The Swiss voice in the world since 1935
Top Stories
Schweizer Demokratie
Newsletter

«Neue Crossair» kann abheben

Insgesamt kostet ein geordneter Übergang in eine lebensfähige neue Crossair 4,24 Mrd. Franken - den Grossteil davon übernimmt die öffentliche Hand swissinfo.ch

Der Bund bezahlt maximal 1 Mrd. Franken als Überbrückung für den durchgehenden Betrieb der Interkontinental-Flüge. Die neue Interkontinental-Fluggesellschaft soll ebenfalls mit öffentlichen Geldern unterstützt werden, einen Grossteil der Wirtschafts-Investitionen übernehmen die Grossbanken UBS und CS.

Nach mehrwöchigen, zähen Verhandlungen kommt das Projekt einer neuen Schweizer Airline mit der Crossair und Teilen der Swissair zu Stande. Der Bundesrat hat beschlossen, den Aufbau der neuen Gesellschaft mit bedeutenden finanziellen Beträgen zu ermöglichen.

Gut ein Drittel in der öffentlichen Hand

Der Entscheid basiert auf der Arbeitsformel «26/26», bei der zusätzlich zu 82 Crossair-Flugzeugen die Integration von je 26 Kurz- und Langstreckenflugzeugen der Swissair vorgesehen ist, wie Bundespräsident Moritz Leuenberger am Montagabend bekannt gab.

Der Bund wird sich mit 20% am Aktienkapital der neuen Gesellschaft beteiligen, sagte Bundespräsident Moritz Leuenberger. Die Kantone werden 18% halten. Der Rest entfällt auf die Wirtschaft.

Total 2 Milliarden Bundesgeld

Zu den 450 Mio. Franken, die der Bund nach dem Grounding der Swissair als Nothilfe bereits gesprochen hat, will die Regierung mit maximal 1 Milliarde den durchgehenden Interkontinental-Flugbetrieb garantieren bis dieser nächsten Frühling von der neuen Crossair übernommen wird. Dazu kommt die Aktienkapital-Beteiligung von 600 Mio. Franken.

Die Finanzdelegation der beiden Räte hat die zwei Kreditbeschlüsse genehmigt, wie der Bundesrat weiter bekannt gab.

«Es ist eine Ausnahmesituation», sagte Finanzminister Kaspar Villiger. Mehr als einen Drittel der neuen Gesellschaft werde die öffentliche Hand halten, die Mehrheit gehöre aber in die Hand der Wirtschaft.

Villiger bezeichnete die Lösung als die bestmögliche in einer schwierigen Situation. Man sei vor dem Dilemma gestanden, entweder einen grossen Bundesbetrag zu sprechen, oder nicht zu handeln, was längerfristig katastrophale Auswirkungen für den Wirtschaftsraum hätte. «Wir haben das nicht wegen dem Schweizerkreuz gemacht», erklärte Villiger.

Sonderprüfung der SAir geht weiter

Der Bund steckt auch Geld in die Sonderprüfung bei der SAirGroup und ermöglicht so deren Fortführung. Zur Zeit bestehen offenen Rechnungen im Umfang von rund 2 Mio. Franken. Der Kanton Zürich soll sich ebenfalls beteiligen, fordert der Bund.

Alles in allem brauchts 4,24 Milliarden

Der gesamte zusätzliche Finanzierungsbedarf im Hinblick auf die Schaffung einer neuen Schweizer Fluggesellschaft beträgt nach heutigem Planungsstand rund 4,24 Mrd. Franken.

Finanzminister: Gute Chancen für neue Airline

Die neue Schweizer Fluggesellschaft wird laut Villiger gute Chancen haben, sich im harten Wettbewerb der Airline-Branche zu behaupten. Die Gesellschaft werde mit einem Satz von 35% kapitalisiert sein, sagte Villiger vor den Medien in Bern. In der Branche seien 25 bis 26 Prozent üblich. Es sei die Absicht gewesen, die neue Gesellschaft mit genügend Kapital auszustatten.

Bundespräsident Leuenberger zeigte sich erleichtert, dass ein Entscheid gefunden werden konnte. «Anlass für eine riesige Euphorie haben wir aber nicht», sagte er und erinnerte daran, dass immer noch Arbeitsplätze verloren gehen. Eine Krise sei aber immer auch eine Chance, so Leuenberger.

Rainer Gut als oberster «Steuermann»

Der Bankier Rainer Gut, die ehemalige «graue Eminenz» der Credit Suisse und Ex-Verwaltungsrat der Swissair, ist dazu bestimmt worden, die Geburt der neuen Fluggesellschaft zu überwachen. Gegenwärtig ist Gut Nestlé-Verwaltungsratspräsident. Der Aufbau einer neuen Fluggesellschaft sei wichtig für die Politik, die Wirtschaft, die Bevölkerung und das Ansehen der Schweiz im Ausland, sagte Gut.

Gut wird einem vierköpfigen Steuerungskomitee vorstehen, dem je ein Vertreter des Bundes und des Standortkantons Zürich sowie zwei Vertreter der Wirtschaft angehören. Das Komitee wird den Aufbau der neuen Fluggesellschaft vorbereiten und begleiten.

Wirtschaft: Mehr als 20 Unternehmen dabei

Die neue Crossair kann mit ihrem Businessplan auf illustre Firmen zählen, die gesamthaft ein Aktienkapital von 1,69 Mrd. Franken aufbringen. Die Grossbanken CS und UBS halten an der neuen Schweizer Fluggesellschaft nach der für Mitte Dezember geplanten Kapital-Erhöhung je rund 10%. Insgesamt stellt die UBS damit bis zu 797 Mio. Franken, die CS rund 728 Mio. Franken für den Umbau und die neuen Gesellschaften zur Verfügung.

Als Investoren in die neue Airline werden die Familie Ammann, de Bertarelli et Cie, Ciba Spezialiätenchemie, die Deutsche Bank, Edipresse, Givaudan AMAG-Gründer Walter Haefner genannt.

Ebenfalls Beiträge geleistet haben Roche, Holcim, Kudelski, Nestlé, Novartis, Rentenanstalt/Swiss Life, Schindler Holding, Thomas Schmidheiny, Serono, Sika, Swisscom, Swiss Re, Zurich Versicherungen sowie weitere Banken.

Für einen Betrag von 80 Mio. Franken sind Zusagen noch ausstehend.

swissinfo und Agenturen

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft