
Schadensbegrenzung

Nach den Kurstürzen am "Schwarzen Donnerstag" suchten die grossen Schweizer Versicherungen aufs Wochenende hin nach Erklärungen. Ihre Kurse bewegten sich nicht gross.
Die Zurich Financial Services-Aktien legten am Freitag im frühen Handel zunächst um mehr als 10 Prozent zu. Am Nachmittag rutschten die Titel in die Minuszone, lagen zum Schluss aber wieder mit zwei Prozent im Plus.
In einem festen Gesamtmarkt fielen die Rentenanstalt-Aktien um 0,8 Prozent.
Die Schweizer Börse hat eine rabenschwarze Woche hinter sich. Am Donnerstag kratzten die beiden Hauptindizes SPI und SMI am Jahrestief vom 26. Juni.
Der Marktindex SPI verlor 6,2 Prozent, der Blue-Chips-Index SMI sogar 7,0 Prozent. Gebeutelt wurden vor allem die Versicherungstitel: Die Zürich und die Rentenanstalt verloren je rund 20 Prozent.
Am Freitag hat der Schweizer Aktienmarkt nach einer Berg- und Talfahrt mit höheren Kursen geschlossen. Das Börsenbarometer Swiss Market Index (SMI) hatte im Tagesverlauf zwischen plus 2,4 Prozent und minus 1,6 Prozent geschwankt.
«Miles-Effekt»
Einen Tag nach dem aussergewöhnlichen Kurssturz ging die Zurich Financial in die Erklärungs-Offensive.
Neben einer geballten Ladung Leerverkäufen hätten so genannte «Miles» (Market Index-Linked Exchangeable Securities) den Kurssturz ausgelöst. Die «Miles» waren Anfang Jahr noch unter der Führung von Rolf Hüppi und Finanzchef Günther Gose emittiert worden.
Die «Miles» können während drei Jahren maximal gegen drei Millionen Zürich-Aktien getauscht werden. Das entspricht rund 3,6 Prozent des Aktienkapitals und führt entsprechend zu einer Gewinnverwässerung.
Merrill Lynch senkt Kursziel
Die Zurich selbst betonte, dass die Solvenz der Gruppe stark bleibe. Der Aktienanteil sei seit Ende 2001 verringert worden. Zusätzlich hätten die Einbussen am Aktienmarkt teilweise durch die Aufwertung der festverzinslichen Anlagen aufgefangen werden können. Und auch der schwache Dollar wirke sich positiv aus.
US-Broker Merrill Lynch hat dennoch sein Kursziel für Zurich von 420 auf 340 Franken gesenkt. Merrill geht davon aus, dass die Zurich im September eine Reserven-Unterdeckung von 2 Mrd. Franken wird melden müssen. Zurich werde wohl versuchen, diese Lücke auf dem Wege einer Bezugsrechtsemission zu decken.
Swiss Re mit weniger Aktienanteil
Auch der weltweit zweitgrösste Rückversicherer, Swiss Re, räumte am Freitag Verluste auf den Kapitalanlagen ein. Diese würden auf die Erfolgsrechnung des ersten Halbjahres 2002 drücken, sagte Swiss Re.
Andere netto realisierten Gewinne aus Aktien und Obligationen würden dies aber teilweise wieder kompensieren. Laut Finanzchef John Fitzpatrick wurde der Aktienanteil bei Swiss Re bereits letztes Jahr deutlich reduziert.
Swiss Life stärkt Eigenmittel
Der Lebensversicherer Rentenanstalt/Swiss Life sieht sich laut Konzernchef Roland Chlapowski derzeit zwar ausreichend mit Kapital ausgestattet.
Er prüfe aber weiterhin Möglichkeiten zur Eigenmittelstärkung, sagte Chlapowski gegenüber Reuters. Am 18. September solle darüber informiert werden.
Die Erholung der Aktien am Freitag wurde von Marktbeobachtern vor allem auf technische Gründe, aber auch auf positive Vorgaben in den USA zurückgeführt.
Die Stimmung an den Märkten sei aber wegen der unsicheren Aussichten weiterhin schlecht.
swissinfo und Agenturen

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