
Sulzer-Medica: Spin-Off kommt

Sulzer Medica soll nächste Woche vom Mutterkonzern abgespalten werden. Am Freitag (06.07.) wurde als letzte Vorbereitung der Nennwert der Sulzer-Aktie auf 3 Rappen reduziert. Der Spin-Off soll trotz der Implantate-Krise plangemäss durchgezogen werden.
Die Herabsetzung des Aktienkapitals von Sulzer ist ins Handelsregister eingetragen worden: Der Nennwert einer Sulzer-Aktie beträgt neu 3 Rappen statt 60 Franken. Diese Kapitalsenkung sei ein wichtiger Schritt für Sulzer, um die 74% -Beteiligung an Sulzer Medica an die Aktionäre abzugeben, begründete Sulzer diesen Schritt.
Am kommenden Dienstag (10.07.) wird die Generalversammlung (GV) höchstwahrscheinlich die Abspaltung des Medinizalbereichs Sulzer Medica vom Traditionsunternehmen Sulzer gutheissen. Dies sollte reibungslos über die Bühne gehen, da Sulzer als Mehrheitsaktionärin der Abspaltung bereits zustimmte.
Zwei für Eine
Nach dem Spin-Off soll jeder Sulzer-Aktionär pro Sulzer Aktie zwei Medica-Aktien erhalten. Sulzer hält bis dahin 74% an Sulzer Medica. Sulzer Medica behält nach der Abspaltung den Firmensitz zwar noch in Winterthur, ihren Namen muss die Gruppe allerdings ändern. Der neue Name ist noch nicht bekannt.
Musterschüler in der Krise
Sulzer Medica war lange das Juwel des kränkelnden Industriekonzerns Sulzer. In den letzten Monaten geriet die Firma allerdings selber in die Krise: Der Rückruf von verunreinigten Hüftgelenk-Implantaten zog in den USA über 800 Klagen nach sich.
Der nächste Schlag traf die Gruppe, als Sulzer Medica eingestand, dass der Versicherungsschutz für die schadhaften Produkte nicht ausreichen wird. Die Medizinal-Gruppe werde «bluten müssen», sagte Sulzer Medica-Chef Max Link.
Die Kosten, die das Debakel verursacht haben, können heute noch nicht beziffert werden. Analysten rechnen mit einer Schadenssumme zwischen 350 und 800 Mio. Franken.
Gerade diese Unsicherheit, ob Sulzer Medica für die Schadenersatz-Klagen werde gradstehen können, beunruhigt den Anwalt David Riggs. Er vertritt in den USA die Seite der Kläger – und ist nicht glücklich über die Abspaltung.
Wenig tolerante Börse
An der Börse sind die schlechten Nachrichten ungnädig aufgenommen worden: Die Marktkapitalisierung von Medica an der Börse sank von 4 auf 1 Mrd. Franken, die Aktien verloren rund drei Viertel ihres Wertes.
Sulzer mit strategischem Zickzackkurs
Schon vor den Problemen in Übersee trübte der strategische Zickzackkurs der Muttergesellschaft das Bild bei Sulzer Medica. Erst sollte der bislang rechtlich unabhängige Medizinalteil mit dem Industrieteil fusioniert werden. Dann machte die damalige Sulzer-Spitze auf Druck der Aktionäre den Weg frei für eine Abspaltung von Sulzer Medica. Inzwischen wurde das Management auch bei Sulzer Medica ausgewechselt. Neuer Chef wird Stephan Rietiker.
swissinfo und Agenturen

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