
Schweizer Milchproduzenten sind verhalten optimistisch
Ein Jahr nach der Milchmarkt-Öffnung blicken die Schweizer Milchproduzenten (SMP) verhalten optimistisch in die Zukunft. Dem Druck auf den Milchpreis wollen sie mit Spitzenqualität, Öko- und Alpenimage begegnen.
Ein Jahr nach der Milchmarkt-Öffnung blicken die Schweizer Milchproduzenten (SMP) verhalten optimistisch in die Zukunft. Dem Druck auf den Milchpreis wollen sie mit Spitzenqualität, Öko- und Alpenimage begegnen.
Die «enormen ökologischen Fortschritte» der schweizerischen Landwirtschaft müssten als Produkte auf dem Markt sichtbar werden, sagte SMP-Präsident Josef Kühne am Mittwoch (19.04.) anlässlich der Delegiertenversammlung vor den Medien in Bern. Die Produzenten seien nicht nur Rohstofflieferanten, sondern müssten ihre Trümpfe ausspielen.
Bei der Konsummilch war 1999 erstmals wieder eine Zunahme gegenüber dem Vorjahr festzustellen. Milch sei inzwischen ein gesuchtes Produkt. Bei der Biomilch herrsche ein eigentlicher Mangel, sagte Kühne, der die Milchbauern aufforderte, «sich ein Herz zu fassen und umzustellen».
Butterberg geschmolzen
Erfreulich sei auch die Entwicklung auf dem Käsemarkt, wo die Produktion letztes Jahr um rund 1400 Tonnen stieg, erklärte SMP-Direktor Samuel Lüthi. Auf dem Buttermarkt habe die Liberalisierung eindrückliche Schwankungen ausgelöst.
Erreichten die Butterlager Ende Mai 1999 noch Rekordwerte von gegen 5000 Tonnen, wurden sie bis November vollständig geräumt. Im ersten Quartal 2000 ging die Butterproduktion gegenüber den Vorjahren um rund 20 Prozent zurück.
Milchpreis gestützt
Dank dem Milchstützungsfonds sei der Milchpreis um zwei bis drei Rappen gestützt worden, sagte Lüthi. Ein Rappen entspreche einem Einkommen von 30 Millionen Franken. In den Fonds zahlen die Produzenten solidarisch 0,7 Rappen pro Liter ein.
Insgesamt wurden rund zehn Prozent der Milchmenge gestützt – am stärksten Magermilchpulver und Käse. Die Zielgrösse für den Schweizer Milchpreis liegt heute bei 77 Rappen. Lüthi erwartet für die Zukunft eine stärkere Anbindung an den europäischen Milchpreis. Moratorium gefordert
Der EU-Richtpreis liege gegenwärtig bei 48 Rappen, effektiv schwanke er aber stark. Für Spezialitäten würden in einigen Ländern bis zu 70 Rappen pro Liter bezahlt, sagte Lüthi.
Auf diese Strategie – «Spitzenqualität und Natürlichkeit» – müssten die Schweizer Produzenten setzen, unterstrich SMP-Präsident Josef Kühne. Zu diesem Image gehöre auch, keine genveränderten Futtermittel zu verwenden. .
77 Rappen für einen Liter Schweizer Qualitätsmilch sei aber «wenig genug», sagte Kühne, der für den Milchpreis ein Moratorium forderte. Weitere, durch staatliche Massnahmen bewirkte Preissenkungen seien ohne direkte Kompensation nicht mehr verkraftbar.
swissinfo und Agenturen

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