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Luzern – Mekka der klassischen Musik

Jedes Jahr begeistert das Festival sein Publikum.

"TanzMusik" ist das Thema des diesjährigen Lucerne Festivals vom 13. August bis 21. September. Kompositionen vom Frühbarock bis heute sollen zeigen, wie prägend das Tänzerische auch für die instrumentale Konzertmusik ist.

Wie bereits bei den vorgängigen Festival-Themen – “Sprache” und “Herkunft” – lotet Intendant Michael Haefliger auch in diesem Jahr Ursprünge der Musik aus: die Verbindung von Tanz und Klang.

Kompositionen vom Frühbarock bis heute sollen zeigen, wie prägend das Tänzerische auch für die instrumentale Konzertmusik ist.

Für Haefliger sind Tanz und Musik zwei Seiten derselben Medaille: “Beide sind sie Metaphern des menschlichen Daseins.” Dabei ist die Trennung neueren Datums. Das Altertum sah Tanz, Musik und Dichtung noch als ganzheitliches Ereignis. Erst spätere Epochen trennten die Sparten und wollten gar wissen, welcher Kunst der Vorrang gebührt.

Nicht von ungefähr ist der 46-jährige Tänzer, Choreograf und Regisseur Joachim Schloemer “artiste étoile”. Seine spartenübergreifende Arbeit ist in vier Produktionen, darunter zwei Uraufführungen, zu erleben.

Grosse Bandbreite

Ausserdem kommen am Festival neben klassischen Werken der Ballettgeschichte (etwa Strawinskys “Le Sacre du Printemps”) auch vom Volkstanz inspirierte Werke (z.B. von Dvorak, Bartok und Ravel) zur Aufführung.

Zweiter “artiste étoile” ist der virtuose 43-jährige Oboist Albrecht Mayer, der sich unter anderem als Solist der Berliner Philharmoniker einen Namen gemacht hat.

“Mayer wird in einer musikalischen Bandbreite, die vom Barock bis zur zeitgenössischem Musik reicht, auftreten”, sagt die Pressesprecherin des Festivals im Gespräch mit swissinfo.

“Composer-in-residence”: George Benjamin

“Composer-in-residence” ist der 48-jährige Brite George Benjamin. Neben einer grossen Werkretrospektive wird am Festival auch eine Komposition von ihm uraufgeführt.

Benjamin war Kompositionsschüler von Olivier Messiaen, dessen 100. Geburtstag in diesem Jahr begangen wird. Der Franzose wird mit einer umfassenden Hommage gewürdigt, so etwa mit einem Zyklus von Orgelkonzerten und der monumentalen Turangalila-Sinfonie.

Als “orchestras-in-residence” kommen das Cleveland Orchestra unter Franz Welser-Möst, die New Philharmoniker unter Lorin Maazel und die Wiener Philharmoniker unter Riccardo Muti nach Luzern.

Ausserdem gastieren unter anderen das Chicago Symphony Orchestra, das Gewandhausorchester, die St. Petersburger Philharmoniker und das Koninklijk Concertgebouworkest.

Claudio Abbado und Pierre Boulez

Claudio Abbado wird mit dem Lucerne Festival Orchestra fünf Konzerte geben – Schwerpunkt: französische und russische Kompositionen. Der Pianist Maurizio Pollini ist mit zwei Konzerten dabei.

Die Lucerne Festival Academy unter Pierre Boulez setzt sich unter anderem mit Werken von Messiaen und Elliott Carter auseinander.

Das Programm des Festivals umfasst über 70 Konzerte. Vorgesehen sind zwölf Konzerte mit insgesamt 14 Uraufführungen sowie sechs Premieren von neuen Tanz- und Musiktheaterproduktionen.

Die Reihe “Début” mit jungen Solisten umfasst neun Konzerte. Dazu kommt ein sechstägiges Strassenmusikfestival mit zehn Gruppen aus vier Erdteilen.

Abgerundet wird das Programm mit dem “Children’s Corner”, einem Schüler-Workshop, einer Filmreihe zum Thema Tanz sowie einer Ausstellung zu Strawinskys “Le Sacre du Printemps”.

Toscanini und Wagner waren die Väter

Das Festival findet dieses Jahr zum 70. Mal statt. Dennoch sind keine speziellen Feierlichkeiten geplant. Solche sind laut Higgs zum 75. Geburtstag vorgesehen.

Historisch ist das Lucerne Festival mit zwei grossen Namen verbunden: Arturo Toscanini (1867-1957) und Richard Wagner (1813-1883).

Im Jahr 1938 fand in Luzern-Tribschen, am ehemaligen Wohnsitz von Richard Wagner, ein grosses Konzert unter der Leitung von Arturo Toscanini statt. Dieses und auch spätere Konzerte fanden grossen Anklang beim Publikum. Sie wurden von Radiostationen in alle Welt verbreitet.

1943 offiziell gegründet

Zum Anfangserfolg hat auch die damalige politische Situation beigetragen. Die etablierten Festivals von Salzburg und Bayreuth standen unter dem Einfluss der Nationalsozialisten. Viele Musiker zogen es deshalb vor, in Luzern aufzutreten.

Dennoch war der Weg zum weltweit führenden Festival für klassische Musik weit. In den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts schlossen sich die besten Schweizer Orchestermusiker des Landes zum Schweizerischen Festspielorchester zusammen. Dieser Klangkörper bildete das zentrale Element der Internationalen Musikfestwochen Luzern (IMF), die 1943 gegründet wurden.

Im Jahr 2000 wurden die IMF in “Lucerne Festival” umbenannt.

swissinfo

Das Lucerne Festival ist in drei Teile unterteilt.

Sommer: 13. August – 21. September 2008.

Piano: 17. – 23. November 2008.

Ostern: 28. März – 5. April 2009.

Das Orchester steht seit 2003 unter Leitung des italienischen Dirigenten Claudio Abbado.

Abbado und die Musiker treffen sich jeweils Anfang August zu Proben in Luzern. Das Orchester eröffnet regelmässig das Festival.

Dieses Jahr spielt das Orchester zwei Programme in fünf Konzerten. In den ersten drei Konzerten kommen Werke der französischen Komponisten Debussy, Ravel and Berlioz zur Aufführung.

Bei den zwei letzten zwei Konzerte sind es Werke von Tchaikovsky, Rachmaninoff and Stravinsky.

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