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Camenzind schockiert über Razzia

Die Fahrer des Giro d'Italia warten entrüstet in der Hotelhalle, bis die Razzia vorüber ist. Keystone

Für Oscar Camenzind dauerte die Razzia der italienischen Doping-Fahndungs-Behörde in San Remo am Mittwoch (06.06.) von 20.30 Uhr bis knapp vor Mitternacht. Der Schweizer zeigte sich fassungslos über das Vorgehen und tönte das Empfinden der meisten Radprofis an: "So kann man nicht mehr Rennen fahren."

Camenzind wollte nach beendetem Nachtessen den Speisesaal verlassen, um zu telefonieren. Er wurde jedoch von Beamten aufgefordert, sich hinzusetzen und vom Handy keinen Gebrauch zu machen. Dann wurde der Schwyzer einen Stock tiefer zu vier Polizisten geführt, die seinen Ausweis an sich und seine Personalien aufnahmen.

Dann wurde das Zimmers, das Camenzind mit Maximilian Sciandri (Gb) teilte, untersucht. Der Schwyzer: «Die Polizisten nahmen das Hinterste und Letzte hervor und auseinander. Ich hatte Tabletten und Ampullen mit Vitaminen und Aminosäuren dabei.» Die Sachen der beiden Fahrer wurden in einen separaten Sack gesteckt.

Nach der Durchsuchung wurde Camenzind wieder zur Récéption begleitet. «Es dauerte ewig lang», erklärte er, ehe er seine Vitamintabletten zurückerhielt, nicht aber die Ampullen; diese waren deutsch angeschrieben und von den Beamten in ihrem Verzeichnis im Computer nicht identifizierbar. Zum Schluss musste Camenzinds fünf verschiedene Formulare unterschreiben.

Nach Mitternacht konnte Camenzind ins Bett steigen, an Schlaf war jedoch noch lange nicht zu denken. Der Helfer in der Sportgruppe des Leaders Gilberto Simoni: «Ich war völlig aufgewühlt. Für mich ist diese Aktion schwer zu verstehen. Ich fragte den mich untersuchenden Polizisten, weshalb solche Kontrollen nicht in anderen Sportarten wie Fussball, Tennis oder in Formel 1 gemacht werden.»

Für Camenzind stand sofort fest, dass die Fahrer nicht zur 18. Etappe starten werden. «Acht Stunden bummeln auf dem Rennvelo bringt auch nichts. Aber so kann es nicht weitergehen. Wir Fahrer müssen auf die Barrikaden steigen.»

swissinfo und Agenturen

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