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Presseschau vom 03.05.2003

Grounding oder nicht? Der Überlebenskampf der Schweizer Airline wird zum Dauerbrenner.

Die meisten Kommentatoren glauben nicht, dass das neuste Konzept die Swiss zu retten vermag.

Für den Zürcher TAGES-ANZEIGER hat mit den Absichtserklärungen von Swiss-Chef André Dosé kein Kurswechsel stattgefunden:

«Es liegt auf der Hand: An den Hauptproblemen ändern die angekündigten Massnahmen wenig. Und sie kommen reichlich spät.»

Die Swiss habe eine Chance verpasst, mit einem grossen Wurf ihr Geschäft auf eine erfolgsträchtige Basis zu stellen. Jetzt mache sie bloss das, was schon einmal da war:

«Sie wird zu einer verkleinerten Swissair, die eine Crossair günstig für sich fliegen lässt.»

Und das sei bekanntlich einst gründlich schief gelaufen, folgert der TAGI sarkastisch.

Wo bleibt der neue Businessplan

Zwar sei die Neuausrichtung ein erster Schritt in die richtige Richtung, kommentiert recht wohlwollend der BLICK und begrüsst den Umstand, dass das jüngste Sparprogramm auch die Gehälter auf den Teppichetagen mit einbezieht. Aber, so das Blatt:

«Die neue Strategie ruft nach einem neuen Businessplan. Doch wo bleibt dieser?»

Ob die Schweizer Airline mit ihren Massnahmen nicht ‹immer einen Tick zu spät› sei, fragt der Berner BUND:

«Die Aufteilung der Flotte in eine Haupt- und eine Regionalgesellschaft gehört in der Branche zwar zum Standard und ist auch für die Swiss sinnvoll. Man kann sich jedoch fragen, ob der Schritt nicht früher hätte erfolgen sollen.»

Bereits bei anderen Massnahmen habe die Führung lange zugewartet. Die Gefahr sei nun gross, dass der erhoffte Spareffekt wegen einer weiteren Verschlechterung des Umfelds verpuffe. So oder so, die Firma befinde sich auf einem schmalen Pfad, ist der BUND überzeugt.

Hauptprobleme bleiben

Hinter die angekündigten Rettungsmassnahmen müssten Fragezeichen gesetzt werden, schreibt der CORRIERE DEL TICINO, denn das Konzept löse kein einziges Hauptproblem.

Gelassenheit wäre jetzt für die Swiss vonnöten, meint die Genfer Zeitung LE TEMPS, bezweifelt aber, dass die Neuausrichtung dazu Anlass geben kann:

«Les mesures annoncées hier sont-elles de nature a restaurer cette sérénité? Pas vraiment.»

Die Swiss teile sich in zwei und wolle sparen für drei, schreibt die BASLER ZEITUNG:

«Die Swiss handelt, aber wo endlich die Reise endet, ist ungewiss.»

Ein ‹heikles Spiel auf Zeit› treibt die Schweizer Airline nach Ansicht der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG:

«Das Spiel der Swiss-Manager auf Zeitgewinn darf nicht von der Notwendigkeit ablenken, die soeben beschlossenen wie auch frühere Sparmassnahmen energisch durchzusetzen. Die Zeit drängt, denn die Swiss blutet, und zwar nicht tropfenweise.»

Untergehende Titanic

Ähnlich argumentiert auch die BERNER ZEITUNG, BZ. Es sei fraglich, ob die angekündigten Massnahmen im geplanten Umfang realisert werden können:

«Und bis sie dann auch greifen, vergeht viel Zeit. Zeit, welche die Swiss nicht hat. Denn von Tag zu Tag verbrennt sie Millionen. Der Swiss-Leitung bleiben nicht mehr Monate, sondern bloss noch Wochen.»

Erwartungsgemäss skeptisch reagiert auch der Schweizer Aviatik-Spezialist Sepp Moser in einem BZ-Beitrag zum Thema:

«Swiss. Woran die letzte grosse Schweizer Airline krankt.»

Sein ernüchterndes Fazit:

«Die Swiss ist eine untergehende Titanic, auf der immer noch die Musik spielt.»

swissinfo, Monika Lüthi

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