlassen.
Gegen den 40-jährigen Hafen läuft eine Strafuntersuchung wegen qualifizierter Veruntreuung, gab der zuständige Untersuchungsrichter Martin Frey am Freitag vor den Medien in St. Gallen bekannt.
Weil Hafen seine Verfehlungen zugab, sich bei den Ermittlungen sehr kooperativ zeigte und keine Kollusionsgefahr mehr besteht, wurde der ehemalige Vizedirektor der UBS St. Gallen bis zu den Gerichtsverhandlungen auf freien Fuss gesetzt, wie Frey weiter ausführte.
Fiktive Konti
Rund zehn Jahre lang hatte Hafen Kredite für sich, für Firmenkunden und seit rund vier Jahren auch für den FC Wil, dem er seit dem Winter 1997/98 als Präsident vorstand, abgezweigt, wie weiter verlautete.
Laut dem heutigen Stand der Ermittlungen habe Hafen möglicherweise das interne Sicherheits-System der UBS überwunden und fiktive Konti eröffnet. Insgesamt soll er daraus 48 Millionen Franken entnommen haben.
Wie konnte Hafen so viel Geld unterschlagen? «Man darf nicht vergessen, dass Andreas Hafen als Vizedirektor eine ziemlich hohe Position innehatte und so einen hohen Grad an Autonomie geniessen konnte», sagte UBS-Sprecher Rudolf Bürgin gegenüber swissinfo. Er habe seine Position für kriminelle Zwecke missbraucht.
Die Bank habe einen Hinweis von den Behörden erhalten, dass etwas nicht stimmte, sagte Bürgin weiter. «Wir leiteten eine interne Untersuchung ein, und es war sofort klar, dass eine kriminelle Handlung vorlag.»
Angefangen habe es mit kleineren Beträgen zur Deckung eigener Schulden. Seit 1998 sei Geld auch in die FC Wil-Kasse geflossen. Das Geld habe er als Mittel einer «unbekannten Investorengruppe» deklariert. Der FC Wil war nach eigenen Angaben über die illegale Herkunft der Gelder nicht orientiert.
Finanzielle Manipulationen
Ab 2000 habe Hafen auch für Firmenkunden mit gefährdeten Krediten finanzielle Manipulationen unternommen, um seine interne Stellung als Vizedirektor und Kundenberater der UBS St. Gallen zu sichern. Mittäter habe es keine gegeben, sagte Untersuchungsrichter Frey.
Die Konti des FC Wil seien nicht eingefroren worden. Der Club habe aber seine Vermögenswerte offen legen müssen. Bei Transfers von Spielern müsse der Untersuchungsrichter über Zuflüsse informiert werden. Dann werde geprüft, ob das Geld beschlagnahmt wird. Künftige Sponsoren- oder Gönnerbeiträge seien nicht betroffen, sagte Frey.
Verhängnisvolle Spirale
Das Handeln des FC-Wil-Präsidenten dürfe nicht einfach aufgrund des Fehlbetrags beurteilt werden, stellte Hafens Anwalt, Heinz Schmidhauser, fest.
Hafen sei in eine verhängnisvolle Spirale geraten, aus der er nicht mehr herausgekommen sei. Er sei jahrelang unter einem immensen Druck gestanden. Er habe immer gehofft, den rechtmässigen Zustand wieder herstellen zu können, schreibt der Anwalt.
Das Geld sei grösstenteils für Lohn- und Kreditzahlungen Dritter verwendet worden. Der private Anteil Hafens sei marginal, er habe kein Vermögen auf die Seite geschafft, steht weiter geschrieben.
swissinfo und Agenturen

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