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Kuoni: Schlechtes erstes Halbjahr

Konzernchef Hans Lerch hofft auf besseres Ferienwetter. Keystone

Kuoni weist für das erste Halbjahr fast 16% Erlös-Rückgang aus. Das zweite Semester soll besser werden.

Von einem Plus von 2,9 Millionen im Vorjahresvergleich rutschte Kuonis Konzernergebnis in einen Verlust von 47,5 Mio. Franken.

Kuoni spürt die Reiseflaute und schaut auf bewegte Zeiten zurück. Als das Reisen noch hoch im Kurs stand, stritt man sich in Zürich höchst medienwirksam um die Kontrolle rund um die Kuoni-Hugentobler-Stiftung.

Vor etwas mehr als einem Jahr endete dieser Schlagabtausch zwischen Daniel Affolter und dem Verwaltungsrat. CEO Hans Lerch, eigentlich ein bewährter Reiseprofi und Manager, ging als Gewinner hervor – und erklärt seither nur noch die Verluste in der Erfolgsrechnung sowie beim Aktienkurs.

So wird der Rutsch ins negative Konzernergebnis von minus 47,5 Mio. Franken mit dem Erlös des Verkaufs von N-U-R Neckermann Österreich im Vorjahr erklärt, der einen einmaligen Zuschuss von 45 Mio. Franken erbracht hatte.

Probleme in Italien und Skandinavien

Was zu guten Zeiten zur «Abrundung des Portefeuilles» zugekauft worden war, erwies sich bis vor kurzem als Problemfall: Die Kapazitäten bei den Reiseunternehmen in Skandinavien und Italien mussten abgebaut werden. Dazu kam das weiterhin zurückhaltende Buchungsverhalten überall auf der Welt.

Rückläufiger Heimmarkt Schweiz

Die Nettoerlöse gingen auch im Heimmarkt von Kuoni, der Schweiz, um 8,7% zurück und belaufen sich auf 421 Mio. Franken. Nur Railtour Suisse, Kuonis Bahnspezialist, entwickelt sich positiv. Das zweite Halbjahr, im Reisebusiness saisonal-, reise- und umsatzstärker als das erste, soll eine Steigerung der Nettoerlöse bringen.

Im Incoming-Europa-Markt – also dem Reisegeschäft mit Touristen, die von Übersee nach Europa reisen – entwickelten sich die Geschäfte den Umständen entsprechend unerfreulich. Indien, ein sehr profitabler Markt für Kuoni, litt unter den Pakistan-Unruhen. Die Umsätze fielen von 278 Millionen im Vorhalbjahr um 31% auf 191 Mio. Franken.

Im Segment Geschäftsreisen will sich die Kuoni-Führung nicht beklagen: Die Umsätze erhöhten sich um 2% auf 100 Mio. Franken. Der «Business Travel» habe sich nach dem Einbruch im letzter Herbst sogar schneller erholt als das Feriengeschäft.

Nochmals vier Milliarden Umsatz?

Kuoni, einer der grössten europäischen Reiseveranstalter, hatte kürzlich für gesamte Geschäftsjahr die 4-Milliarden-Franken-Umsatzmarke überschritten. Nun fiel der Halbjahresumsatz von 1,97 Mrd. im Vorjahresvergleich um 15,8% auf noch 1,66 Mrd. Franken. Es ist deshalb alles andere als sicher, dass Kuoni auch 2002 die 4-Milliarden-Marke einhalten kann: Kuoni selbst rechnet mit einem Nettoerlös-Minus von 5%.

Das Unternehmen rechnet für die Periode August bis Dezember 2002 mit einer höheren Bruttogewinnmarge, weiteren Einsparungen und weniger ausserordentlichen Aufwendungen. Das dürfte den EBITA gegenüber dem Vorjahr verbessern (Earnings before interest, taxes and amortisation of goodwill d.h. Erlöse vor Zinsen, Steuern und Goodwill-Abschreibungen).

Börse fiel vorübergehend deutlich

An der Börse folgte im frühen Dienstags-Handel der Total-Absturz der Kuoni-Aktie mit einem Verlust von annähernd 20%. Bis zum Handelsschluss erholte sich die Aktie auf ein Minus von 3,3% bei 290 Franken.

Innerhalb der vergangenen 52 Wochen erreichte der Preis einen Höchststand von 580 und einen Tiefststand von 205 Franken.

Alexander P. Künzle

Umsatz 2001: 4,065 Mrd. Franken
1. Halbjahr 2001: 1,972 Mrd. Franken
1. Halbjahr 2002: 1,659 Mrd. Franken
Mitarbeitende: 8300

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