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Berna Biotech verliert 60 Stellen

Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Berna Biotech geht zu. Keystone

Die niederländische Firma Crucell baut bei der Berna Biotech in Bern 60 Stellen ab. Crucell verlegt die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten an den Hauptsitz in Holland.

Nach der Übernahme des Berner Impfstoffherstellers durch Crucell Anfang 2006 kommt es entgegen früheren Zusicherungen nun doch zu einem weiteren Stellenabbau.

Crucell zieht die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten von Bern ab und konzentriert sie am Hauptsitz im niederländischen Leiden. Damit soll die Effizienz bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung gesteigert werden, wie die Biotechfirma am Montagabend mitteilte.

Die Stellen würden bis Ende Januar 2007 abgebaut, sagte Crucell-Pressesprecher Paul Vermeij. Es bestehe ein Sozialplan. Vom Stellenabbau betroffen seien teilweise hochqualifizierte Stellen.

Die Belegschaft in Bern sei am Montag über die Strategie von Crucell informiert worden. Dabei sei unterstrichen worden, dass Berna Biotech und Crucell sehr gut zusammen passten. Die Produkte von Berna Biotech seien wichtig für Crucell, sagte Vermeij.

Produktentwicklung in Bern eingestellt

Nachdem die klinischen Studien mit «Aerugen» – dem erhofften Impfstoff für Patienten mit zystischer Fibrose – im Juli dieses Jahres eingestellt worden seien, gebe es nur noch wenige Projekte, deren Entwicklung von Bern aus unterstützt werden müssten.

Der Stellenabbau habe einzig damit zu tun, dass die betroffene Gruppe an einem Produkt gearbeitet habe, das nun keine Zukunft habe. Vermeij sprach damit auf die eingestellten «Aerugen»-Studien an.

In der Schweizer Crucell-Niederlassung in Bern werden indes auch künftig die Herstellung von Impfstoffen, die Betreuung von Zulassungsverfahren, die klinische Entwicklung und das Marketing zusammengefasst.

Warnende Stimmen

Die Aktionäre von Berna Biotech hatten Anfang dieses Jahres den Weg für die Übernahme durch Crucell an einer ausserordentlichen Generalversammlung frei gemacht. Die Transaktion hatte einen Gesamtwert von rund 590 Mio. Franken. Allerdings gab es bereits damals warnende Stimmen.

Einige Aktionäre fürchteten um den Produktionsstandort Bern und zeigten Unverständnis für die Tatsache, dass eine kleine Firma wie Crucell ein Unternehmen mit einer 107-jährigen Tradition schlucke.

Ende Dezember 2005 hatten die Verantwortlichen von Berna Biotech und Crucell vor den Medien noch versichert, mit dem Schulterschluss würden keine Stellen abgebaut, im Gegenteil. Im Rahmen der neuen Wachstumsmöglichkeiten sollten zusätzliche Arbeitsplätze entstehen, hatte es damals geheissen.

swissinfo und Agenturen

Berna Biotech wurde 1898 als Schweizerisches Serum- und Impfinstitut gegründet.

Das Unternehmen ist spezialisiert auf den Schutz vor Tetanus, Diphtherie, Masern, Typhus sowie Hepatitis A und B und beschäftigt rund 700 Personen, davon 400 in Bern.

Die holländische Crucell wurde 1993 als Biotechnologie-Unternehmen «Introgene» gegründet, mit dem Ziel, Gentherapien anzubieten. Nach der Fusion mit der holländischen Firma «U-Bisys» entstand die heutige Crucell.

Diese setzt Crucell ihren Akzent auf Impfungen und Antikörper gegen Ebola, Influenza, Malaria, das West Nile Virus und Tollwut. Ende 2004 beschäftigte die Firma rund 210 Personen. Nach der Übernahme von Berna Biotech sind es rund 900 Mitarbeiter.

Crucell ist seit 2000 an der Börse. Seit Anfang Jahr hat der Titel rund einen Viertel an Wert verloren.

Berna, die seit 2001 an der Börse war, wurde Mitte September an der Schweizer Börse dekotiert.

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