Beim Lai da Tuma, der Quelle des Rheins

Die letzte Etappe unserer Rheinreise bringt uns zum Ursprung des Vorderrheins, dem Lai da Tuma oder Tomasee. Der See auf 2343 Meter über Meer gilt als die offizielle Quelle des Rheins.
Es liegt ein kühler Nebel über uns, als wir die Wanderschuhe anziehen und uns für die eineinhalbstündige Wanderung vorbereiten. Vom Oberalppass aus sind etwas mehr als 300 Höhenmeter zu bewältigen.
Vorerst traversieren wir einen Abhang, bevor der steile Anstieg zum See beginnt. Unterwegs treffen wir immer wieder auf Wandergruppen, die alle den Lai da Tuma oder die Badushütte etwas weiter oben besuchen. Es sind vor allem Tagestouristen, die ohne viel Gepäck auf die rund dreistündige Wanderung gehen.
Nach etwas über einer Stunde werden wir belohnt. Fast wie ein Kratersee liegt still der Lai da Tuma vor uns, eingebettet zwischen zwei Bergzügen. Dort treffen wir auf das Ehepaar Maier aus dem deutschen Bayreuth, das seine Wanderferien oft in der Schweiz verbringt.
«Da wollten wir schon ewig mal hin. Sonst sind wir immer dem Hinterrhein nach», sagt Roman Maier. Die beiden hatten Bilder des Tomasees in einem Bildband gesehen.
Sie sind aber nicht speziell wegen der Rheinquelle gekommen. «Wir wollten nur eine kleinere Tour machen.» Nun sind sie verblüfft: «Der See ist viel lieblicher, als ich erwartet habe.» Und seine Frau Karin pflichtet bei: «Ich habe es hier oben viel schroffer erwartet.»
Mit mehr Gepäck ist Familie Koch aus Winterthur unterwegs. Therese, Thomas und die Kinder Anja und Oliver haben ein Zelt dabei und freuen sich auf das Nachtessen am Ufer des Lai da Tuma. Die Kochs haben ihre Wanderung ganz bewusst geplant. «Wir wollen mit den Fahrrädern dem Rhein entlang bis nach Basel fahren», erklärt Therese.
Kochs sind alte Fahrrad-Profis: Bevor Oliver und Anja zur Welt kamen, haben Therese und Thomas schon einmal die Welt umfahren. «25’000 Kilometer haben wir damals per Fahrrad zurückgelegt», sagt Thomas. Für die Kinder wird es das erste Mal sein, dass sie selber fahren dürfen.
«Mit Kindern drängt es sich auf, den Fluss entlang zu fahren. Denn da geht es fast nur abwärts», meint Therese. Und ihr Mann ergänzt: «Wir wollen den Kindern einen Eindruck geben, welche Distanz dieser Fluss bis Basel zurücklegt.» Die Kochs haben sich dafür zwei Wochen Zeit genommen.
Doch das Ziel muss nicht unbedingt Basel sein. Kein Stress, heisst die Devise. Thomas geht es dabei vor allem um das Erlebnis für die Kinder. «Es ist faszinierend zu sehen, wie aus einem kleinen Rinnsal am Ende ein grosser Strom wird.»
«Die Kinder sind top-motiviert», sagt Therese Koch. Am liebsten möchten Anja und Oliver gleich den ganzen Rhein entlang bis ans Meer fahren, nach Rotterdam.
swissinfo-Sonderkorrespondent Christian Raaflaub, Lai da Tuma, Graubünden

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