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Berner Alt-Bundesrat erhält seinen eigenen Bären

Die Bär-Holzstatue gegenüber Samuel Schmid, mit Blick auf den "Bären", das benachbarte, gleichnamige Restaurant. swissinfo.ch

Als die Berner Gemeinde Rüti bei Büren beschloss, dem ehemaligen Bundesrat Samuel Schmid das Ehrenbürgerrecht zu verleihen, war sofort klar, was es dafür als Geschenk brauchte: Einen Bären.

Dass Schmid nicht nur ein leidenschaftlicher Politiker ist, sondern auch eine grosse Affinität zum Berner Wappentier hat, ist weit über die Gemeindegrenze hinaus bekannt.

Bei der Enthüllung des aus weissem Tannenholz geschnitzten Bären in seiner Wohnortgemeinde Rüti bei Büren sprach der ehemalige Magistrat mit swissinfo.ch über die Eigenschaften des Bären und über die Zukunft jener Artgenossen, die im Berner Bärenpark leben werden. Der neue Park soll im Spätherbst eröffnet werden.

Samuel Schmid hat eine Bärensammlung, die sich in den letzten 25 Jahren laufend erweitert hat. Die meisten Exemplare werden derzeit und bis Ende Juni im Schloss Chillon am Genfersee gezeigt.

Die lebensgrosse Holzstatue eines aufgerichteten Bären, die ebenfalls bereits in Chillon zu besichtigen war, belegt nun einen Ehrenplatz in Rüti mit Blick auf den «Bären», das benachbarte, gleichnamige Restaurant.

Samuel Schmid hatte sich Ende des letzten Jahres aus der Landespolitik verabschiedet, nachdem er wochenlang vor allem der Kritik der Schweizerischen Volkspartei (SVP) und einiger Medien ausgesetzt war. Die SVP hatte ihren einstigen Bundesrat zum Austritt aus der Partei gedrängt, weil dieser nicht konsequent deren politische Linie verfolgen wollte.

swissinfo.ch: Geniessen Sie Ihren Ruhestand?

Samuel Schmid: Ja, natürlich. Ich habe über 40 Jahre lang Politik gemacht. In dieser Gemeinde hier habe ich damit begonnen, als Gemeindepräsident, dann war ich zuerst im kantonalen und anschliessend im eidgenössischen Parlament und letztlich 8 Jahre in der Exekutive. Mit 62 hat man das Recht, eine andere Seite im Lebensbuch aufzuschlagen.

swissinfo.ch: Sie haben eine Bärenkollektion. Wann haben Sie damit begonnen?

S.S.: Meine Frau hat mir vor etwa 25 Jahren einen geschnitzten Holzbären aus Brienz zum Geburtstag geschenkt. Danach habe ich damit begonnen, mich nach besonderen Exemplaren umzusehen. Später habe ich auch einige geschenkt bekommen. Das ist keine wissenschaftlich zusammengestellte Kollektion. Das sind Erinnerungsstücke, die inzwischen auf etwa 50 Exemplare angewachsen sind.

swissinfo.ch: Haben Sie ein Lieblingsexemplar?

S.S.: Ja, den ersten Bären, den ich von meiner Frau geschenkt bekam, aber auch ein bronzenes Exemplar, ein Geschenk meiner Familie zur Wahl in den Bundesrat.

swissinfo.ch: Was fasziniert Sie besonders an den Bären?

S.S.: Ich bin Berner, und der Bär ist das Wappentier, das Symbol des Kantons Bern. Zum anderen ist es ein einheimisches Tier, das hier gelebt hat und das eine interessante Symbolik hat. Es ist einerseits ein Symbol der Macht, der Stärke, der Hartnäckigkeit.

Andererseits ist es – denken Sie an den Umgang der Bären mit ihren Jungen – auch ein Symbol der Geborgenheit, des Schutzes und Vertrauens. Es gibt kein zweites Tier, das diese doppelte Symbolik hat.

swissinfo.ch: Sie sollen von sich gesagt haben, dass sie dem Bären ähnlich seien.

S.S.: Das überlasse ich Anderen, das zu beurteilen. Dass die Berner gewisse Eigenheiten des Bären haben, würde ich nicht ausschliessen.

Sie sind nicht sehr laut, sondern eher ruhig und überlegt, aber wenn es darauf ankommt, sind sie gefährlicher als man glaubt und setzen sich durch.

swissinfo.ch: Der Berner Bärengraben, auch ein Symbol der Stadt Bern, ist derzeit leer, weil ein neues, artgerechtes Gehege gebaut wird. Was halten Sie davon?

S.S.: Ich bin froh, dass man ein Projekt realisieren konnte, das den Tieren viel mehr entspricht. Ich habe mich auch dafür eingesetzt.

Es war an der Zeit, denn die Haltung der Tiere in diesem Steingraben entsprach nicht mehr dem, was man heute unter artgerechter Tierhaltung versteht. Und wenn man nun den Tieren das Leben in Gefangenschaft so naturnah wie möglich machen kann, dann muss man das auch tun.

Der Ort des Bärengrabens wird seine Funktion behalten, und wir werden dort noch in diesem Jahr wieder Bären ansiedeln.

Morven McLean, Rüti bei Büren, swissinfo.ch
(Übertragung aus dem Englischen: Peter Siegenthaler)

Geboren 1947, verheiratet, drei Söhne.

Studium der Rechte an der Universität Bern mit Abschluss als Fürsprecher (1973) und Notar (1978).

Nach kurzer Tätigkeit bei der Eidgenössischen Finanz-Verwaltung (1973) Eintritt in ein Anwaltsbüro in Bern.

Ab 1978 selbständiges Advokatur- und Notariatsbüro in Lyss, ab 1998 Rechtskonsulent in Bern.

Verschiedene Führungs-Funktionen in Wirtschaft und Wirtschaftsverbänden.

Beginn der politischen Karriere als Mitglied der Legislative und später der Exekutive in der Gemeinde Rüti bei Büren.

Von 1982 bis 1993 Mitglied Berner Kantonsparlament.

Seit 1994 im Parlament, zuerst als Nationalrat (1994-1999), dann als Ständerat (1999-2000).

1998 bis 1999 SVP-Fraktionspräsident.

Am 6.12.2000 vom Parlament zum Bundesrat gewählt. Amtsantritt am 1.1.2001.

2005 war er Bundespräsident. Ende 2008 trat er zurück.

Die Skulptur des Berner Künstlers Pascal Baur ist aus einer 100-jährigen Weisstanne aus dem Rütiwald gefertigt.

Baur sagt dazu, dass es wichtig war, Holz zu verwenden, das den Geist von Schmids Region verkörpere.

Der Künstler arbeitete 77 Stunden an der Skulptur: 65 Stunden zum Sägen, 12 Stunden zum Schnitzen.

Der Bär ist 179 cm hoch (220cm inklusiv Sockel) und wiegt zwischen 300 und 400 kg.

Laut Gemeindepräsident Andreas Philipp wurde die Skulptur von der Bevölkerung gut aufgenommen. Viele seien stolz auf die Leistung ihres ehemaligen Bundesrats. Trotzdem gibt es Befürchtungen, dass der Bär durch Vandalismus Schaden nehmen könnte.

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