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Basels Architekturmuseum in neuen Räumen

Die Kunsthalle Basel präsentiert den polnischen Künstler Piotr Uklanski. Kunsthalle Basel

Nach zwanzig erfolgreichen Jahren ist das Basler Architekturmuseum in neue Räume unter das Dach der Basler Kunsthalle gezogen.

Ein Jahr dauerten die umfassenden Renovationen. Jetzt wird die gemeinsame Eröffnung mit zwei Ausstellungen gefeiert.

Ungewohnt erscheint die Türe aus Stahl und Glas, die neu den Eingang in die Basler Kunsthalle am Steinenberg markiert. Edel und elegant ist sie und deutet eine neue Ära in den spät-klassizistischen Räumen an, die 1872 von Johann Jacob Stehlin d.J. erbaut worden sind und die Vision eines Kulturzentrums mit Theater, Kunsthalle, Musiksaal und Schulhaus darstellen sollten.

Von nun an sind dort die Kunsthalle und das Architekturmuseum, welches sich bis anhin im gläsernen Domus-Haus im Stadtzentrum befunden hat, gemeinsam untergebracht.

Zum zwanzigjährigen Jubiläum hat man sich dazu entschlossen, die architektonisch zwar interessanten, für eine Ausstellung aber nicht immer einfachen Räume im alten Architekturmuseum zu verlassen und sich gemeinsam mit der Kunsthalle am Steinenberg einzunisten.

Der Basler Kunstverein und die Leitung des Architekturmuseums sehen in der Kunsthalle und im Architekturmuseum artverwandte Ausstellungs-Institutionen, bei welchen nebst der räumlichen Annäherung auch inhaltliche, logistische und organisatorische Synergien genutzt werden können.

Sanfte Renovationen

Die Umbauarbeiten dauerten knapp ein Jahr. Während die Kunsthalle von den Basler Architekten Miller & Maranta einer Gesamtrenovation unterzogen wurden, zeichnet der Zürcher Architekt Peter Märkli verantwortlich für den Entwurf der Räume des Architekturmuseums. Die dortige Bauleitung wurde ebenfalls von Miller & Maranta übernommen.

Äusserst sensibel haben Quintus Miller und Paola Maranta auf die historische Architektur des Gebäudes reagiert. Technische Systeme wie elektrische Anlagen, Beleuchtung und Sicherheits-Vorrichtungen wurden erneuert, Lüftung und Beschattung neu eingebaut. Ziel war es, das Haus zu sanieren und den kuratorischen Bedürfnissen eines heutigen Ausstellungsbetriebes anzupassen.

Insgesamt ist die Renovation der Kunsthalle eine sehr sanfte, die zwar neue räumliche Gegebenheiten und Atmosphären schafft, sich aber nicht plakativ von der historischen Substanz abzusetzen versucht.

Wer die neue Kunsthalle besucht, wird sich fühlen, als durchschreite er die ehemaligen Ausstellungsräume und nehme doch eine angenehme, wenn auch nicht immer offensichtliche Veränderung wahr.

Steckdosen als Stil-Element

Ebenso zurückhaltend ist der Eingriff in die Räume des Architekturmuseums. Der Charakter des im neobarocken-klassizistischen Stil erbauten Interieurs sollte weitgehend bestehen bleiben. Gleichzeitig wurden die Räume für komplexe Ausstellungs-Anforderungen ausgerüstet.

Um vermehrt Wandflächen zu schaffen, setzte der Architekt aus Zürich grosse, hölzerne Flügel vor die Wandstücke zwischen den Fenstern. Geschlossen sind die inneren Fensterläden und damit neue bespielbare Wände, geöffnet erlauben sie plastische Nischen-Situationen.

Die Wirkung des Umbaus liegt im Detail. So scheinen die Beleuchtungs-Körper als eine moderne Form der Stukkatur-Leisten an der Decke, und die Steckdosen wurden aus Design- und nicht Technikgründen vermehrt, so dass sie witzige Gestaltungs-Elemente entlang der Bodenleiste bilden.

Bekannte Architekten



Beide Architekturbüros, die für Renovation und Umbau des Stehlin-Gebäudes verantwortlich waren, sind keine unbekannten in der lokalen Architekturszene.

Miller & Maranta eröffneten vor zehn Jahren ihr gemeinsames Büro in Basel und haben sich seither vor allem durch subtile Umbauten und Erweiterungen von historischen Bauten ausgezeichnet – so das Hotel Waldhaus in Sils-Maria oder die Villa Garbald in Castasegna von Gottfried Semper, die zu einem Tagungszentrum der ETH umgebaut worden ist.

Peter Märkli hat mit einigen viel beachteten Einfamilienhäusern in der Ostschweiz und mit seinem Haus für die Reliefs und Halbfiguren des Künstlers Hans Jospheson in Giornico auf sich aufmerksam gemacht.

Mit dem Einbau der Orgel auf der Westempore des Basler Münsters hat Märkli auch bewiesen, dass er neue Architektur in einen historischen Kontext differenziert einzufügen weiss.

Töne von Aussen

Im Architekturmuseum ist die erste Ausstellung einerseits dem Umbau gewidmet, wobei Pläne, Skizzenbücher und Fotografien die Geschichte des Baus am Steinenberg bis in die heutige Zeit demonstrieren.

Andererseits werden Klanginstallationen von Andy Guhl, Fritz Hauser und dem “ensemble für neue musik zürich” vorgestellt, welche die Architektur der neuen Räume intonieren.

So sind zum Beispiel die meist unangenehmen, quietschenden und krachenden Geräusche der vorbeifahrenden Trams überdeutlich zu hören, da die Schallereignisse mittels Mikrofonen und Lautsprechern ins Innere des Gebäudes übertragen werden. Der Aussenraum wird somit durch den Ton nach Innen transferiert.

Mischung aus Hochkultur und populärem Entertainment

In ihrer ersten Ausstellung präsentiert die Kunsthalle ihrerseits den polnischen Künstler Piotr Uklanski. Mitte der 90er-Jahre erregte der Pole mit seiner Arbeit “Dance Floor” in New York international Aufmerksamkeit. Sie wurde als Weg weisendes Werk angesehen, welches die Grenzen zwischen Hochkultur und Entertainment aufzulösen beginnt.

Immer wieder vermischte Uklanski unterschiedliche kulturelle Referenzen aus der Populärkultur, aus Film und bildender Kunst. Er beeindruckt durch formale und mediale Vielfalt, bedient sich spektakulärer, populärer und banaler Ästhetik und benutzt unbelastet und fast frech überkommene Genres und traditionelle Gesetze.

Anhand der ausgewählten Werke in der Basler Kunsthalle kommt deutlich zum Ausdruck, dass Uklanski diese Ausdrucksformen nutzt, um die Hoch- und Populärkultur kritisch anzugehen, ohne dabei Rücksicht auf geltende Hierarchien oder Werturteile nehmen zu wollen.

swissinfo, Carole Gürtler

Das Architekturmuseum Basel hat anlässlich seines 20. Geburtstags sein neues Domizil in den sanft umgebauten spät-klassizistischen Steinenberg-Räumen der Basler Kunsthalle eröffnet.

Präsentiert werden in wechselnden Ausstellungen internationale und Schweizer Architektur, begleitet von Fach-Publikationen.

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