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Hedge Funds: Schweiz mischt vorne mit

Nach dem LTCM-Debakel schliesst die UBS heute ähnliche Risiken aus. Keystone Archive

Spekulative Geschäfte des Hedge Funds LTCM brachten das Weltfinanz-System vor fünf Jahren an den Rand des Abgrunds. Heute sind die Hedge Funds in Finanzkreisen beliebter denn je.

Die Schweiz – als zweitgrösste Investorin – ist sehr interessiert an diesen alternativen Anlageformen.

«Hedge» steht für den Versuch, eine Investition gegen Risiken wie etwa Kurseinbrüche oder Wechselkurs-Veränderungen abzusichern. Anlage-Profis beurteilen Hedge Funds (HF) deshalb als sinnvolle Ergänzung in einem Kunden-Portefeuille, denn sie seien weniger risikoreich als andere Anlageformen.

Breite Öffentlichkeit skeptisch



Dass Hedge Funds in der Öffentlichkeit trotzdem schlecht ankommen, liegt vor allem an den krassen Fehlspekulationen der jüngsten Zeit: wie etwa beim Ruin der englischen Bearings Bank und dem Zusammenbruch von LTCM – oder den Machenschaften des Finanz-Jongleurs George Soros gegen das britische Pfund.

Andererseits haben die Mehrzahl der HF ihren Sitz in anrüchigen karibischen Steueroasen wie den Bermudas. Und – last but not least – können die Fund-Manager unkontrolliert in hochspekulative Finanz-Instrumente investieren.

Unterschiedliche Anlage-Konzepte



Die weltweit über 5000 Hedge Funds verfolgen ganz unterschiedliche Konzepte. Bei den meisten Anlage-Strategien schliesst der HF-Manager eine Wette auf den Kursverlauf von Aktien, Zinsen und Währungen ab oder spekuliert auf zukünftige Wertentwicklung ähnlicher Anlagen im Verhältnis zueinander (Arbitrage).

Beliebt sind auch Leerverkäufe. Dabei verkauft ein Fonds Aktien oder Devisen, die ihm gar nicht gehören. Der Fonds leiht sich gegen eine Gebühr bei Brokern Titel aus, um sie verkaufen zu können. Fallen die Kurse, kauft der HF die Titel wieder auf und gibt sie dem Broker zurück.

Absolute Rendite auch in Abwärtsmärkten



Die Schweiz scheint bei den HF ganz vorne mitzumischen: «Die Schweiz ist der zweitgrösste Investor in diesem Bereich», sagt Giuseppe Tomé, Chef-Berater bei der für die Auswahl von Hedge Funds spezialisierten Genfer Firma Bucephale Group.

Das grosse Interesse vor allem der professionellen Investoren wird mit dem Umstand erklärt, dass ein gewiefter Fondsmanager unabhängig von der Stimmung an den Finanzmärkten eine positive Rendite erwirtschaften kann.

Ziel der Hedge Funds sei es, auch in Abwärtsmärkten eine absolute Rendite zu erwirtschaften, sagt Stephan Meier vom UBS Global Asset Management

«Je schlechter das Marktumfeld, desto attraktiver werden gewisse HF-Strategien», kommentiert er die Entwicklung des Marktes seit Beginn der Börsenflaute im Herbst 2000.

Bezogen auf die gesamte Palette der Anlageformen dürften die Hedge Funds (HF) aber nach wie vor nur einen kleinen Anteil ausmachen. So waren beispielsweise in der Schweiz Ende August 2003 allein 431,7 Mrd. Franken in herkömmlichen Anlagefonds angelegt.

Nichts für Kleinanleger



Für Kleinanleger sei der HF-Markt vorläufig nicht geeignet, findet Giuseppe Tomé. Seine Begründung: «Hedge Funds sind noch wenig demokratisiert.»

Es brauche noch eine Weile, bis solche Produkte auch für ein breites Publikum zugänglich würden. Für Stephan Meier liegt das Problem in der ungenügenden Transparenz. Verglichen beispielsweise mit dem Anlagefonds-Markt sei bei den HF noch viel zu tun.

swissinfo und Agenturen

Die Schweiz ist die zweitgrösste Investorin im Bereich Hedge Funds.

Rund um dem Globus gibt es zurzeit etwa 5000 HF.

Die Tendenz ist steigend.

Ziel der HF: auch in Abwärtsmärkten eine absolute Rendite erwirtschaften.

Nach dem Absturz des Hedge Funds LTCM im September 1998 wurden diese alternativen Anlageformen zur Paria erklärt. heute erfruen sie sich unter professionellen Anlegern mehr denn je grosser Beliebtheit.

Nach ihrem 950-Millionen-Verlust im LTCM-Debakel schliesst die UBS aus, heute ein ähnlich problematisches Engagement einzugehen. Garantie dafür seien die Grundsätze der UBS-Risiko-Politik und deren konsequente Umsetzung.

Laut UBS-Sprecher Michael Willi habe die Bank heute ein Risiko-Kongrollsystem, das innerhalb der Finanzindustrie als eines der besten gelte.

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