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Startverbot für neues Pilatus-Flugzeug

Trümmerteile des abgestürzten PC-21-Prototyps auf dem Rollfeld in Buochs, NW. Keystone

Schwerer Schlag für Pilatus: Nach dem Absturz des Prototyps PC-21 hat das Bundesamt für Zivilluftfahrt ein Startverbot ausgesprochen.

Die Stanser Werke beklagen den Tod des Chef-Testpiloten und den Verlust eines der beiden Prototypen, dessen serielle Herstellung erlaubt worden war.

Konstruktions- oder Pilotenfehler? In Buochs in Nidwalden ist am Donnerstag einer der beiden Prototypen des neuen Pilatus Porter PC-21 über dem Rollfeld abgestürzt. Dabei kam der Chef-Testpilot ums Leben, eine unbeteiligte Frau wurde verletzt.

Die beiden Prototypen des PC-21 absolvierten einen Trainingsflug zur Vorbereitung einer Flugdemonstration.

Erst Ende Dezember 2004 hatte das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) dem militärischen Trainingsflugzeug das Typenzertifikat ausgestellt. Mit anderen Worten, die Neuentwicklung der Pilatus Flugzeugwerke stand für die Serienproduktion bereit.

Prototyp: Erstmals 2002 gestartet

Jetzt hat das BAZL ein Startverbot für den zweiten Prototypen PC-21 erlassen. Das Verbot bleibe bestehen, bis gesicherte Erkenntnisse über die Absturzursache vorlägen, teilte das BAZL mit. Erst dann entscheide das Amt über die allfällige Wiederfreigabe des zweiten Flugzeugs.

Der Unfallhergang wird vom Büro für Flugunfall-Untersuchungen untersucht. Die Abklärungen dürften längere Zeit dauern.

Der erste Prototyp war im Sommer 2002 erstmals gestartet, ein zweiter folgte im Juni 2004. Die Pilatus Flugwerke hatten das Projekt 1998 beschlossen. 1999 wurde es gestartet. Die Flugwerke arbeiten dabei mit den Luftwaffen von Grossbritannien, Südafrika, Australien und der Schweiz zusammen.

Grosse Hoffnungen auf PC-21 gesetzt

2002 erfolgten der Roll Out und der Erstflug des neuen PC-21. Seither haben beide Prototypen über 750 Flugstunden hinter sich. Die Investitionen werden auf 200 Mio. Franken beziffert.

Der PC-21 soll je nach Ausrüstung 8 bis 10 Mio. Franken kosten. 2002 schätzte das Flugzeugwerk das Marktvolumen für Flugzeuge dieser Art auf 1000 Stück in den nächsten 20 Jahren. Davon möchte Pilatus die Hälfte liefern.

Wie ein Jettrainer

Die PC-21 ist ein einmotoriger Tiefdecker mit Pfeilflügeln und einem Zweier-Cockpit. Der Antrieb stammt von Pratt & Whitney. Das Flugzeug ist auch mit Schleudersitzen ausgerüstet.

Flugeigenschaften und Systeme sind an moderne Jettrainer angelehnt. Kernstück ist das digitale Cockpit mit einem Haupt- und zwei Standby-Bildschirmen. Digitale Aufzeichnungen können zur Beurteilung von Schulungsflügen genutzt werden.

Laut Werkangeben ist die PC-21 hinsichtlich Lärm und Luftbelastung merklich umweltfreundlicher. Reparatur- und Unterhaltskosten sollen geringer ausfallen.

Mit dem Trainings-System werden zudem Ausbildungsmöglichkeit erweitert und Lebenszykluskosten minimiert.

swissinfo und Agenturen

Die Pilatus Flugzeugwerke sind auf militärische Schulungsflugzeuge spezialisiert. Die Typen Pilatus PC-6, PC-7, PC-9 sind als «Turbo Porter» und «Turbo Trainer» in zahlreichen Luftwaffen im Einsatz.

Das neue Flugzeug PC-21, 1999 als Projekt gestartet, sollte die alten Modelle ersetzen. In den nächsten 20 Jahren sollten rund 500 solche PC-21 verkauft werden.

Kernstück des neuen Flugzeugs ist ein digitales Cockpit. Flugeigenschaften und Systeme sind an moderne Jettrainer angelehnt.

Mit rund 1000 Mitarbeitenden sind die Flugzeugwerke der grösste Arbeitgeber des Kantons Nidwalden.

1939: Gründung der Pilatus Flugzeugwerke in Stans, NW.
1944: Erstflug eines Pilatus-Flugzeugs, des SB-2 Pelican.
1953: P-3 Trainingsflugzeuge werden an die Schweizer Armee und nach Brasilien geliefert.
1978: Erstflug des PC-7 Turbo Trainers. Seither wurden mehr als 450 davon gebaut.
1984: Erstflug des PC-9, jenes Pilatus-Flugzeugs, das am meisten zu Reden gab.
1994: Erstmals wurde mit dem PC-12 ein Mehrzweck-Flugzeug gebaut.
1999: Lancierung des Projekts PC-21.

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