
UBS: Die Debatte um Phoenix plus hält an

Der ursprüngliche Rettungsplan für den Schweizer Luftverkehr und das jetzt verfolgte Projekt sind nach Darstellung der UBS zwei komplett unterschiedliche Konzepte.
Dies erklärte UBS-Vizepräsident Alberto Togni in einem Interview mit dem «Corriere del Ticino». Das erste Projekt habe die Übernahme des Swissair-Flugbetriebs nicht vorgesehen.
Den beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse Group (CSG) war nach der Übernahme der Crossair und ihrem Rettungsplan mit einem Volumen von 1,4 Mrd. Franken vorgeworfen worden, sie hätten die Kosten des Projekts massiv unterschätzt.
Swissair-Rettung nicht geplant
In dem am Donnerstag veröffentlichten Interview sagte Togni nun, es handle sich dabei um ein Missverständnis. Beim ursprünglichen Bankenplan vom 1. Oktober und dem jetzt verfolgten Projekt Phoenix plus handle es sich um zwei komplett verschiedene Konzepte.
Das erste Projekt sei zudem ein Vorschlag des Swissair-Verwaltungsrats gewesen. Der Plan habe nicht vorgesehen, dass die Crossair den Flugbetrieb der Swissair übernehme. Geplant gewesen sei vielmehr ein stufenweiser und vor allem teilweiser Übergang an die Crossair. Die Rettung der Swissair sei nicht vorgesehen gewesen.
Ordnungspolitischa Aussagen
Dies erkläre auch die damalige Aussage von UBS-Präsident Marcel Ospel, wonach eine Beteiligung des Bundes ordnungspolitisch nicht richtig und auch nicht nötig sei. Diese Anspielung sei als Einladung an den Bund zu interpretieren gewesen, eher zur Unterstützung der Swissair als zu Gunsten der neuen Airline zu intervenieren, so Togni weiter.
Die von den Banken bereitgestellte Summe von 1,4 Mrd. Franken sei deshalb als ausreichend betrachtet worden, weil man einzig an die Entwicklung der Crossair gedacht habe und nicht an das nun als Phoenix plus bezeichnete Projekt. Dieses sieht vor, dass die Crossair je 26 Kurz- und Langstreckenflugzeuge der Swissair übernimmt.
Widersprüchliches
In dem am 1. Oktober veröffentlichten Communiqué der beiden Grossbanken heisst es allerdings nach der Aufgliederung des Finanz-Engagements wörtlich: «Durch diese Massnahmen kann Crossair so bald wie möglich einen bedeutenden Teil des europäischen und interkontinentalen Fluggeschäfts der Swissair aufnehmen».
Und an der damaligen gemeinsamen Medienkonferenz mit den Spitzen der beiden Airlines war zudem explizit von der Übernahme von zwei Dritteln des Swissair-Flugbetriebs durch die Crossair die Rede gewesen, ohne dass die Bankenvertreter widersprochen hätten.
Schuldzuweisungen und Kritik
Togni schob in dem Interview die Schuld für das Grounding der Swissair-Flotte vom 2. Oktober erneut einzig dem Swissair-Management zu und warf diesem vor, ohne ein Notfalldispositiv in die Nachlass-Stundung gegangen zu sein.
Der UBS-Banker kritisierte auch die damaligen Erklärungen der Schweizer Regierung über die Verantwortung der Banken scharf. Es scheine im unwürdig, wie der Bundesrat damals dem Volk die Gründe für das Grounding erklärt habe.
Auch Togni möchte Suter
Zu den Vorschlägen für die Besetzung des Verwaltungsrats der neuen Airline, sagte Togni, es handle sich um eine ausgezeichnete Auswahl. Seiner Meinung nach hätte man aber eine Rolle für Moritz Suter in der neuen Fluggesellschaft finden müssen. Denn Suter sei eine der wenigen Persönlichkeiten in der Schweiz, welche die Welt des Luftverkehrs besser als alle anderen kenne.
swissinfo und Agenturen

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