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Wirtschaft schrumpft weiter

Die Schweizer Wirtschaft leidet weiter, Aufschwung nicht vor Anfang 2004. Keystone

Die Schweizer Wirtschaft steckt in einer Rezession: Im ersten Quartal des laufenden Jahres ist das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 1% abgesackt.

Fürs ganze Jahr erwarten die Experten vom Bund eine Stagnation.

An den jüngsten Zahlen des Bundes gibt es nichts mehr zu rütteln: Die Schweizer Wirtschaft hat seit dem Jahr 2000 nicht nur stagniert, sondern ist in die Rezession geschlittert.

Bereits 2001 war die Schweiz definitionsgemäss nach mehreren negativen Quartalen erstmals seit Anfang der 90er Jahre in einer Rezession gesteckt. Davon wollten allerdings weder Politik noch Wirtschaft sprechen, und sie verwiesen auf den starken Konsum und die sich bescheiden positiv entwickelnde Binnenwirtschaft.

seco spricht Klartext

Mit solchen Gedankenspielen ist jetzt definitiv aus: “Nach den Erholungstendenzen im ersten Halbjahr 2002 befindet sich die Schweizer Wirtschaft wieder in einer Schwächephase”, sagte der Chefökonom des Staatssekretariats für Wirtschaft (seco), Aymo Brunetti, am Donnerstag vor den Medien in Bern.

“Das Winterhalbjahr müssen wir als eine rezessive Phase bezeichnen.” Neu stecke auch der Dienstleistungs-Sektor in einer Rezession und die Detailhandels-Zahlen seien schwach.

Inzwischen habe sich die Lage nach dem Irak-Krieg zwar verbessert. “Das Kriegsende hat nicht zu einem Boom geführt, aber immerhin ist die Unsicherheit weg”, sagte Brunetti.

Ein rascher Aufschwung sei aber nicht zu erwarten. “Und die Verbesserung muss von der Auslandkonjunktur kommen.”

BIP-Einbruch um 1%

Das Bruttoinlandprodukt (BIP) sank gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal um 0,6%. Gegenüber dem Vorquartal betrug das Minus 1%, das ist der stärkste Rückgang seit dem ersten Quartal 2002.

Private mussten mehr bezahlen

Der reale Konsum der Privathaushalte stieg gegenüber dem Vorquartal um 1,2%. Dieses Wachstum sei hauptsächlich auf die Ausgaben für das Wohnen, die Gesundheit und die Ernährung zurückzuführen, schreibt das seco.

Dafür kauften die Menschen weniger Kleider, Möbel, Neuwagen und gaben weniger Geld für Freizeit-Aktivitäten aus.

Auch der staatliche Konsum stieg um 1%. Damit gelten privater und staatlicher Konsum weiterhin als Konjunkturstützen.

Weniger Exporte, mehr Importe, weniger Investitionen

Die realen Exporte von Waren und Dienstleistungen schrumpften um 9,1%. Dabei litt der Dienstleistungs-Export erheblich stärker als der Warenexport.

Die Importe nahmen um 5,1% zu. Der Investitionsrückgang verlangsamte sich zwar, betrug aber immer noch minus 1,3%.

Kummer mit dem harten Franken…

Für das gesamte Jahr ist laut seco mit einer Stagnation zu rechnen. Allerdings sollten im späteren Jahresverlauf nach und nach moderate Verbesserungen eintreten.

Damit dürfe gerechnet werden, sofern sich die Konjunktur im Euroraum im zweiten Halbjahr 2003 kräftige und der Franken keine weitere substanzielle Festigung erfahre.

… und dem weichen Dollar.

Wie Brunetti vom seco weiter festhielt, ist die schweizerische Konjunkturpolitik seit einiger Zeit expansiv ausgerichtet. Für den Moment bleibe ihr praktisch nur das Warten auf einen Aufschwung im Euroraum.

Eine nochmalige Abschwächung des Dollars könnte diesen Aufschwung im Euroraum aber nochmals hinauszögern – und damit auch jenen in der Schweiz.

Neben der Schweiz sind im ersten Quartal 2003 jedoch auch Deutschland und die Niederlande in eine Rezession abgeglitten. Italien kam mit einem blauen Auge davon.

swissinfo und Agenturen

Definitionen:

BIP: Wert aller Güter und Dienstleistungen, die während einer bestimmten Zeit in der Schweiz hergestellt werden.

Rezession: 2 negative Wachstumsraten des realen BIP gegenüber dem Vorquartal.

Warum nun eine Rezession?

Mit dem negativen Wachstum in ersten Quartal 2003 mussten auch die Zahlen des letzten Quartals 2002 massiv nach unten korrigiert werden.

Im Februar hatte das seco für das vierte Quartal 2002 noch ein Wachstum von 1,4% ausgewiesen. Nun resultierte mit einer Abnahme von 0,7% eine negative Rate. Damit verzeichnete das vergangene Winterhalbjahr laut seco eine rezessive Phase.

Im Gegensatz zum Jahr 2001, als die Schweiz bereits zwei negative Quartale durchlebte, sind in den vergangenen zwei Quartalen auch die Beschäftigungen im dritten Sektor und die Detailhandels-Umsätze zurückgegangen.

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